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Ein Tag im Gefängnis

Stress in der Haft

Ein Gefangener der Justizvollzugsanstalt Freiburg schildert einen ganz normalen Tag in seinem Leben. Im Herbst 2016 nahm eine Klasse der Gefängnisschule am Zischup-Projekt. Ihre Texte werden allesamt anonym veröffentlicht.  

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In der Freiburger Justizvollzugsanstalt.   | Foto: Ingo Schneider
In der Freiburger Justizvollzugsanstalt. Foto: Ingo Schneider
Morgens werde ich durch den Gong geweckt. Ich stehe auf, putze meine Zähne und wasche mich. Danach stelle ich mir heißes Wasser auf, um mir einen Kaffee zu machen. Um 7.35 Uhr beginnt dann der Schulunterricht für mich, denn ich mache gerade den Hauptschulabschluss. Um neun Uhr ist dann Frühstückspause, wo ich ein Stück Brot bekomme mit einer halbtoten Wurst. Danach habe ich wieder Unterricht bis 11.45 Uhr. Um zwölf Uhr gibt es für alle Gefangenen Mittagsessen und bis 12.50 Uhr ist Mittagspause. Danach beginnt für mich wieder die Mittagsschule bis 15.00 Uhr.

Ich gehe dann zurück auf meinen Haftraum wo auch gleich Einschluss ist. Um 16.15 Uhr ist Hofgang (Freistunde) bis 17.15 Uhr. Um 17.45 Uhr gibt es dann auch schon Abendessen und wieder ist Einschluss. Um 21.15 Uhr ist jeden zweiten Abend noch einmal für eine Stunde Freizeit, wo dann Duschmöglichkeit besteht. Man kann auch telefonieren oder sich mit anderen Gefangenen unterhalten. Um 22.15 Uhr ist das letzte Mal Einschluss für diesen Tag. Ich schaue noch ein bisschen Fernsehen und mache meine Abendhygiene, bevor ich schlafen gehe.

Wenn ich so im Bett liege, gehen mir so manche Gedanken durch den Kopf . Wie zum Beispiel, dass die Menschen draußen über uns Gefangene denken, dass es uns hier doch gut geht. Die haben doch Fernsehen, Play Station , Radio, DVD Player und auch noch ein geregeltes Essen. Man sieht aber nicht, dass wir hier Tag und Nacht eingesperrt sind und nicht einfach mal nach draußen gehen können, wie man gerne möchte. Man steht hier im Gefängnis auch dauernd unter Stress, weil man nicht bei seiner geliebten Familie sein kann. Die Belastung ist manchmal so hoch, dass sich manche Gefangene das Leben nehmen oder total durchdrehen. Es ist nicht einfach, damit klar zu kommen, eingesperrt zu sein.


Auch Gefangene sind Menschen und haben Gefühle. Die Gefangenen sind hier wegen sehr unterschiedlicher Straftaten mit unterschiedlich langer Haft und aus sehr verschiedenen Kulturen. Das ist alles auf längere Zeit sehr belastend. Viele Menschen draußen gehen davon aus, dass es hier nur Gefangene gibt mit Delikten wie Mord oder Vergewaltigung und Missbrauch Aber so ist das nicht. Viele Gefangene sind hier auch wegen anderer krimineller Handlungen.

EINSCHLUSS bedeutet, man wird in seinen Haftraum geschlossen.

HOFGANG bedeutet , man kann sich eine Stunde im Hof aufhalten, sich bewegen, joggen, sich mit anderen Gefangenen unterhalten.


Ressort: Schülertexte

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