"Wir teilen Schmerz und Leid"
ZISCHUP-INTERVIEW mit der Sozialarbeiterin Daniela Been / Sie unterstützt Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben .
Paula-Sofie Beyer, Klasse 8.2, Evangelisches Montessori-Schulhaus (Freiburg)
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Meine Nachbarin Daniela Been ist 41 Jahre alt und arbeitet als Sozialpädagogin bei Frauenhorizonte. Frauenhorizonte ist ein professionelles Team aus Sozialpädagoginnen und Psychologinnen, die Frauen und Mädchen helfen, die sexuelle Gewalt erlitten haben. Frauen und Mädchen können unabhängig von Herkunft, Lebensform und Behinderungen zu ihnen kommen. Im Interview habe ich, Paula-Sofie Beyer aus der Klasse 8.2 des Evangelischen Montessori-Schulhauses in Freiburg, sie zu ihrer Tätigkeit befragt.
Daniela: Wir sind eine Beratungsstelle und ein Frauennotruf. Wir beraten, unterstützen und begleiten Frauen und Mädchen die sexuelle Gewalt erlebt haben. Die Frauen und Mädchen können rund um die Uhr bei uns anrufen. Wir sagen zu, in 20 Minuten bei ihnen zu sein.
Zischup: Seit wann arbeitest du bei Frauenhorizonte?
Daniela: Ich arbeite seit dem Studium als Beraterin und seit fünf Jahren bei Frauenhorizonte.
Zischup: Wieso kommen Frauen und Mädchen zu dir?
Daniela: Sie kommen zu uns, weil sie irgendeine Form von sexueller Gewalt erlebt haben, das heißt, dass sie etwas tun mussten, was sie im Bereich von Sexualität nicht wollten. Oder es kann sein, dass sie sexistisch angesprochen wurden, dass sie berührt wurden, wo sie es nicht wollten. Es reicht also von sexueller Belästigung bis hin zur Vergewaltigung. Die meisten Frauen und Mädchen, die zu uns kommen, haben eine Vergewaltigung erlitten.
Zischup: Wie hilfst du den Frauen und Mädchen?
Daniela: Wenn Frauen und Mädchen in einer Krise sind, weil sie sexuelle Gewalt erlebt haben, dann hilft erst einmal, da zu sein, zuzuhören und zu schauen, wie die Frauen und Mädchen zu mehr Stabilität kommen können. Wir beraten sie psychologisch. Da ist es sehr wichtig, selbst stabil zu sein. Zudem biete ich praktische Hilfe an, indem ich sie bei den nächsten wichtigen Schritten unterstütze. Zum Beispiel: Was kommt bei der Polizei auf mich zu, wenn ich anzeige, was mir passiert ist? Was passiert, wenn ich bei Gericht bin? Ich sitze bei Gericht an der Seite der Frauen und Mädchen. Es hilft ihnen oft schon, wenn sie spüren, dass ein Mensch ihnen glaubt, an ihrer Seite ist und mit ihnen durch die schwere Zeit geht.
Zischup: Was für ein Fall ist dir in Erinnerung geblieben?
Daniela: Mir bleiben die Frauen und Mädchen meistens in Erinnerung. Ich bin über einen gewissen Zeitraum eng mit ihnen verbunden und teile Schmerz und Leid, aber auch viel Zuversicht mit ihnen. Wenn man gemeinsam von der Anzeige bis zum Gerichtsprozess gegangen ist, hat man sehr viele intensive Momente miteinander erlebt, sodass ich die meisten Frauen und Mädchen in Erinnerung behalte. Oft bewundere ich sie, wie sie sich da raus kämpfen und wie sie es schaffen, ihren Weg weiterzugehen.
Zischup: Was braucht man für eine Berufsausbildung für diese Arbeit?
Daniela: Also, wenn man wie ich als Beraterin arbeitet, dann sollte man Sozialpädagogik studiert haben oder eine andere pädagogische Form. Man sollte zudem eine Zusatzausbildung in Gesprächsführung haben, wie zum Beispiel in systemischer Beratung oder in Gestaltberatung. Ich habe eine Weiterbildung in Traumaberatung, weil wir in der Beratungsstelle mit ganz vielen Frauen und Mädchen zu tun haben, die traumatisiert sind.
Zischup: Wieso arbeitest du bei Frauenhorizonte?
Daniela: Ich habe schon im Studium gemerkt, dass ich gerne mit Menschen arbeiten will. Deswegen habe ich auch soziale Arbeit studiert. Dann habe ich gemerkt, dass ich besonders gerne in der Beratung arbeite und auch besonders gerne mit Frauen und Mädchen. Die Arbeit gibt mir viel Sinn und ist eine große Herausforderung. Sie ist sehr abwechslungsreich.
Zischup: Wie finanziert sich Frauenhorizonte?
Daniela: Den Großteil finanziert die Stadt Freiburg. Den Rest erhalten wir durch Spenden oder Bußgelder, die von der Stadt eingezogen werden. Zudem nehmen wir Honorare durch Präventionsveranstaltungen und Workshops ein, die wir durchführen.
Zischup: Seit wann gibt es Frauenhorizonte schon?
Daniela: Uns gibt es seit 30 Jahren. Letztes Jahr hätten wir eigentlich Jubiläum gefeiert. Das holen wir aber nach, sobald die Situation es zulässt.
Zischup: Wie viele Mitarbeiterinnen sind dort beschäftigt?
Daniela: Wir wachsen von Jahr zu Jahr. Wir sind neun Frauen im Standteam und fünf Frauen in Berufsbereitschaft, die in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen da sind. Außerdem haben wir noch ein Team für die Prävention.
Zischup: Wo ist die Beratungsstelle?
Daniela: Wir sind ziemlich zentral an der Johanneskirche in einem alten Haus mit vier anderen Einrichtungen, die auch speziell für Frauen und Mädchen da sind.
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