"Trotz aller Schwierigkeiten zufrieden"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Gemüseproduzent Michael Stahl über sein Geschäft in der Corona-Krise, komplizierte Auflagen und einen gesteigerten Absatz.
Moritz Stahl, Klasse 9a, Max-Planck-Gymnasium (Lahr)
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Zischup-Reporter Moritz Stahl aus der Klasse 9a des Max-Planck-Gymnasiums in Lahr hat seinen Vater Michael Stahl über die Veränderung seines Gemüsebau-Geschäfts in der Corona Krise interviewt. Michael Stahl ist Geschäftsführer der Gemüsebau Huber GmbH in Friesenheim. Die Gärtnerei produziert verschiedene Salate sowie Brokkoli und Rucola. Verkauft wird das Gemüse zum Beispiel über Lebensmitteleinzelhändler wie Edeka und Kaufland.
Stahl: In der Gärtnerei arbeiten hauptsächlich Erntehelfer aus Rumänien, diese durften aufgrund der Einreisebeschränkungen nicht nach Deutschland einreisen.
Zischup: Was habt ihr dann ohne die benötigten Erntehelfer gemacht?
Stahl: Wir haben über Zeitungsannoncen nach lokalen Erntehelfern gesucht, worauf sich über 100 Freiwillige gemeldet haben. Mit einigen dieser Freiwilligen konnten wir die Zeit überbrücken, bis wieder Erntehelfer einreisen konnten. Dabei ging die Spanne von 13-jährigen Schülern bis zu 83-jährigen Rentnern. Langfristig wäre das allerdings keine Lösung gewesen, da die gewünschten Arbeitszeiten nur sehr schwer zu koordinieren waren.
Zischup: Denkst du, dass im Sommer langsam wieder Normalität im Betriebsablauf einkehren wird?
Stahl: Bisher sieht es nicht danach aus, auch im Moment müssen wir uns an viele Hygieneauflagen, Einreiseauflagen der Erntehelfer und auch Testbestimmungen bei der Einreise halten.
Zischup: Gab es für dich auch Vorteile in der Corona-Krise?
Stahl: Ein klarer Vorteil war, dass der Absatz eher gestiegen ist, da wir sehr stark mit dem Lebensmitteleinzelhandel zusammenarbeiten. Die Restaurants sind zu, viele kochen selbst und jeder kann einen Salat zubereiten. Allgemein ist im letzten Jahr die Nachfrage nach regional erzeugten Produkten gestiegen.
Zischup: Was waren im Gegenzug die größten Nachteile?
Stahl: Die größten Nachteile waren die Auflagen, die zu beachten waren, wie zum Beispiel die Quarantänestationen, die umständlichere Einteilung der Arbeitsgruppen aufgrund der Hygiene und der schwierigere Einreiseprozess. Zeitweise durften die Erntehelfer nur auf dem Luftweg einreisen. Das führte dazu, dass wir einmal sogar unsere Erntehelfer in Düsseldorf abholen mussten.
Zischup: Du hast jetzt seit neuestem eine Schnellteststation im Betrieb. Wie wird sich das auf den Arbeitsablauf auswirken und was bedeutet das für den Betrieb?
Stahl: Die Mitarbeiter werden jetzt in regelmäßigen Intervallen getestet, um eine gewisse Sicherheit zu haben, falls es zu einem Coronafall kommt, damit es sich nicht im ganzen Betrieb ausbreitet. Das wirkt sich auf jeden Fall positiv auf den gesamten Betrieb aus und auch der Arbeitsablauf wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Zischup: Was hat sich noch geändert?
Stahl: In den Büros wie auch in den Wohncontainern, in denen die Erntehelfer schlafen, mussten Trennwände eingebaut werden. Die Raumbelegung musste geändert werden, es gibt versetzte Essenszeiten. Wir mussten mehr Transportmöglichkeiten anschaffen, um die Leute zu transportieren, da nur kleinere Arbeitsgruppen erlaubt sind als im Normalbetrieb. Insgesamt waren es viele organisatorische Dinge, die zu bewältigen waren, um alle Maßnahmen zu erfüllen.
Zischup: Meine abschließende Frage ist: Sind Landwirte eher Gewinner oder eher Verlierer in der Coronapandemie?
Stahl: Das hängt sehr stark vom Absatzweg ab. Gewinner sind klar die, die mit dem Einzelhandel zusammenarbeiten, Marktstände oder Hofläden besitzen. Diese Gruppe hat einen größeren Absatz als in den vorherigen Jahren. Sehr große Probleme mit dem Absatz hatten die, die mit der Gastronomie zusammengearbeitet haben, oder an Parks wie den Europa-Park geliefert haben, da Restaurants geschlossen waren. Die Gärtnerei ist trotz aller Schwierigkeiten mit der aktuellen Situation noch ganz zufrieden und hofft auf eine Normalisierung im aktuellen Jahr.
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