Grüner Strom
"Der TÜV zertifiziert den Strom mit dem Siegel ,geprüfter Ökostrom’"
Ein Zischup-Interview über erneuerbare Energien, die Berechnung des Strompreises und die Abhängigkeit von Erdgas mit Andreas Kotterer, Vertriebsleiter Industrie- und Firmenkunden der Badenova in Freiburg
Maya Scholtholt, Klasse 9a, Deutsch-Französisches Gymnasium (Freiburg)
Sa, 30. Apr 2022, 7:16 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Stellt die Badenova den Strom selbst her oder sind Sie "nur" Vermittler?
Kotterer: Badenova betreibt über ihre Tochtergesellschaften zwar viele Solar- und Windkraftwerke, die dort erzeugte Energie wird aber nicht direkt an Kunden geliefert, sondern nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vermarktet. Die Zeit, in der auf diese Weise erzeugter Strom günstig genug ist, um direkt von Verbrauchern abgenommen zu werden, beginnt jetzt erst. Künftig ist es also zum Beispiel denkbar, dass große Solarkraftwerke errichtet werden, deren Energie dann ausschließlich von einem Großverbraucher abgenommen wird. Die Badenova betreibt keinerlei Kern- oder fossile Kraftwerke.
Zischup: Verkaufen Sie auch die Stromerzeuger?
Kotterer: Badenova ist nicht nur Energielieferant, sondern auch Kraftwerksbauer, das heißt, unsere Vertriebsmitarbeiter prüfen auch, ob bei einem Kunden geeignete Bedingungen für die jeweiligen Stromerzeuger herrschen, und bieten diese Technologien dann auch komplett an. Auch Windkraftanlagen werden von Badenova errichtet, allerdings bisher nicht für industrielle Kunden. Insgesamt ist der Gasabsatz deutlich höher als der Stromabsatz.
Zischup: Welche Energieformen sind die günstigen?
Kotterer: Bei der Berechnung der Stromentstehungskosten kommt es darauf an, welche Kosten berücksichtigt werden. Bei Atomenergie wird zum Beispiel selten berücksichtigt, dass in Zukunft wahnsinnig hohe Kosten für Atomendlager entstehen werden. Unterm Strich schneiden die erneuerbaren Energien in Form von Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen oder Windkraftanlagen mittlerweile am günstigsten ab.
Zischup: Wie ist das Verhältnis von regenerativen zu fossilen Energien bei der Badenova?
Kotterer: Alle privaten Stromkunden erhalten garantiert atomstromfreien Ökostrom, bestehend zu hundert Prozent aus Wasserkraft. Das ist bei Privatkunden der Standard, Industriekunden hingegen können zwischen Ökostrom und einem Strommix wählen. Der Strommix enthält zu knapp 80 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien. Der Rest setzt sich aus fossilen Energieträgern und Kernenergie zusammen. Immer mehr Kunden entscheiden sich glücklicherweise für Ökostrom.
Zischup: Ist der Strom aus der Steckdose grün, beziehungsweise wie kann ich überprüfen, woher er wirklich kommt?
Kotterer: Der TÜV Nord überprüft regelmäßig die entsprechenden Herkunftsnachweise und zertifiziert den Strom mit dem Siegel "geprüfter Ökostrom". Das bedeutet, es ist sichergestellt, dass die von dir verbrauchte Strommenge aus erneuerbaren Quellen in den großen deutschen "Stromsee" eingespeist wurde. Rein physikalisch kannst du natürlich nicht verhindern, dass aus deiner Steckdose auch Atomstrom kommt, solange Atomstrom produziert wird.
Zischup: Zum Schluss ein paar Worte zur aktuellen Lage: Was wären die Konsequenzen, wenn wir heute den Gasbezug aus Russland stoppen würden?
Kotterer: Deutschland ist im Moment noch auf Erdgas angewiesen, weil ein Großteil der Wärmeversorgung über Erdgas läuft und auch die Industrie für ihre Produktionsprozesse riesige Mengen an Erdgas benötigt. Sollte Russland als Lieferant ausfallen, reichen die Gasliefermengen aus anderen Ländern (Norwegen, Niederlande…) nicht aus, um den Bedarf in Deutschland zu decken. Das bedeutet, dass unsere Regierung den Gasbezug aus Russland nicht einfach stoppen kann, da die Auswirkungen auf die Industrie und Wärmeversorgung zu groß wären.
Zischup: Gibt es Priorisierungen, wenn uns der Strom oder das Gas ausgeht?
Kotterer: Natürlich gibt es Maßnahmenpläne, die in so einem Fall in Kraft treten würden. Das vorhandene Gas wird dann auf die wichtigsten Verbraucher, so genannte geschützte Kunden, verteilt. Das sind zunächst mal alle Privatleute, die das Gas zum Beheizen ihrer Wohnung brauchen, sowie Krankenhäuser oder andere Einrichtungen der kritischen Infrastruktur. Industriebetriebe, die das Gas für ihre Produktion benötigen, könnten dann in diesem Notfallszenario von der Belieferung abgeschnitten werden.
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