"Mir macht die Arbeit mit Menschen sehr viel Spaß"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Sonderpädagogen Egbert Lange über seine Tätigkeit am SBBZ Sankt Michael in Waldkirch.  

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Egbert Lange  | Foto: Privat
Egbert Lange Foto: Privat

Egbert Lange unterrichtet seit 2001 am SBBZ Sankt Michael Förderschwerpunkt Sehen in Waldkirch für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler. Ich, Helena Dunkel aus der Klasse 9b des Kreisgymnasium Hochschwarzwald in Titisee-Neustadt, durfte ihn interviewen.

Zischup: Was unterscheidet Ihre Schule von anderen Schulen?
Lange: Meine Schule ist ein SBBZ, früher wurde diese Schulart auch Sonderschule genannt, speziell für sehbehinderte und blinde Schülerinnen und Schüler. Wir haben sehr unterschiedliche Lernende, zum Beispiel Autistinnen und Autisten, körper- und lernbehinderte Kinder, sowie Werkrealschülerinnen und -schüler.

Zischup: Was für Unterschiede gibt es im Unterricht?
Lange: Wir haben kleinere Klassen mit ungefähr sechs bis zehn Leuten. Stärker sehbehinderte Schülerinnen und Schüler haben für Tafelaufschriebe Tafelbildkameras, die sie auf die Tafel richten können, um die Schrift zu vergrößern. Dasselbe gibt es auch für Arbeitsblätter. Auch das iPad bietet viele Möglichkeiten, wie die Vergrößerung von Schrift oder die Sprachausgabe. Im Sportunterricht wird weniger Wert auf den Wettkampf gelegt – er dient vor allem dazu, soziale Kompetenzen zu üben. Es werden etwa gemeinsame Regeln festgelegt, sodass alle Schülerinnen und Schüler, egal mit welchem Handicap, bei allen Spielen mitmachen können.

Zischup: Gab es besondere Herausforderungen im Homeschooling?
Lange: Absolut, denn viele Kinder und Jugendliche hatten zu Beginn des Homeschoolings keine Geräte zu Hause, mit denen sie digital erreichbar gewesen wären. Mir war aber klar, dass es täglichen Kontakt mit allen Lernenden braucht, damit sie zum Arbeiten motiviert werden können. Also habe ich jeden Tag mit allen Schülerinnen und Schülern mindestens eine halbe Stunde telefoniert, in der wir die Aufgaben besprochen haben.

Zischup: Was ist das Beste an Ihrer Arbeit?
Lange: Das Beste an meiner Arbeit ist, dass sie sehr unterschiedlich ist. Dadurch, dass wir so eine vielfältige Schülerschaft haben, gibt es immer wieder neue Herausforderungen, alle gut zu unterrichten. Oft gibt es gar kein wirklich geeignetes Schulmaterial, sodass man sich viel selbst überlegen und zusammensammeln muss, damit man gut unterrichten kann. Außerdem arbeiten wir im Unterricht sehr oft als Team, beispielsweise mit Physio- und Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Schulbegleiterinnen und Schulbegleitern sowie und Erzieherinnen und Erziehern. Da all diese Berufsgruppen einen unterschiedlichen Blick auf den Unterricht haben, ist es sehr spannend, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Zischup: Warum haben Sie sich entschieden, Lehrer zu werden?
Lange: Eigentlich habe ich zuerst eine Schreinerlehre gemacht. Nach verschiedenen Praktika bei der Lebenshilfe habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen sehr viel Spaß macht. Während dieser Zeit habe ich auch einige Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt, die auch in diesem Bereich arbeiteten. Da ich sowieso den Wunsch hatte, zu studieren, habe ich mein Lehramtsstudium begonnen.

Zischup: Mussten Sie eine spezielle Ausbildung als Sonderschullehrer machen?
Lange: Ja, ich habe das erste Staatsexamen als Realschullehrer gemacht und musste dann noch ein Sonderpädagogikstudium absolvieren, was zwei Jahre gedauert hat. In Heidelberg habe ich eine Ausbildung als Lehrer speziell für Blinde und Sehbehinderte gemacht. Heute kann man das auch grundständig studieren, damals ging es allerdings nur durch einen Aufbaustudiengang.

Zischup: Welches Vorurteil würden Sie gerne aus der Welt schaffen?
Lange: Ich als Lehrer bin es gewöhnt, das Vorurteil zu hören, Lehrer hätten viele Ferien und müssten nicht so viel arbeiten. Wenn man den Beruf aber ernst nimmt, ist es wahnsinnig viel Arbeit, guten Unterricht zu machen, und die meisten Lehrkräfte geben sich auch sehr viel Mühe, da sollte man nicht alle über einen Kamm scheren. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Lehrende einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Kinder einmal eine gute Zukunft haben.

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