Zischup-Interview
"Martin Walser hat mich sehr geprägt"
Philipp Brotz ist Lehrer und Autor. Wie er das unter einen Hut bekommt, erzählt er hier.
Isabel Klein, Julianne und Florienne Wolf, Klasse 9b, Georg-Büchner-Gymnasium (Rheinfelden)
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Zischup: Sie sind Lehrer und Schriftsteller. Wie teilen Sie sich Ihre Zeit ein?
Brotz: Von Montag bis Freitag und von neun bis 18 Uhr, mit einer Mittagspause, setze ich mich hin und arbeite an meinen Ideen. Es ist fast wie ein Büroalltag, aber so kann ich es halt am besten. So mache ich das in den Ferien, also eigentlich in den Sommerferien. Bevor ich den ersten Satz eines Romans schreibe, habe ich schon 100 Seiten meiner Ideen gesammelt und Informationen über meine Figuren aufgeschrieben. Das mache ich das ganze Jahr über. Vielleicht fällt mir im September ein, welchen Roman ich schreiben will und bis zu den Sommerferien, also Ende Juli, habe ich Zeit, die ganzen Ideen zu sammeln. Wenn dann Ende Juli die Sommerferien losgehen, bin ich vorbereitet, mein Buch zu schreiben.
Zischup: Wären Sie lieber für immer Autor oder Lehrer, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
Brotz: Ich wäre lieber Autor. Als Autor bin ich mein eigener Chef. Als Lehrer ist einem vorgeschrieben, wo man wann sein muss. Später anfangen geht nicht und sich eine andere Klasse wünschen auch nicht. Als Schriftsteller hat man keine Vorschriften. Der nächste Roman könnte in Australien stattfinden und nicht wie in meinem vorherigen Buch in Berlin. Wenn jedoch Geld eine Rolle spielen würde, müsste ich den Beruf des Lehrers wählen, da sehr viele Autoren nicht ausschließlich von ihren Büchern leben können. Jedoch ist auch Lehrer ein sehr schöner Beruf, der mir großen Spaß macht, nur er hat eben einige Nachteile gegenüber dem Beruf des Schriftstellers.
Zischup: Wie viel Geld bekommt man als Autor denn von den verkauften Büchern?
Brotz: Man bekommt pro verkauftem Buch zwölf Prozent des Bruttopreises. Wenn ein Buch also zehn Euro kostet, bekommt man 1,20 Euro. Selbst wenn man 10.000 Bücher verkauft, bekommt man nur 12.000 Euro. Dann muss man noch Steuern zahlen und sonstige Bedürfnisse erfüllen.
Zischup: War es schon immer Ihr Traum, Lehrer oder Autor zu werden?
Brotz: Ich hatte tatsächlich schon in der Grundschule ein Poesiealbum, in das ich zukünftige Berufideen geschrieben habe: "Lehrer und Schriftsteller". Daran hat sich auch nichts geändert.
Zischup: Haben Sie denn Lieblingsbücher und Lieblingsautoren?
Brotz: Ich habe gerade erst, vor ungefähr einer Woche, zum zweiten Mal das Buch "Hundert Tage" von dem Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss gelesen. Das Buch "Radetzkymarsch", das von Joseph Roth geschrieben wurde, das war auch sehr gut. Insgesamt habe ich aber mehrere Lieblingsbücher.
Zischup: Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Roman aus?
Brotz: Der Leser soll merken, dass diesen Roman nicht jeder schreiben kann. Man muss dem Buch anmerken, wie viel Talent der Autor in das Buch gesteckt hat. Der Schreiber des Buches muss ausdrücken, dass er den Überblick über all seine Charaktere behalten kann.
Zischup: Hat Sie schonmal jemand zu einem Buch inspiriert, vielleicht sogar jemand aus Ihrer Umgebung?
Brotz: Ganz viele haben mich inspiriert, das wechselt auch. Am Ende meines Studiums habe ich mich beispielsweise sehr viel mit Martin Walser beschäftigt. Seine Zitate werden auch ein paarmal in meinem Buch "Termitenkönigin" benutzt. Ich habe meine Abschlussarbeit an der Uni über Martin Walser geschrieben. Außerdem habe ich auch alle seine Bücher gelesen, er hat mich sehr geprägt.
Zischup: Warum wollten Sie denn ein Buch schreiben?
Brotz: Manche Leute haben musikalisches Talent und summen eine Melodie vor sich hin. Viele schreiben sich diese Melodie dann auch auf, also je nachdem wie viel Ehrgeiz die Leute haben. Manche Leute haben ein schriftstellerisches Talent und sehen sofort in ihrem Kopf, wie sie in einer Situation bestimmte Sätze schreiben könnten. So war das bei mir.
Zischup: Hat für Sie der Beruf Lehrer viel mit dem Beruf Autor zu tun?
Brotz: Der Beruf Deutschlehrer hat sehr viel mit dem Beruf Autor zu tun. Beide machen im Grunde das Gleiche. Der Lehrer muss einen Text sehr gut verstehen, sonst kann er ihn den Schülern nicht verständlich übermitteln. Ein Schriftsteller weiß viel mehr über die Figuren als die Leser. Der Deutschlehrer weiß auch viel mehr über die Texte, welche er im Unterricht drannimmt. Man lässt ganz viel weg, da es sonst zu kompliziert wird.
Zischup: Welche Tipps haben Sie für Leute, die selbst schreiben wollen?
Brotz: Man sollte auf jeden Fall sehr viel lesen, damit einem klar wird, dass es sehr viele sprachliche Möglichkeiten gibt. Außerdem sollte man sich bewusst werden, welche Möglichkeiten zu einem passen. Also wenn ich selber gerne Krimis lese und dann anfange, Liebesromane zu schreiben, ist das wahrscheinlich nicht so geschickt. Die Art von Buch sollte natürlich zu dem passen, was man selber gerne liest, sonst könnte man die Lust am Schreiben verlieren. Sobald man dann einen Text verfasst hat, sollte man versuchen, mit diesem an die Öffentlichkeit zu kommen. Manchmal muss man an Wettbewerben mitmachen und hoffen, dass man gewinnt. Wenn man gewinnt, lernt man Leute kennen, die einem helfen können. Diese bieten einem manchmal an, im Radio eine Stelle aus dem eigenen Buch vorzulesen oder in der Zeitung etwas zu schreiben.
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