Account/Login

Interview

Wie fair ist der Kakaoanbau? Ein Freiburger Verein hat in Ghana eine Doku gedreht

  • So, 30. Juni 2024, 07:00 Uhr
    Gastronomie

     

Der Sonntag Trotz Zertifikaten sind Lieferketten oft ungerecht. Die Freiburger Initivative German-African Insight hat einen Film über Kakaoanbau gedreht. Saskia Faller war dabei und hat Tipps für Schokoladenfans.

Eine Kakaobäuerin in Ghana beim Wenden der Kakaobohnen zum Trocknen  | Foto: Emeka Udemba
Eine Kakaobäuerin in Ghana beim Wenden der Kakaobohnen zum Trocknen Foto: Emeka Udemba

BZ: Warum war es Ihnen wichtig, diesen Film zu drehen?

Saskia Faller: Im Rahmen des Projekts "Mindchangers: Let’s talk about Lieferkettengesetz" der Europäischen Union haben wir uns vorgenommen, die Lieferkette von Kakao zu hinterfragen und uns für Ghana als einen der größten Kakaoproduzenten entschieden. Meine Eindrücke waren, dass Ghana im Vergleich zu anderen westafrikanischen Ländern eine gute Infrastruktur hat und das Leben auf dem Land von Forst- und Landwirtschaft geprägt ist. Es gibt in der Region um die Stadt Kumasi, wo wir unterwegs waren, viele Kakao- und Palmölplantagen.

BZ: In Kumasi haben sich im Jahr 2021 Fairtrade-Organisationen getroffen.

Faller: Ja, und es wurde uns von den Kakaobauern erzählt, dass es immer wieder private oder ehrenamtliche Organisationen gibt, die zu ihnen kommen. Ob diese im In- oder Ausland als Initiative entstanden sind, können wir nicht nachvollziehen. Aber es gibt Initiativen von Kakaobauern im Inland, die sich mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, mehr Geld für ihre Ernte zu bekommen. Wir haben bei unserer Reise in Accra auch die World Cocoa Foundation besucht, die sich ebenfalls dafür einsetzt.

Saskia Faller  | Foto: Faller
Saskia Faller Foto: Faller

BZ: Das stimmt ja zuversichtlich, doch im Film sagt ein Kakaobauer, dass er oftmals am Ende der Zusammenarbeit doch keine richtige oder vollständige Unterstützung bekommen habe.

Faller: Dazu kann ich keine Einschätzung geben, aber wir können in den vergangenen Jahren hier im globalen Norden Greenwashing immer mehr beobachten. Und es gibt etliche Zertifikate, die man hinterfragen kann. Wer das tun möchte, kann sich als Konsument und Verbraucher beispielsweise bei der unabhängigen Fairtrade-Zertifizierungsstelle Flocert informieren. Denn nicht jedes Zertifikat hat meines Erachtens einen guten, nachhaltigen Ansatz. Jeder muss sich selbst eine Meinung bilden, welchen Wert und Inhalt es liefern soll.

"Meiner Meinung nach liegt die Verantwortung bei den Ankäufern des globalen Nordens."Saskia Faller

BZ: Wie kann es gelingen, dass der Kakaopreis in den afrikanischen Anbauländern bestimmt und der Kakao auch im Land verarbeitet wird?

Faller: Der Kakaopreis wird in Ghana durch Cocobod festgelegt, eine staatliche Kontrollinstanz. Hier sollte der Einfluss der Weltmärkte- und der Welteinkäufer eher hinterfragt werden, als die Bestimmung des Ankaufspreises im Herkunftsland. Meiner Meinung nach liegt die Verantwortung bei den Ankäufern des globalen Nordens. Wenn diese weniger profitorientiert und dafür mehr ressourcenorientiert kaufen und produzieren würden, könnte das die Grundvoraussetzung ändern. Wir können aktuell die Kakaobauern am besten durch Aufklärung und Sichtbarkeit der Anbau- und Abkauf-Konditionen unterstützen. Die Gesellschaft sensibilisieren und Zusammenhänge, ja sogar Abhängigkeiten von Afrika aufzeigen. Und transparent machen, wie viel Afrika im Alltag von jedem Einzelnen von uns ist.

BZ: Als Schokoladenliebhaber habe ich also einen nicht unerheblichen Einfluss.

Faller: Ja. Gern mal Produkte aus fairem Handel oder Eine-Welt-Läden kaufen und auf Anbieter zurückgreifen, die einen Hinweis geben, woher der Kakao kommt, ob etwa Fairtrade oder Genossenschaften damit unterstützt werden. Schokolade bewusst essen und auch die Lieferkette dahinter wertschätzen und hinterfragen. Viele trinken ihren Kakao oder auch Kaffee so, als würde er direkt vor der Haustür wachsen. Man wertschätzt eine teure Markenjacke mehr als eine gute Kakaobohne, obwohl viel Zeit und personelle Ressourcen gebraucht werden, um Kakao anzubauen, zu ernten und dann auch noch zu verarbeiten. Gut ist es auch, Schokolade zu kaufen, die im Kakaoland produziert wird und nicht außerhalb.

Info: Saskia Faller ist Projektberaterin für westafrikanische Initiativen und unterstützt den Verein German-African Insight. Dessen Fokus liegt auf Integrations- und Flüchtlingsarbeit. Mit Vorstand Emeka Udemba war sie in Ghana. Dort entstand "Akwanteng", eine Doku über Kakaobauern. Internet: german-africainsight.de. Anfragen zu Filmvorführungen an [email protected]. Fairtrade: www.flocert.net/de

Ressort: Gastronomie

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren


Weitere Artikel