"Viele schöne Situationen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit einem Pflegevater über das Zusammenleben mit Kindern, die kommen, kurz bleiben und wieder gehen. 4 min
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Immer wieder müssen Kinder vom Jugendamt aus ihren Familien geholt werden. Das passiert zum Beispiel, wenn die Eltern aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer Sucht nicht mehr dazu in der Lage sind, ihre Kinder gut zu versorgen. Oder wenn sie ihren Kindern gegenüber gewalttätig wurden. Bis geklärt ist, was in der Herkunftsfamilie alles anders werden muss, kommen die Kinder vorübergehend in sogenannte Bereitschaftspflegefamilien. Yannick Ivenz aus der Klasse 9a des Freiburger Wentzinger-Gymnasiums hat mit dem Vater einer solchen Familie gesprochen. Dieser wollte anonym bleiben.
Pflegevater: Mitarbeiter des Jugendamts rufen uns an und fragen, ob wir gerade Zeit haben, das Kind abzuholen oder ob sie es bringen können. Manchmal werden die Kinder auch von der Polizei gebracht. Dann bekommen wir die nötigsten freigegebenen Informationen zum Kind. Meistens weiß man erst mal nicht sehr viel. Manchmal werden uns auch noch Reste von Babynahrung oder Kleidung, die in der Wohnung der Eltern gefunden oder von den Eltern mitgegeben wurden, weitergegeben.
Zischup: Was machen Sie dann, wenn die Kinder da sind?
Pflegevater: Meistens richten wir ihnen erst einmal ein Zimmer mit allen nötigen Sachen ein. Dann binden wir sie in der nächsten Zeit einfach so gut es geht in den Alltag mit ein. Bei uns ist es oft ziemlich trubelig, und es ist ja alles ganz anders als gewohnt, da gibt es viel Ablenkung für die Kinder, und sie müssen sich erst mal orientieren.
Zischup: Sie haben ja auch eigene Kinder. Bekommen die Pflegekinder dann mehr Aufmerksamkeit?
Pflegevater: Ja, die Pflegekinder bekommen vor allem in der ersten Zeit meist mehr Aufmerksamkeit, da wir erst einmal herausbekommen müssen, wie sich die Kinder so verhalten und was sie brauchen. Das müssen wir dann auch dem Jugendamt rückmelden.
Zischup: Wie genau wird das dann rückgemeldet?
Pflegevater: In den ersten Tagen telefonieren wir regelmäßig mit den zuständigen Mitarbeitern. Wir sagen, ob uns etwas Besonderes auffällt und zum Beispiel ob es Anzeichen für körperliche Misshandlungen gibt wie blaue Flecken. Nach einiger Zeit müssen wir einen Bogen ausfüllen. Da schreiben wir zum Beispiel rein, ob das Kind altersgemäß entwickelt ist oder ob es sich etwa in bestimmten Situationen oder generell auffällig verhält. Wir besprechen auch, wie wir dem Kind am besten helfen können. Manchmal ist die Unterstützung von Fachleuten nötig.
Zischup: Bekommen Sie auch Geld vom Jugendamt, also für Essen oder Kleidung der Kinder?
Pflegevater: Ja, wir bekommen pro Tag eine Aufwandspauschale, die die zusätzlichen Ausgaben, die für das Kind anfallen, ausgleicht und auch unsere Erziehungsleistung beinhaltet.
Zischup: Wie lange bleiben die Kinder denn so bei Ihnen?
Pflegevater: Es sollte nicht länger als um die drei Monate sein, kann aber auch kürzer oder sehr viel länger dauern. Die längste Zeit, die ein Kind bei uns war, waren eineinhalb Jahre.
Zischup: Haben Sie auch noch Kontakt zu den Kindern, wenn sie nicht mehr bei Ihnen wohnen?
Pflegevater: Der Kontakt wird in der Regel komplett abgebrochen, um das Kind nicht weiter zu verwirren. In ganz seltenen Fällen, zum Beispiel wenn die Kinder in eine Einrichtung umgezogen sind, kann der Kontakt eventuell gehalten werden. Da muss man dann aber schauen, ob das für beide Seiten auch passt und ob der Kontakt vom Jugendamt befürwortet wird.
Zischup: Wie viele Kinder waren schon bei Ihnen?
Pflegevater: Bisher waren es insgesamt 21 Kinder.
Zischup: Macht Ihnen diese Tätigkeit Freude?
Pflegevater: Ja, im Großen und Ganzen ist das eine sehr schöne und erfüllende Aufgabe. Klar gibt es auch nicht wenige schwierige, anstrengende, frustrierende oder traurige Phasen, aber man kann einfach dabei mithelfen, wichtige Grundsteine für den weiteren Lebensweg der jungen Menschen zu legen. Man sollte auch nicht nur das Schwierige und Dramatische an dieser Tätigkeit in den Vordergrund stellen. Mit den Kindern entstehen so viele lustige und schöne Situationen, und eine gute Portion Humor macht vieles einfacher.
Zischup: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß mit den Pflegekindern!