Account/Login

Mit lyrisch ausgereiften Texten

Deutschrap ist nicht nur laut und gewaltverherrlichend, es geht auch sanft und ernsthaft / Ein Plädoyer für schönen Hip-Hop.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Was heute Bluetooth-Boxen sind, war früher der Ghettoplaster.   | Foto: Andrey Kiselev - stock.adobe.com
Was heute Bluetooth-Boxen sind, war früher der Ghettoplaster. Foto: Andrey Kiselev - stock.adobe.com
Lautstark schallen die Bluetooth-Boxen durch die Straßen Deutschlands. Statt damaligen Schlager, Rock und Techno pumpen die heutigen Generationen deutschen Hip-Hop. Ein Genre, das sich seinen Status erst erkämpfen musste. In den achtziger Jahren war Hip-Hop eine Untergrundbewegung. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung kannte ihn. Und wusste ihn zu schätzen. In den neunziger Jahren wurde der Musikstil Teil der populären Kultur.

Heutzutage steht Hip-Hop mit weitem Abstand an der Spitze. Bekannte Künstler wie Gzuz, Mero und Capital Bra sind fast jedem, egal ob jugendlich oder erwachsen, ein Begriff. Jedoch gibt es immer mehr Stimmen, die gegen den deutschen Hip-Hop hetzen. Sie wehren sich gegen die Inhalte, in denen Drohungen, Homophobie und Sexismus keine Seltenheit sind. Machogehabe steht an allererster Stelle. Wer hat die fetteste Karre? Wer die meisten Chicks? Wer zerstört wen am besten?

Musiker, die nicht nur an der Oberfläche kratzen

Aufgrund dessen machen sich immer mehr Eltern Sorgen. Was, wenn mein Kind diese Verhaltensweisen übernimmt? Sollte ich ihm verbieten, diese Musik zu hören? Und wenn ja, wie? Zu diesen Gedanken möchte ich, selbst Jugendliche, erst einmal etwas klarstellen. Ein Kind, das mit Werten aufwächst, dem man in seiner Erziehung aber auch einen weltoffenen und liberalen Blick auf die Welt gestattet, wird nicht aufgrund solcher Tracks sein Weltbild ändern. Verbietet euren Kindern bitte keinesfalls, sich in ihrem Musikgeschmack frei zu entfalten. Erklärt ihnen vielmehr, warum die Aussagen in einigen Texten nicht akzeptabel oder vielleicht eine Kunstform sind.

Bedenken Sie: Durch Verbote, ein kategorisches Ablehnen oder ein Nein, wird das Hören dieser Texte nur umso reizvoller und bewirkt tendenziell eher das Gegenteil. Wer jedoch generell gegen Hip-Hop anargumentiert, kennt zumeist nicht die ausdrucksstarken, lyrisch ausgereiften Interpreten. Diese kratzen bei weitem nicht nur an der Oberfläche. Die meisten Menschen neigen dazu, rhythmische Beats, die schnell ins Ohr gehen, jedoch keinen Anspruch an den Inhalt des Textes haben, zu hören. Nimmt man sich jedoch einmal vorurteilsfrei die Zeit und sucht nach entsprechenden Künstlern, so wird man sicherlich recht schnell feststellen, dass diese klar Kante zeigen – und sich vom Mainstream deutlich unterscheiden.

Ein perfektes Beispiel hierfür ist der Rapper Punjizz, der durch Musikturniere wie die Juliens Corona Cypher, kurz JCC, mehr an Bekanntheit gewann. In seinem Turniertrack "Krebs" brachte er folgende Zeilen: "Wir haben unzählige Ausfahrten verpasst, konnte ja keiner ahnen, dass das alles ausartet, verdammt" sowie "Nur das Verfluchen des Systems greift nicht die Wurzel des Problems."

Damit spricht er klare Missstände in unserer Gesellschaft an. Er zeigt damit auf, dass es rein gar nichts bewirkt, alles immer und immer wieder unserer Politik in die Schuhe schieben zu wollen. Um etwas zu bewegen, ist es wichtig, die eigene Komfortzone zu verlassen und unseren Allerwertesten in Bewegung zu setzen. Geht raus – jammert nicht, ändert was! Los.

Andere Tracks wie "Andepressiva", "Im Loch" und "Eigenes Bild", setzen beim Schwerpunkt "Depressionen und mentale Gesundheit" an. Eine ergreifende Problematik, die nicht erst im Lockdown allzu deutliche Spuren zog, hier jedoch präsenter denn je in den Fokus rückte und unser aller Aufmerksamkeit und Verständnis bedarf. Zum Schluss möchte ich der gewogenen Leserschaft ein paar wenige, dafür sehr ausdrucksstarke Künstler an die Hand geben. Diese wären Punjizz, Mizeb, Gio, LGM und Zate. Lernen Sie sie kennen – und wer weiß, vielleicht findet sich hier schon recht bald ein gemeinsamer Nenner mit den Kindern und Enkeln?

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel