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Zweiter Weltkrieg

Mut und Moral in einem Unrechtsregime

Benedikt Block aus der Klasse 8c des Freiburger Goethe-Gymnasiums hat sich zu seiner Großmutter aufs Sofa gesetzt – und einfach nur zugehört. Dabei herausgekommen ist ein Stück Geschichte.  

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Einfach sich mal auf die Couch fallen lassen – und zuhören.   | Foto: LoloStock  (stock.adobe.com)
Einfach sich mal auf die Couch fallen lassen – und zuhören. Foto: LoloStock  (stock.adobe.com)
Normalerweise sind Gespräche mit Omas eher stressig, etwa wenn es m die letzte Englischnote geht oder das dauernde Tragen einer Jogging-Hose. Dieses Gespräch mit meiner Oma – sie heißt Sieglinde Bittner – war aber ganz anders: Es war lang und teilweise sehr traurig. Es hat aber auch Mut gemacht. Mut, zu den eigenen Überzeugungen zu stehen, auch wenn diese gegen das geltende Recht verstoßen.

Meine Oma, geboren 1937, wuchs in Breslau, einer Stadt in der damaligen Provinz Schlesien auf. Diese gehört heute zu Polen. Mein Ururopa hatte 1935 ein Stück Land im Breslauer Umland zur Bewirtschaftung gekauft. Dort lebte er mit seiner Frau und sieben Kindern. Zur Bewirtschaftung der Felder hatten sie einen polnischen Arbeiter namens Stefan 1942 von der NSDAP zugeteilt bekommen. Stefan war selbst einige Jahre zuvor nach Deutschland gekommen, um dort unter Tage zu arbeiten. Stefan wurde im Laufe der Zeit zu einem richtigen Familienmitglied. Er hatte gerechte Arbeitszeiten, er erhielt genügend Kleidung und Nahrung und ein Zimmer im Haus.

Wenn meine Uroma und meine Oma und ihre Tante ins Kino gingen, schleusten sie Stefan in der Pause, in der es keine Passkontrollen mehr gab, in den Kinoraum mit ein. Am Sonntag saß er mit der ganzen Familie am Mittagstisch. Dies ging so lange gut, bis ein Nachbar meinen Ururopa deswegen bei der Polizei anzeigte.
Bei einer Versammlung der Landwirte bekam mein Ururopa dann Folgendes von Mitgliedern der NSDAP zu hören: "Den alten Braun werden wir deswegen auch noch in... treten". Dazu kam es nicht, weil vorher die russische Armee anrückte und Breslau beschossen wurde.

Stefan verließ in dieser Zeit den Hof meines Ururopas und schloss sich der polnischen Polizei an. Meine Uroma und meine Oma sahen ihn aber später zur Zeit der "Festung" wieder. Er suchte sie in einer Stadtwohnung auf, in die sie sich vor der russischen Armee geflüchtet hatten. Stefan wollte für sie offizielle Papiere besorgen, die es ihnen ermöglicht hätten, in Schlesien dauerhaft zu bleiben. Da bereits der Rest der Familie das umkämpfte Breslau verlassen hatte, nahm meine Uroma dieses Angebot damals nicht an.

Dieses Stück Familiengeschichte ist für mich ein gelebtes Beispiel von Mut, für seine moralischen Überzeugungen einzustehen. Einzustehen gegen ein Unrechtsregime, über das mein Ururopa folgendes Urteil sprach, wenn er gefragt wurde, wie es ihm gehe: " Wie soll’s gehen bei dem ständigen Schwindel und dem ewigen Druck von oben ?"

Ressort: Schülertexte

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