Meine Erfahrung beim Deutschlernen
Maria Kobzieva, die aus der Ukraine stammt, berichtet über die Unterschiede zwischen der deutschen und der russischen Sprache .
Maria Kobzieva, Klasse 9b, Kreisgymnasium Hochschwarzwald (Titisee-Neustadt)
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Das Leben ist eine erstaunliche Sache. Manchmal bietet es unerwartete Überraschungen. Für mich war der Umzug nach Deutschland eine solche Überraschung. Ich war zwölf Jahre alt, als mein Vater in diesem Land einen Job bekam und meine Familie aus der Ukraine zu ihm umzog. Wie wohl für alle Neuankömmlinge war für mich die Sprachbarriere am Anfang das größte Problem. Ich hatte etwas Glück, denn in meiner ukrainischen Schule hatte ich zumindest angefangen, Deutsch zu lernen. Doch wie sich herausstellte, waren die Kenntnisse nur ein Tropfen im Ozean.
Das Erlernen jeder Sprache beginnt mit ihrem Alphabet. Hier findet man die ersten Unterschiede: Russisch wird mit den kyrillischen Buchstaben dargestellt, während bei Deutsch lateinische Buchstaben verwendet werden. Es ist erstaunlich, dass einige russische Buchstaben wie deutsche geschrieben werden, jedoch eine komplett andere Aussprache haben. Zum Beispiel wird der deutsche Buchstabe B im Russischen als W ausgesprochen, C als S und H als N. Da ich bereits Englisch in der Schule gelernt hatte, war das Alphabet für mich keine Schwierigkeit.
Für Muttersprachler können meine Probleme beim Lernen deutscher Wörter seltsam erscheinen, aber für mich klangen seltsamerweise viele deutsche Wörter zuerst gleich. Ich verwechselte zum Beispiel die Wörter wichtig und wirklich und antwortete demzufolge unpassend, was bei meinen Gesprächspartnern für Verwirrung sorgte. Doch je mehr ich solche Wörter in der Alltagssprache verwendete, desto weniger Kuriositäten kamen auf.
Zum Glück kann man im Deutschen die Bedeutung eines Wortes nicht ändern, indem man dies nur anders betont, wie es jedoch im Russischen der Fall ist. In der russischen Sprache werden beispielsweise die Sätze "ich bezahle" und "ich weine" gleich geschrieben, haben aber je nach Betonung unterschiedliche Bedeutungen.
Als noch größeres Problem beim Deutschlernen erwies sich der richtige Umgang mit den Artikeln. Tatsache ist, dass es im Russischen überhaupt keine Artikel gibt. Ihre Funktionen, also die Bestimmung von Kasus, Genus und Numerus – Fall, Geschlecht und Anzahl – , werden durch Endungen der Substantive erfüllt. Im Deutschen, so wie im Russischen, hat jedes Wort sein eigenes Geschlecht, aber leider stimmt das Geschlecht eines Substantivs in diesen beiden Sprachen nicht immer überein. Dies bereitete mir zusätzliche Schwierigkeiten. So ist zum Beispiel das Wort Schatten im Russischen weiblich und im Deutschen männlich.
Selbst nachdem ich meinen Wortschatz bereichert hatte, stieß ich auf Schwierigkeiten, einen Satz zu bilden. Es muss erwähnt werden, dass es in der russischen Sprache keine feste Wortstellungsregel gibt. Die Reihenfolge von Subjekt, Prädikat und Objekt kann im Satz beliebig verändert werden.
Demgegenüber ist in der deutschen Sprache alles viel strenger. Jede Art von Satz muss eine bestimmte Struktur haben. Deswegen, um meine Gedanken richtig auszudrücken, musste ich erst über die Reihenfolge der Wörter nachdenken.
Doch im Laufe der Zeit begann ich, die deutsche Sprache besser zu beherrschen. Was mir vorher sehr schwierig und unerträglich schien, war nun klar und verständlich. Ich begann, die Menschen besser zu verstehen, und konnte mit ihnen kommunizieren. Mein Weg, Deutsch zu lernen, geht natürlich weiter. Jeden Tag versuche ich, meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Die deutsche Sprache eröffnet mir neue Möglichkeiten, mit interessanten Menschen zu kommunizieren und ihre Kultur zu verstehen.
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