"Über 500 Masken genäht"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Nicole Wischmann, die für einen mobilen Pflegedienst arbeitet, über ihre Arbeit in Corona-Zeiten.
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Das Coronavirus hat auch die Arbeit von mobilen Pflegediensten verändert. Was seit Beginn der Pandemie anders ist, erzählt Nicole Wischmann Zischup-Reporter Janis Wischmann, Schüler der Klasse 8e der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach. Ein Interview zwischen Mutter und Sohn.
Wischmann: Der Pflegedienst heißt CCI Pflegedienst KG – von Mensch zu Mensch und hat sein Büro in Vogtsburg. Wir besuchen Klienten von Breisach über Vogtsburg bis nach Sasbach. Unsere Klientenzahl liegt im Schnitt so bei 120 im Alter von 60 bis 100.
Zischup: Wie alt ist der älteste Klient?
Wischmann: Es ist eine Dame im Alter von 97 Jahren.
Zischup: Was habt ihr zu Beginn der Corona-Pandemie als Schutzausrüstung verwendet?
Wischmann: Anfangs konnten wir noch mit Mund-Nasenschutz und Einmalhandschuhen unseren Dienst fahren. Doch schnell waren da die Lieferketten unterbrochen, so dass wir zu selbstgenähten Masken greifen mussten. Später trafen dann die FFP-2-Masken ein: Seitdem können wir uns und unsere Klienten noch besser schützen.
Zischup: Seit einem Jahr ist nun schon das Coronavirus bei uns, wie gehen die Seniorinnen und Senioren mit der Situation um?
Wischmann: Einige wollten anfangs auf unsere Unterstützung verzichten, aus Angst und großer Verunsicherung, sie könnten sich anstecken. Doch durch gute Aufklärung und ein sehr gutes Hygienekonzept konnten wir ihnen die Ängste nehmen. Wir sind schon vor den Schulschließungen Anfang letzten Jahres nur noch mit Masken und Einmalhandschuhen zu Hausbesuchen gewesen. Das A und O ist noch dazu die Händedesinfektion vor und nach dem Hausbesuch.
Zischup: Gab es weitere Vorsichtsmaßnahmen?
Wischmann: Unsere Pflegekräfte wurden in drei Gruppen eingeteilt, wovon jeweils eine Gruppe eine Woche lang die Klienten besucht hat und die anderen Gruppen frei hatten. Das heißt, im Ernstfall konnten wir immer eine Gruppe aus dem Frei holen, falls eine Gruppe in Quarantäne gemusst hätte. So sind wir sehr gut über die erste Welle gekommen. Seitdem werden unsere Klienten nur noch mit FFP-2-Masken besucht. Über die Weihnachtszeit bis Neujahr haben wir das Personal täglich mit einem Schnelltest getestet. Bis heute wird das Personal mindestens zweimal in der Woche getestet.
Zischup: Hat jeder seine Masken selbst genäht?
Wischmann: Nein, es waren vier Mitarbeiterinnen, die über ein Wochenende mehr als 500 Masken genäht haben.
Zischup: Woher hatten diese Mitarbeiterinnen den Stoff?
Wischmann: Am Anfang hat jeder seine Reste zusammengesucht und dann hat die Geschäftsleitung Stoff bestellt und zur Verfügung gestellt.
Zischup: Tragen eure Klienten Masken, wenn der Pflegedienst vorbeikommt?
Wischmann: Ja, wenn wir die Häuslichkeit betreten, ziehen fast alle Klienten einen Mund-Nasenschutz auf. Die meisten wollen das schon von sich aus. Sie sagen, dass sie das machen, damit das Pflegepersonal geschützt sei und ihnen erhalten bleibe. Es gibt aber auch Klienten, die aus gesundheitlichen Gründen keinen Mund-Nasen-Schutz anziehen können.
Zischup: Bekommen die Klienten die Masken von Euch?
Wischmann: Wir haben Mitte des vergangenen Jahres jedem unserer Klienten einen selbstgenähten Mundschutz geschenkt. Doch mittlerweile haben alle Klienten sich auch selbst mit Masken eingedeckt.
Zischup: Wie viele Masken oder andere Materialien verbraucht ihr in einer Woche?
Wischmann: Wir benötigen etwa 65 FFP-2-Masken, ein Liter Händedesinfektionsmittel und rund 1300 Handschuhe in der Woche. Für die Testung benötigen wir zusätzlich Schutzanzug, Schutzbrille und OP-Kopfhauben und etwa 40 PCR-Tests.
Zischup: Seit wann arbeitest du bei dem Pflegedienst und wie viele Mitarbeiter seid ihr?
Wischmann: Ich bin jetzt seit 20 Jahren bei diesem Pflegedienst tätig, und alle zusammengenommen sind wir ein Team von 24 Mitarbeitern.
Zischup: Nach so vielen Jahren beim Pflegedienst hast du ja bestimmt schon einiges erlebt. Was war das Ereignis, welches du nie vergisst?
Wischmann: Es gibt da so einige nette Begegnungen mit Klienten zum Beispiel, dass ich zum Geburtstag eine Schwarzwälder Kirschtorte geschenkt bekommen habe, oder auch, dass ein Klient mit mir per Fahrrad nach Paris fahren wollte. Die Klienten zeigen uns oft ihre Dankbarkeit.
Die Pandemiesituation hat uns gezeigt, wie stark der Zusammenhalt im Team sein kann. Einer ist für den anderen da.
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