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Wolgadeutsche

Deutsche aus Russland

Die Geschichte seiner Familie hängt stark mit der Historie der Wolgadeutschen zusammen. Zischup-Reporter David Held hat sich darum intensiv damit auseinander gesetzt.  

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Schon vor 500 Jahren kamen Geschäftsleute nach Russland, sie verkauften dort Gemüse und Werkzeug, das für die Russen noch unbekannt war. Im 17. Jahrhundert heiratete eine deutsche Prinzessin – die spätere Katharina die Große – den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Kaiser Peter III. Sie beschloss, Deutsche aus Deutschland an der Wolga anzusiedeln, weil die Schiffe dort immer ausgeraubt wurden. Sie meinte, wenn Deutsche dort leben würden, würde das nicht länger der Fall sein. Den Siedlern wurde ein Acker, Steuerfreiheit versprochen und dass sie selbst entscheiden durften, ob sie als Soldaten dienen wollten oder nicht. Etwa 120 .000 Menschen sind der Einladung gefolgt, mit großen Hoffnungen, denn sie dachten, dort würde es ihnen besser gehen, es wäre ihnen möglich dort ein Haus zu bauen und ihren eigenen Acker zu besitzen.

Und die Steuerfreiheit wäre wirklich praktisch gewesen. Doch ihre Hoffnungen schlugen fehl, sie bekamen keine Steuerfreiheit und mussten als Soldaten dienen. Sie bekamen zwar den Acker, doch für viele war das zu wenig, sie hätten genauso gut daheim bleiben können. Viele entschieden sich also schon damals für die Rückkehr nach Deutschland, das wurde aber nicht erlaubt, sondern mit dem Tod bestraft.

Als diese Methoden in Deutschland bekannt wurden, sind keine Siedler mehr nach Russland ausgewandert, weil ihnen das zu gefährlich war. Die Deutschen an der Wolga wurden bedrängt und wurden hart verfolgt. Zusätzlich hatten sie zunächst kein Waffen- und Verteidigungsrecht, das sie erst später bekamen. Die deutsche Kolonie hat sich mit der Zeit weiterentwickelt, die Menschen bauten Kirchen und Schulen und es war Pflicht in die Schule zugehen. Damit wurde erreicht, dass alle lesen und schreiben konnten. Später in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde den Deutschen dann alles weggenommen, sie wurden enteignet. Unter der Macht der Kommunisten wurden die Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan verschleppt. Die, die sich weigerten, wurden erschossen. Die Kirchen wurden zerstört, zusätzlich herrschte eine Dürre und eine Hungersnot brach aus. Es wurden mehrere Hunderttausend ausgelöscht, zum Teil meine Vorfahren, sechs Geschwister meiner Uroma sind damals umgekommen.

Im Zweiten Weltkrieg, 1941, wurden alle deutschen Bürger als Feinde im eigenen Land verschleppt und mussten für zehn Jahre in Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten. Die Rückkehr an die Wolga war bis 1956 verboten (Kommendatura). Die meisten kamen eh nicht zurück. Als 1989 endlich der eiserne Vorhang zwischen Osten und Westen fiel, war es erlaubt, nach Deutschland zu gehen.

Aber war Russland die Heimat oder Deutschland? Manche fühlten sich in Russland zu Hause und Bekannte und Verwandte leben immer noch dort. Aber manche wollten nach Deutschland, in ihre ursprüngliche Heimat, so auch meine Eltern. Sie kamen 1993 nach Deutschland und haben es noch nie bereut.

Ressort: Schülertexte

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