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Zischup-Interview mit einem Obdachlosen

Auf der Straße

Die beiden Schüler Kiana Kiana Behnood und Mahnas Ziyar aus der Klasse 9c des Freiburger Kepler-Gymnasiums haben im Rahmen des Zischup-Projektes einen Obdachlosen interviewt. Der Obdachlose wollte anonym bleiben.  

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Viele Obdachlose werden gar nicht wahrgenommen. Die Umwelt ist zu beschäftigt.   | Foto: -
Viele Obdachlose werden gar nicht wahrgenommen. Die Umwelt ist zu beschäftigt. Foto: -
Zischup: Wie ist es dazu gekommen, dass Sie auf der Straße leben?
Obdachloser: Bei mir ist die Geschichte nicht ganz so einfach. Ich bin weder Trinker noch sonst irgendwas. Ich habe angefangen zu klagen wegen versuchten Mordes und Körperverletzung, jedoch wurden meine Klagen unterdrückt. Man hat mich existenziell behindert. Und man hat mir die Hälfte meines Lebensunterhaltes entzogen. Die Wohnung wurde vom Sozialamt bezahlt. Der Vermieter hat mich angerufen, dass er die Wohnung für Eigenbedarf nutzen möchte, – und er hätte gerne, dass ich die Wohnung bis zu einem bestimmten Termin, den 1. November 2005, verlassen muss. Da ich einen Tag später noch in der Wohnung war, hat der Vermieter die Schlösser ausgetauscht, wodurch ich keinen Wohnraum mehr hatte. Von dem Tag an sitze ich auf der Straße.

Zischup: Was hatten Sie alles bei sich?
Obdachloser: Das war eine Ein-Zimmer-Mietwohnung. Ich hatte keine eigenen Möbel, da die Möbel meinem Vermieter gehörten. Deshalb war das einzige, was ich hatte, mein Rucksack, in dem alles Wichtige drin war, wie zum Beispiel wichtige Dokumente.
Zischup: Hat die Polizei Ihnen in irgendeiner Hinsicht geholfen?
Obdachloser: Meine wichtigen Sachen wurden mir auf der Straße gestohlen, jedoch hat die Polizei nicht eingegriffen, sondern mich ignoriert. Am Ende hatte ich nichts mehr. Außerdem wurde ich als Idiot dargestellt und in die Psychiatrie abgeführt. Dort haben sie mir unzählige Medikamente verabreicht.

Zischup: Hatten Sie Unterstützung von Freunden oder Verwandten?
Obdachloser: Ich distanziere mich von Leuten, da ich meine Lebenserfahrungen gesammelt habe. Das hat mich gelehrt, mich von der Gesellschaft zurückzuziehen. Dennoch ist die Gesellschaft höflich und freundlich zu mir.
Zischup: Haben Sie irgendwelche Krankheiten erlitten?
Obdachloser: Ja, durch eine Lähmung im Herz hatte ich schwere Probleme im Alltag, ich konnte zum Beispiel nicht gescheit niesen oder husten, da das einen schweren Druck auf mein Herz ausübte. Diese Lähmung wurde nicht behandeln, wodurch alles nur noch schlimmer wurde und meine Finger an der linken Hand abgestorben sind. Ich habe schwere Schmerzen. Auch heute noch.

Zischup: Wie ist Ihr Alltag?
Obdachloser: Man ist genötigt, von den Spenden der Gesellschaft zu leben. Für mich ist es wie ein Arbeitstag, da man genauso gut arbeiten könnte.
Zischup: Wie viel Geld bekommen Sie pro Tag?
Obdachoser: Man investiert unendlich viel Zeit um so viel Geld zu bekommen, dass man überleben kann. Reich wird man dabei keinesfalls, jedoch reicht das
Geld zum Überleben.
Zischup: Wie haben Sie sich das erste Mal auf der Straße gefühlt?
Obdachloser: Ich habe mich wirklich geschämt, betteln zu müssen, es war eine grausame Sache.
Zischup: Was ist Ihr Fazit?
Obdachloser: Ich wünschte mir, dass ich das Leben noch einmal neu anfangen könnte. Das Leben hier ist eine Qual. Ich habe bis jetzt 15 Winter auf der Straße ertragen müssen. Ich wünsche mir nur noch, dass ich wieder jung und gesund bin.

Ressort: Schülertexte

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