"Möglichst schnell die 110 wählen"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Hauptkommissar Martin Ausperger .  

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Martin Ausperger an seinem Schreibtisch  | Foto: Lena Ausperger
Martin Ausperger an seinem Schreibtisch Foto: Lena Ausperger

Martin Ausperger ist seit 15 Jahren Dienstgruppenleiter beim Polizeirevier Müllheim. In dem Interview, das Lena Ausperger aus der Klasse 9a des Markgräfler-Gymnasiums Müllheim, geführt hat, klärt der Polizeihauptkommissar über Einbrüche, Einbruchsgefahren, Schutz vor Einbrechern und alles, was zu diesem Thema wichtig ist, auf. Lena ist Martin Auspergers Tochter.

Zischup: Wann wird am häufigsten eingebrochen ?
Ausperger: Wir unterscheiden hier zwischen Einbrüchen in Gaststätten, Firmen oder Geschäften, welche meist mitten in der Nacht, beziehungsweise in der zweiten Nachthälfte stattfinden, und den Einbrüchen in Wohnungen oder Häuser. In Häuser oder Wohnungen wird häufig zwischen 18 Uhr und 21 Uhr eingebrochen, und jahreszeitlich haben wir die Schwerpunkte von Oktober bis März, da es dort schon früh dunkel wird.

Zischup: Warum wird genau zu der Zeit eingebrochen ?
Ausperger: In der Zeit zwischen 18 Uhr und 21 Uhr sehen die Einbrecher am besten, ob die Bewohner zu Hause sind oder nicht. Wenn es um 18 Uhr schon dunkel im Haus ist und nirgendwo ein Licht brennt oder ein Fernseher an ist, dann kann man davon ausgehen, dass da auch niemand daheim ist. Zu späterer Stunde, so gegen 22 Uhr, 23 Uhr, kann es sein, dass die Leute schon schlafen und es deshalb dunkel im Haus ist. Im Zeitraum vor 18 Uhr ist es meist noch hell und somit für die Täter schwer feststellbar, ob jemand zuhause ist oder nicht.

Zischup: Wie wird eingebrochen ?
Ausperger: Es wird sehr häufig über Terrassenfenster, Terrassentüren oder andere Hintereingänge und Fenster, welche von der Straße abgewandt sind, eingebrochen. Dort wird oftmals das Fenster oder die Terrassentüre aufgehebelt. Was auch häufig vorkommt, ist, dass Fenster einfach auf Höhe des Fenstergriffes eingeschlagen werden. Danach wird durch das Fenster gegriffen und der Griff umgelegt. Die Täter haben hier oft leichtes Spiel, da meist die Rollläden nicht unten sind.

Zischup: Wo wird eingebrochen ?
Ausperger: Häufig in Einfamilien- oder Reihenhäusern, die in Ortsrandlage liegen. Gerade dann, wenn es eine dunkle Seite vom Haus gibt, wo keine Straßenlaternen sind, und die auch von Nachbarhäusern durch Hecken oder Ähnliches nicht einsehbar ist. Die Täter wählen diese Objekte häufig auch aufgrund der Fluchtmöglichkeiten über Felder oder Wald- und Wiesenwege.

Zischup: Was wird oft gestohlen?
Ausperger: Gestohlen wird eigentlich fast nur Bargeld und Schmuck, also die relativ kleinen Sachen, die man gleich wegpacken kann. Dass mal ein Laptop oder sonstige größere Wertgegenstände oder Elektrogeräte gestohlen werden, ist die absolute Ausnahme.

Zischup: Wie kann man sich im Voraus schützen?
Ausperger: Einen ersten kleinen Schutz leistet man schon, wenn man abends, wenn keiner zuhause ist, die Rollläden runter macht. Schon dadurch erschwert man den Tätern die Arbeit. Sollte man mal längere Zeit weg sein, könnte man sich überlegen, Zeitschaltuhren zu benutzen oder vielleicht auch den Fernseher so einstellen, dass er automatisch an oder aus geht. Empfehlenswert ist es, die Nachbarschaft zu informieren, sowohl dass man einige Tage weg ist als auch dass man eine Zeitschaltuhr hat. Es ist auch ratsam, bei längerer Abwesenheit jemanden zu haben, der regelmäßig nach dem Haus oder der Wohnung sieht, so dass die Rollläden nicht Tag und Nacht über längere Zeit unten sind und auch der Briefkasten regelmäßig geleert wird. Ansonsten gibt es bei der Polizei eine kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, welche hier wertvolle weitere Tipps gibt und wo man eine kostenlose Sicherheitsberatung erhalten kann.

