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Zischup-Interview

"Der Beruf ist schön, aber auch hart"

Sigrun Temme lebt in Konstanz und ist von Beruf Hebamme. Michelle Köhler und Cara Schuler aus der Klasse 8a der Realschule in Teningen haben sie zu ihrem interessanten Beruf interviewt.  

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Ein kleiner Mensch ist auf die Welt gekommen.   | Foto: Uli Deck
Ein kleiner Mensch ist auf die Welt gekommen. Foto: Uli Deck
Zischup: Wie bist du Hebamme geworden?
Temme: Nach der Geburt meiner Tochter hat die Hebamme mich dazu inspiriert, da die Schwangerschaft mit ihrer Unterstützung zu einem schönen Erlebnis wurde. Ich habe mir gedacht, das möchte ich öfter erleben und hab mich dann an den Hebammenschulen in ganz Deutschland beworben.
Zischup: Nimmt dich das mit, wenn eine Geburt nicht so gut verläuft?
Temme: Also Geburten, die nicht so schön verlaufen, die hängen mir schon ein bisschen nach. Da macht man sich schon immer Gedanken drum. Und wenn man nachhause kommt, dann kann, so glaube ich, kaum eine Hebamme sich hinsetzten oder hinlegen und gleich einschlafen. Man redet schon noch viel drüber mit Kolleginnen. Und man bietet der Frau auch an, dass sie, wenn sie möchte, auch nochmal ein Gespräch hat.

Zischup: Ist der Beruf gut bezahlt?
Temme: Nein, der Beruf ist sehr schlecht bezahlt. Also wir müssten eigentlich mehr Geld bekommen. Das ist jedoch in allen pflegerischen Tätigkeiten so, sie sind einfach viel zu schlecht bezahlt. Vor allem hat eine Hebamme Verantwortung für Mutter und Kind. Seit dem 1. Januar 2020 ist es in Deutschland so, dass Hebamme jetzt nicht nur ein Lehrberuf ist, mit drei Jahren, sondern ein Studium. Also man macht einen Bachelor zum Schluss. Aber ich habe da keine gute Meinung davon, da es viel zu wenige Hebammen gibt. Wir haben einen totalen Mangel, es will keiner mehr machen, eben wegen der schlechten Bezahlung. Und ich glaube, dass die Regierung oder der Hebammenverband dem nicht guttut, wenn jetzt noch lauter studierende Hebammen kommen. Ich denke, da werden noch mehr Hebammen wegfallen.
Zischup: Weißt du, wie viele Mütter du schon bei der Geburt unterstützt hast?
Temme: Eigentlich schreibt man sich die Geburten immer auf, wobei ich nur die Spontangeburten aufschreibe und alle Kaiserschnitte nicht mehr. Also ich müsste so um die 700 haben, und das ist nicht viel. Also eine Hebamme die 35 oder 40 Jahre gearbeitet hat, die kriegt dann schon so 5000 Kinder zusammen.

Zischup: Wie lange bist du denn schon Hebamme, würdest du den Beruf weiterempfehlen?
Temme: Ich arbeite jetzt seit 23 Jahren als Hebamme. Ja, ich würde diesen Beruf schon weiterempfehlen, aber man muss sich vorher wirklich im Klaren sein, was da auf einen zu kommt. Also sprich, mit diesen Arbeitszeiten und dass man mit diesem Beruf nicht sehr reich wird. Es ist einfach ein sozialer Beruf. Die Ideologie, die dahinter steht, muss man auch ein stückweit zur Seite schieben. Denn in der Realität ist es einfach nicht so. Und Hebammen neigen dazu, sich sehr aufzuopfern. Außerdem haben wir oft Dienste, bei denen wir nicht die Zeit haben, um auf die Toilette zu gehen, um etwas zu trinken oder zu essen. Wir sind nur am Rennen und sind nur für die Frauen da. Auch wenn wir Schmerzen irgendwo haben und nicht mehr können, dann dürfen wir das nicht zeigen. Der Beruf ist schön, aber auch hart. Man darf das nicht immer ausschmücken, so ist das Leben auch nicht.
Zischup: Wie viele Stunden arbeitest du am Tag?
Temme: Eine Schicht dauert schätzungsweise acht Stunden, Nachtdienste können so um die zehn Stunden dauern. Es gibt aber auch Kliniken, da arbeiten die Hebammen zwölf Stunden am Tag und zwölf Stunden in der Nacht. Also es gibt viele verschiedene Arbeitszeiten.

Zischup: Bist du vor einer Geburt aufgeregt? Oder wird das mit der Zeit zur Normalität?
Temme: Das ist eine Typsache. Anfangs war ich natürlich aufgeregt, aber das ist ja ganz normal. Es ist natürlich auch wichtig, dass man Ruhe, Gelassenheit, Seriosität und Souveränität ausstrahlt, damit man der Frau versichert, dass sie in guten Händen ist.
Zischup: Gibt es etwas, das du schon 100mal zu den Eltern gesagt hast?
Temme: Die häufigste Frage ist, wann das Baby auf die Welt kommt. Aber das kann ich natürlich nicht vorhersagen. Sonst wäre ich schon eine reiche Frau.
Zischup: Was ist das Beste an deinem Job?
Temme: Das schönste an meinem Job ist natürlich, dass ich immer wieder dabei bin, wenn neues Leben geboren wird. Das ist einfach so ein schöner Moment, der ist einfach so ergreifend und überwältigend für alle Beteiligten. Das überwiegt einfach. Es gibt natürlich auch viele blöde Sachen, aber wenn man eine schöne Geburt erlebt, dann hebt das alles wieder auf.

Ressort: Schülertexte

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