"Cannabis ist für Jugendliche sehr schädlich"

Die Diskussion um die Teillegalisierung von Cannabis hat dazu geführt, dass viele denken, dass Cannabis ganz ungefährlich ist. Die Expertin Heidi Kuttler weist auf die besonderen Gefahren für Jugendliche hin. .  

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Heidi Kuttler   | Foto: privat
Heidi Kuttler Foto: privat
BZ: Seit April 2024 gilt ein neues Gesetz in Deutschland, Cannabis kann jetzt legal von Erwachsenen angebaut und gekauft werden. Wie sehen Sie diese Gesetzesänderung?
Ich habe die Legalisierung befürwortet, da das alte Gesetz Menschen kriminalisiert hat, die Cannabis konsumiert haben, ohne jemandem zu schaden. Aber das jetzige Gesetz ist schlecht gemacht. Es sagt beispielsweise, wie viel Cannabispflanzen jemand zu Hause anbauen darf. Wie soll denn das kontrolliert werden?

BZ: Für Jugendliche ist Cannabis immer noch nicht legal. Warum?
Weil es für Jugendliche sehr schädlich ist. Aus der Forschung wissen wir, dass besonders das sich entwickelnde Gehirn betroffen ist und sich das Gedächtnis und die Lernleistung verschlechtern. Studien zeigen, dass Menschen, die im Jugendalter mit regelmäßigem Konsum angefangen haben, einen niedrigeren IQ haben als Menschen, die erst im Erwachsenenalter konsumierten. Auch kommt es bei frühem und regelmäßigem Konsum eher zu psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen. Auch die Gefahr einer Abhängigkeit steigt.

BZ: Wie kann Prävention, also Vorbeugung, helfen, Jugendliche auf diesem Gebiet zu schützen?
Wichtig ist, das Interesse und die Neugier von Jugendlichen ernst zu nehmen. Die Jungen und Mädchen sollen gut informiert ihre Entscheidungen treffen können. Die Empfehlungen lauten: Je später jemand Cannabis probiert, desto besser. Besonders riskant sind sogenannte Edibles, zum Beispiel Cannabiskekse. Man weiß nicht, wie stark sie sind, und sind sie einmal im Körper, kann man den Rausch nicht mehr kontrollieren. Manche Jugendlichen landen dann in der Notaufnahme im Krankenhaus. Auch Mischkonsum, zum Beispiel Cannabis und Alkohol, sollte aus den gleichen Gründen vermieden werden. Volljährige sollten sich verantwortlich verhalten und jüngeren Freunden oder Geschwistern kein Cannabis geben. Einfach, weil es für diese sehr schädlich ist.


BZ: Was passiert denn, wenn Jugendliche von der Polizei beim Kiffen erwischt werden?
Die Polizei konfisziert das Cannabis und informiert die Eltern, eventuell auch das Jugendamt, wenn sie eine Gefährdung des Kindeswohls vermutet.

BZ: Wenn jemand in meinem Alter schon Probleme mit Cannabis hat, was kann er tun?
Mit den Eltern oder Freunden sprechen. Hilfe bekommt man auf jeden Fall bei der Jugend- und Drogenberatungsstelle in Lörrach oder in der Villa Schöpflin in Brombach. Die Beratung ist kostenlos und das Team hat Schweigepflicht.

Heidi Kuttler lebt in Lörrach und war 14 Jahre lang Geschäftsführerin des Suchtpräventionszentrums Villa Schöpflin in Brombach. Vor zehn Jahren hat sie sich selbstständig gemacht und ist heute bundesweit als Seminarleiterin und wissenschaftliche Beraterin für Behörden, Krankenkassen und Präventionseinrichtungen tätig.
Schlagworte: Heidi Kuttler
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