Auffangstation für Eichhörnchen
"Viele der jungen Eichhörnchen stürzen aus dem Nest ab"
Sich um verletzte und verwaiste Eichhörnchen zu kümmern und diese wieder aufzupäppeln, verlangt ziemlich viel Arbeit und Verantwortung, aber auch Liebe. In Freiburg-Kappel tut genau dies Stephanie Buchholz. Ein Interview.
Svea Budde, Klasse 9a, Deutsch-Französisches Gymnasium (Freiburg)
Sa, 30. Apr 2022, 7:20 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie fing alles an?
Buchholz: Am letzten Tag vor den Sommerferien 2009 haben Schüler des Bertold-Gymnasiums ein fünf Wochen altes verletztes Hörnchen zu mir gebracht, damit ich ihnen als Bio-Lehrerin weiterhelfen kann. So entwickelte sich eine neue Leidenschaft für mich.
Zischup: Wie alt und in welchem Zustand werden die meisten aufgefunden?
Buchholz: Die meisten sind zirka sechs Wochen alt, da sie in dem Alter anfangen, selbstständig aus dem Kobel, ihrem Nest, zu klettern. Dabei stürzen sie ab und verlieren den Kontakt zur Mutter.
Zischup: Wie vielen Eichhörnchen helfen Sie etwa pro Jahr und wie vielen haben Sie dieses Jahr schon geholfen?
Buchholz: In den vergangenen Jahren jeweils zwischen 50 und 100 Eichhörnchen. Vergangenes Jahr waren es 72; seit Januar waren es bis jetzt zwei erwachsene Eichhörnchen. Die meisten kommen zwischen März und April und dann erst wieder im August.
Zischup: Wo bringen Sie die Eichhörnchen unter, bis sie wieder gesund sind?
Buchholz: In den ersten sechs Wochen sind sie nur in einer kleinen Tragebox, welche zirka so groß wie ein Fußball ist, da die Hörnchen in dem Alter nur trinken und schlafen. Im Alter von sechs bis acht Wochen sind sie in einer Zimmer-Voliere, die zwischen einem und zwei Quadratmeter groß und eineinhalb Meter hoch ist. Erst mit acht Wochen können sie dann in die Außenvoliere, diese ist sechs Quadratmeter groß und zwei Meter hoch; dort bleiben sie, bis sie das Alter von zwölf Wochen erreicht haben. Sobald es den Eichhörnchen dann wieder gut geht, werden sie an ihrem Fundort ausgewildert.
Zischup: Was ist mit den Kosten?
Buchholz: Die Kosten übernehme ich alle selber. Es gibt aber glücklicherweise ab und zu nette Spender.
Zischup: Sich um die Eichhörnchen zu kümmern, bedeutet sicherlich viel Arbeit. Bekommen Sie dabei Unterstützung?
Buchholz: In den vergangenen zwei Jahren hat sich eine Gruppe von sieben bis acht Frauen gebildet, die mich unterstützt.
Zischup: Was sollte man tun, wenn man ein verletztes Eichhörnchen findet?
Buchholz: Wenn es verletzt ist, sollte man es in eine Box mit Handtuch packen und mir bringen. Es ist kein Problem, wenn man das Eichhörnchen vorsichtig anfasst, wichtig ist, dass es warm bleibt. Für den Fall, dass man ein sehr kleines, geschwächtes Hörnchen findet mit noch geschlossene Augen, kann man es eventuell schaffen, dass es die Mutter wieder holt. Wenn die Finder mich anrufen, kann ich sie dazu beraten und unterstützen.
Zischup: Gibt es einen Grund dafür, dass Sie so eine große Leidenschaft für diese Tiere entwickelt haben?
Buchholz: Ich habe mich bereits früher um Fledermäuse gekümmert. Ich bin der Meinung, dass man, egal für welches Tier, solch eine Leidenschaft entwickeln kann, wenn man sich wirklich darauf einlässt.
Zischup: Gab es für Sie einen besonders schönen Moment mit den Eichhörnchen?
Buchholz: Ja, erst dieses Jahr: Mir wurde ein erwachsenes Eichhörnchen mit Schnappatmung gebracht. Ich dachte, dass es in diesem Zustand nicht mal die erste Nacht überleben würde. Ich habe wirklich alles versucht – und es hat über fünf Wochen jeden Tag Fortschritte gemacht. Prana konnte anfangs nicht mal sitzen, es war im Laufe der Tage schön, zu sehen, wie sie dann anfing, kleine Schritte zu gehen. Als Prana wieder am Fundort ausgewildert werden konnte, ist sie rausgerannt und auf den nächsten Baum geklettert. Sie wusste genau, wo sie ist.
Zischup: Wie kann man Sie am besten unterstützen?
Buchholz: Wir suchen noch jemanden, der am Wald wohnt und Platz für eine etwa sechs Quadratmeter große Voliere hat. Die Person sollte diese bauen und den Hörnchen in den letzten vier Wochen Futter herauslegen und sie betreuen. Darüber hinaus sind Geldspenden stets eine große Hilfe.
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