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Zischup-Interview

"Die Abwechslung in meinem Beruf ist wunderbar!"

Sarah-Louisa Müller ist Pfarrerin der evangelischen Gemeinde in Freiburg-Rieselfeld. Sie ist begeistert von ihrem Beruf. .  

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Pfarrerin Sarah-Louisa Müller  | Foto: privat
Pfarrerin Sarah-Louisa Müller Foto: privat
Zischup: Frau Müller, was hat Sie inspiriert, Pfarrerin zu werden?

Müller: Ich bin als Kind unheimlich gerne in den Kindergottesdienst gegangen und bin mit sechs Jahren auch getauft worden, weil ich das damals gerne wollte. Dann habe ich irgendwann Konfirmationsunterricht gemacht und bin Teamerin geworden. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir überlegt habe, beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, gerne in der Kirche. Und so ist der Wunsch entstanden, dass ich Theologie studiere und Pfarrerin werde.

Zischup: Seit wann sind Sie Pfarrerin?

Müller: Hier in der Maria-Magdalena-Gemeinde in Rieselfeld bin ich jetzt genau zehn Jahre Pfarrerin. Das ist eine besondere Pfarrstelle, weil hier die evangelische Gemeinde zu Hause ist, aber auch die katholische Gemeinde. Wir sind eine ökumenische Kirche.



Zischup:
Welche besonderen Herausforderungen haben Sie schon erlebt?

Müller: Herausfordernd finde ich immer wieder, wenn ein Elternteil früher stirbt, als das eigentlich passieren sollte. Oder auch wenn ein Kind stirbt. Und wenn ich dann mit der Familie die Beerdigung mache. Das ist herausfordernd, aber ich bin dann auch dankbar, dass ich das zusammen machen darf mit den Leuten.

Zischup: Welche Bedeutung hat der Glaube in Ihrem Leben und wie genau beeinflusst das Ihre Arbeit als Pfarrerin?

Müller: Natürlich gehört als Pfarrerin der Glaube immer dazu. Ich singe sehr gerne unsere Kirchenlieder. Das gibt mir viel Kraft. Musik, Kirchenmusik, das ist ein ganz wichtiger Teil von meinem Glauben – und natürlich auch das Gebet. Ich bete jeden Tag, weil es mir guttut. Aber manchmal ist mein Glaube ein bisschen weniger. Dann habe ich auch meine Zweifel oder habe meine Kämpfe. Ich bin froh, dass ich dann immer mit anderen Leuten hier in der Gemeinde zusammen bin. Das hilft bei Zweifeln, dann bauen einen andere wieder auf durch ihren Glauben, durch ihre Hoffnung.

Zischup: Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen um?

Müller: Ich bin total dankbar dafür, dass wir in einem Land leben, in dem es Religionsfreiheit gibt, in dem ich meine Religion frei leben kann und dies auch meine Kirchengemeinde tun kann. Und genauso bin ich froh darüber, dass zum Beispiel jüdische Menschen in die Synagoge gehen können, dass muslimische Menschen in die Moschee gehen können zum Beten und dass das hier alles gleichberechtigt und anerkannt ist. Ich finde es auch in Ordnung, wenn Menschen sagen: "Also, ich bin Atheistin, ich habe mit Kirche gar nichts zu tun!", oder wenn sie vielleicht einen ganz anderen Glauben haben. Wenn wir miteinander respektvoll umgehen und uns gegenseitig tolerieren und akzeptieren, schaffen wir es, dass wir friedlich in diesem Land zusammenleben können.

Zischup: Welche Arten von Aktivitäten führen Sie in der Gemeinde durch, um Gutes zu tun und anderen zu helfen?

Müller: Ein wichtiges Projekt ist zum Beispiel "Freunde von der Straße". Hierzu treffen sich viele Ehrenamtliche in der Kirche, die dann kochen und Essen vorbereiten. Es kommen ungefähr 100 Menschen aus ganz Freiburg. Manche von ihnen wohnen auf der Straße, manche von ihnen sind sehr arm. Sie bekommen ein gutes Essen und werden bedient, als wären sie im Restaurant. Das ist immer ein tolles Erlebnis.

Zischup: Wie gestalten Sie Ihre Predigten, um sie relevant und zugänglich zu machen?

Müller: Für jede Predigt ist ja für jeden Sonntag ein Text vorgesehen, ein Bibeltext. Der steht für den Sonntag fest und der wechselt jedes Jahr. Ich schaue mir den Text meistens eine Woche vorher an und nehme ihn in meine Woche mit, lese ihn zwischendrin immer mal wieder und dann arbeite ich ganz normal. Irgendwie habe ich dann immer Ideen und dann schreibe ich die Predigt für den Sonntag.

Zischup: Welche Ratschläge haben Sie für Menschen, die auf der Suche nach Erfüllung sind?

Müller: Es ist ganz wichtig, dass man sich Zeit nimmt für sich selbst. Und das ist gar nicht so einfach, weil man manchmal richtig viel zu tun hat im Leben. Ich glaube, es ist aber ganz wichtig, dass man immer wieder so kleine Momente hat zum Innehalten. Hier kann jeder selbst schauen, was das für einen ist. Manche Leute schauen dann etwas am Handy, um sich einfach abzulenken. Andere Leute meditieren zum Beispiel, andere hören gerne Musik. Wir haben hier in der Kirche immer wieder Menschen, die treffen sich einfach nur, um zusammen eine halbe Stunde in der Stille zu sitzen und zu schweigen, weil ihnen das hilft. Da finden sie Ruhe, finden zu sich selbst und haben auch eine Verbindung zu Gott. Manchmal ist es aber auch so, dass man zum Beispiel Erfüllung darin findet, etwas mit anderen zusammen zu machen. Wie die Leute, die Stadtteilfeste vorbereiten oder die zusammen im Verein sind oder in der Kirche gemeinsam im Chor singen.

Zischup: Was glauben Sie, wie groß ist die Verantwortung von dem, was Sie machen?

Müller: Wir machen natürlich einen Unterschied im Leben von Menschen. Wenn wir zum Beispiel Menschen begleiten bei einer Taufe, einer Trauung, bei einer Trauerfeier, einer Beerdigung, einer sozialen Aktion oder auch beim Konfi – dann sind wir ein ganz wichtiger Teil in einem Moment der Menschen und der Kinder und Jugendlichen. Und das ist eine ganz wichtige Aufgabe. Es ist also wichtig, dass wir dafür gut vorbereitet sind und uns auch immer wieder bemühen, sichere und gute Räume und Situationen zur Verfügung zu stellen, in denen Menschen sich wirklich wohlfühlen. Für Menschen jeden Alters, wo sie sich willkommen fühlen und wo sie auch in Kontakt kommen können mit dem Glauben und mit Gottes Segen und Gottes Liebe.

Zischup: Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?

Müller: Taufen sind immer was ganz besonders Großartiges und was besonders Heiliges. Sie sind eine meiner Lieblingsaufgaben. Ich finde es insgesamt großartig, dass dieser Beruf so abwechslungsreich ist. Es ist einfach immer etwas los. Es passieren immer wieder Dinge, die nicht vorbereitet waren und auf die man dann spontan reagieren muss. Den Wechsel von Ernsthaftigkeit und auch Fröhlichkeit in meinem Beruf finde ich erfüllend. Und deshalb habe ich für mich immer noch den besten Beruf der Welt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

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