Zischup: Was tut die Polizei gegen die Einbrüche ?
Ausperger: Die Polizei ist immer unterwegs und hat sich die Problematik der Wohnungseinbrüche zu einem Schwerpunktthema gemacht. Es gibt eine eigens für diesen Bereich eingerichtete Ermittlungsgruppe beim Polizeipräsidium Freiburg. Die Polizei ist insbesondere zu Brennpunktzeiten und an den entsprechenden Örtlichkeiten mit möglichst viel Polizeipräsenz auf der Straße. Es werden intensive Kontrollen und Fahndungsmaßnahmen durchgeführt. Passanten und Anwohner werden beraten und zu Hinweisen befragt. Bei einen Einbruch gehört natürlich auch die Ermittlungsarbeit am Tatort und die Spurensicherung dazu. Hier wird bei jedem Einbruch durch spezielle Polizeibeamte der Kriminaltechnik eine gründliche Spurensuche und Spurensicherung durchgeführt. Jedoch ist die Polizei gerade im Bereich der Wohnungseinbrüche oft auf die Hilfe der Bürger und Nachbarn angewiesen. Wenn einem hier etwas Verdächtiges auffällt, sollte man sich gleich über Notruf, also der Nummer 110, bei der Polizei melden.

Zischup: Was soll man machen, wenn man einen Einbruch beobachtet?
Ausperger: Am besten so schnell wie möglich die 110 wählen. Nach Möglichkeit den Kontakt zur Polizei halten und sich – so gut es geht – verdeckt halten. Sehr hilfreich ist es, aus verdeckter Position zu beobachten, insbesondere auf Fahrzeuge oder Kennzeichen zu achten und alle Informationen gleich am Telefon an die Polizei weiter zu geben.
Zischup: Was macht die Polizei, nachdem sie einen Anruf von Nachbarn bekommen hat, die gerade einen Einbruch beobachten?
Ausperger: Wenn wir so einen Anruf bekommen, versuchen wir so schnell wie möglich mit allen verfügbaren Streifen dort hinzukommen. Für die Anfahrt und das weitere Vorgehen gibt es verschiedene taktische Möglichkeiten. Es gibt Möglichkeiten, schon bei der Anfahrt durch die Streifen bestimmte Punkte zu besetzen, mögliche Fluchtwege abzuschneiden oder Grenzübergänge gleich zu besetzen und auch bei der Anfahrt aus verschiedenen Richtungen anzufahren. Häufig ziehen wir die Hundestaffel hinzu und nutzen für Fahndungsmaßnahmen auch die Polizeihubschrauberstaffel, die auch in der Nacht mit Wärmebildkamera äußerst hilfreich sein kann. Mit der Wärmebildkamera können Personen im Dunkeln erkannt werden.

Zischup: Wer sind die Täter ?
Ausperger: Das wäre schön, wenn man das immer so genau wüsste. Genau kann man das nie sagen. Jedoch lässt sich anhand der festgenommenen Täter und der durchgeführten Ermittlungen feststellen, dass ein großer Teil der Einbrüche von organisierte Banden begangen wird. Gerade im Bereich Freiburg und somit in Grenznähe zu Frankreich, ziehen sich solche Banden nach begangenen Einbrüchen häufig über die Grenze nach Frankreich zurück. Diese Banden sind meist überregional tätig und kommen häufig aus Südosteuropa. Trotz der guten Zusammenarbeit mit Frankreich erschwert dieser Umstand auch unsere Fahndungs- und Ermittlungsarbeit.

Zischup: Was passiert mit den Tätern, die festgenommen werden ?
Ausperger: Als Erstes müssen die Personalien festgestellt werden und gesichert sein. Die Täter werden erkennungsdienstlich behandelt, falls über die Täter nicht schon Unterlagen bestehen, und bleiben dann meist vorläufig festgenommen in unseren Zellen, bis sie am gleichen oder am Folgetag dem Haftrichter vorgeführt werden. Dies alles geschieht in Absprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft beziehungsweisen mit dem Bereitschaftsdienst der Staatsanwaltschaft. Der Haftrichter entscheidet dann letztendlich darüber, ob die Personen weiterhin in Haft bleiben, oder ob sie, falls kein Haftgrund vorliegt, wieder auf freien Fuß gesetzt werden.
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