Zischup-Interview

"Wir sind eine Fußballschule und keine Profifabrik"

Junge Fußballtalente beim SC Freiburg lernen nicht nur kicken. Niklas Bausch und Jan Köhler, beide Schüler der Klasse 8c der Staudinger Gesamtschule, im Gespräch mit Stefanie von Mertens, Pädagogin an der Freiburger Fußballschule.  

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Stefanie von Mertens   | Foto: privat
Stefanie von Mertens Foto: privat
Zischup: Frau von Mertens, was machen Sie eigentlich genau an der Freiburger Fußballschule?
Mertens: Ich bin hier die pädagogische Leiterin und gebe Deutschunterricht für ausländische Fußballtalente.
Zischup: Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Mertens: Ich habe 1997 als Deutschlehrerin für die ausländischen SC Profis angefangen. Da gab es die SC-Schule noch nicht. Später wurde es dann immer mehr und ich wurde dann pädagogische Leiterin.
Zischup: Wie sieht Ihr Alltag aus?
Mertens: Wenn ich morgens komme, ist meist wenig los. Also mache ich Sachen am Computer oder kaufe für das Internat ein. Mittags ist dann meist mehr los, da die Jungs von der Schule kommen. Also muss ich bei Deutschhausaufgaben helfen oder einfach mal mit ihnen zum Arzt gehen.
Zischup: Wie war der Anfang ihres Berufes?
Mertens: Natürlich gab es eine Einfindungsphase, da ich davor nichts mit Fußball zu tun hatte. Ich musste den Fußball und die Jugendlichen verstehen.


Zischup:
Sie kennen als SC Freiburg-Fan das Heimspiel-Heft. Im letzten Heimspiel sagte der gebürtige Berliner SC-Profi Maximilian Philipp, dass er, als er nach Freiburg kam, sich wie in einer großen Familie gefühlt hat. Wie schaffen sie diese Atmosphäre?
Mertens: Die Jungs wissen immer, wohin sie gehen können, wenn sie Probleme haben. Wir sind immer für sie da und natürlich muss man sie immer als normale Heranwachsende sehen. Zudem versuchen wir, ein familiäres Umfeld zu schaffen. Wir feiern zum Beispiel immer die Geburtstage.
Zischup: Ist ihr Beruf auch manchmal anstrengend?
Mertens:
Wenn viele Sachen zusammenkommen, kann es schon mal anstrengend werden. Da es in meinem Beruf nie ganz klar ist, ob noch etwas dazu kommt, kann es immer sein, dass ich gerade gehen möchte und dann plötzlich angerufen werde und dann nochmal eine Stunde länger arbeiten muss.
Zischup: Wie haben sie sich um den Job beworben?
Mertens: Als erstes habe ich den Sport-Club angefragt, ob sie einen Deutschlehrer für die Fußballschule brauchen. Als ich kam, gab es den Job als Pädagogin beim SC noch gar nicht. Ich bin dann in den Job quasi reingewachsen.

Zischup: Was war ihr schlimmster Moment bei der Freiburger Fußballschule?
Mertens: In meinem Job gibt es eher traurige als schlimme Momente. Zum Beispiel hatte ein Spieler zwei Kreuzbandrisse hintereinander. Er hatte ein Jahr auf seinen Wiedereinsatz gewartet und im ersten Training nach seiner schweren Verletzung sich gleich wieder einen Kreuzbandriss zugezogen. Damit war seine kurze Fußballkarriere endgültig beendet. Aber es gibt nicht den schlimmsten Moment.
Zischup: Was war denn Ihr schönster Moment?
Mertens: Auch den schönsten Moment gibt es nicht. Natürlich ist es schön mit der A-Jugend zum DFB-Pokal-Finale nach Berlin oder mit den Profis zu einem Auswärts-Europapokalspiel zu fahren.
Zischup: Es gibt so viele junge SC- Spieler, die es nicht in den Profikader schaffen, wie bringen sie es ihnen bei?
Mertens: Auf jeden Fall muss man das Gefühl vermitteln, dass er, auch wenn er es nicht in den Profikader schafft, trotzdem ein guter Fußballer ist. Wir helfen den Jungs dann einen neuen Beruf zu finden und vielleicht noch einen Job als Fußballer in der vierten oder fünften Liga. Wichtig ist zu verstehen, dass wir eine Fußballschule und keine Profifabrik sind.

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