Aus dem Leben einer Meeresschildkröte

Dies ist die imaginäre Geschichte einer weiblichen Schildkröte, aus dem Jahre 2021, geschlüpft in Palau Tioman, Malaysia. .  

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Eine Meeresschildkröte auf dem Weg in den Ozean  | Foto: Fernando Frazão
Eine Meeresschildkröte auf dem Weg in den Ozean Foto: Fernando Frazão
Es ist dunkel und schleimig. Ich bin wie in eine warme Decke gewickelt, eine sehr schleimige Decke. Wer bin ich? Warum bin ich hier? Ich kann so gut wie nichts fühlen. Für zwei Monate bin ich hier schon drin. Eines Tages höre ich ein Geräusch und ein gleißend heller Lichtstrahl scheint durch das, wo auch immer ich grad drin bin. Es ertönen mehrere Geräusche, dann knackt es und meine Welt zersplittert. Plötzlich liege ich in etwas Rauem. Alles ist leuchtend hell.

Auf einmal laufe ich von ganz alleine los, die Luft riecht salzig und ich höre ein Rauschen. Ich laufe heraus aus meiner kleinen Höhle. Links, rechts, vor und hinter mir watscheln ganz viele kleine komische Echsen vorbei. Ich gucke an mir herunter und sehe, dass ich genau gleich aussehe, nur bin ich eindeutig größer als die meisten. Anscheinend gehöre ich zu dieser Gruppe. Doch das interessiert mich nicht im Geringsten, das, was mich interessiert, sind diese lustigen Vögel, die über meinem Kopf schweifen. Neben mir watschelt ein anderes Ich, ich spreche es an: "Hallo, weißt du, wo es hier hingeht?", im selben Moment gleitet dieser gleich nicht mehr so lustige Vogel, auf uns herunter und schnappt sich meinen Freund. Ich schalte einen Gang hoch.

Zwei Vögel verpassen mich sehr knapp. Ich spüre nassen Untergrund an meinen Flossen, als ich einen komischen Stoß bekomme und sich plötzlich der Boden unter mir entfernt. Ich zappele, soweit es mein kleiner Körper erlaubt. Ich war im Mund von diesem fliegenden Monstrum. Ich sehe zum Boden: Ist mein kurzes Leben jetzt schon vorbei? Dann wie in einem Wunder, lässt mich der Vogel los. Er hat wohl ein Größeres Ich gefunden. Und sogleich klatsche ich auf die Wasseroberfläche. Unter Wasser überkommt mich ein Gefühl, ein Gefühl von Sicherheit, doch das ist erst unwichtig. Ich beginne zu schwimmen. Ich schwimme, so schnell ich kann, nur weg von diesem gruseligen, vogelverseuchten Ort. Ich erkunde die Unterwasserwelt jetzt schon seit mehreren Tagen. Im kristallklaren Wasser fühle ich mich geborgen. Auf einmal höre ich laute Geräusche und alles wird dunkel, ich werde aufgewirbelt und schleudere durch das Wasser, plötzlich verfange ich mich in etwas, ich schlage herum mit meinen Flossen und versuche, mich zu befreien, mit viel Glück finde ich ein Loch und kann entwischen.

So lebe ich mein Leben, ich lerne neue Leute kennen, finde einen Partner und irgendwann kehre ich an meinen Heimatstrand zurück. Ich spüre die Nostalgie, rieche das Meer und höre das Rauschen. Ich lege meine Eier ab und schwimme in das weite Meer.
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