Zischup-Interview
"Kriege sind das Schlimmste"
Karl Müller ist der Opa von Lisa und Magdalena Müller aus der Klasse 8a der Realschule in Teningen. Die beiden haben mit ihm ein Interview über sein Leben während des Zweiten Weltkrieges gesprochen.
Lisa und Magdalena Müller, Klasse 8a, Realschule (Teningen)
Mi, 22. Jul 2020, 17:29 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Ah, dann warst du ja noch gar nicht so alt. Was hälst du denn eigentlich vom Krieg?
Müller: Ich finde Krieg unnötig. Das war er schon immer und wird er auch immer bleiben. Es ist einfach verkehrt, Krieg zu führen. Kriege sind das Schlimmste auf der Welt.
Zischup: Hast du denn im Krieg mitgekämpft?
Müller: Nein, ich war gerade erst einmal 14 Jahre alt. Natürlich wollte ich mitkämpfen, doch ich durfte leider nicht.
Zischup: Warum wolltest du denn mitkämpfen? Hattest du keine Angst?
Müller: Wir wurden so erzogen und kannten es gar nicht anders. Uns wurde gesagt, dass wir alles für Deutschland geben müssen, und dann waren wir einfach restlos begeistert. Da hat natürlich jeder gerne mitgekämpft. Und nein, ich hatte keine Angst, denn mit 14 Jahren hat man das nicht. Außerdem wurde uns beigebracht, auf der Siegerseite zu sein. Und das haben wir geglaubt.
Zischup: Wo hast du gelebt?
Müller: Also vor dem Krieg habe ich in Meißen, das ist in Sachsen, gelebt. Wir mussten dann fliehen, aber ein richtiges Ziel hatten wir nicht. Wir sind einfach in Richtung Westen marschiert.
Zischup: Hast du schon auf der Flucht deine Frau kennengelernt?
Müller: Nein. Meine Frau habe ich erst viel später kennengelernt.
Zischup: Musstest du während des Krieges zur Schule gehen?
Müller: Ja, musste ich. Auch wenn ich dort nicht wirklich etwas von dem Krieg mitbekommen habe, war sie für mich einfach nur Horror. Sie hat mir keinen Spaß gemacht. Ich habe diese Zeit dort nicht gemocht.
Zischup: Ist denn jemand von deiner Familie in den Krieg gezogen?
Müller: Ja vier Mitglieder meiner. Meine Onkels, die beide gefallen sind. Mein Bruder, der zwei Jahre älter war wie ich, und mein Vater. Beide haben überlebt.
Zischup: Hast du denn noch Bilder von deinen Onkels und deiner Familie aus den Kriegszeiten?
Müller: Natürlich habe ich noch Bilder von meiner Familie. Aber ich habe keine selbstgemachten Bilder von dem Krieg.
Zischup: Denkst du denn oft über den Krieg und deine gefallenen Verwandten nach?
Müller: Ja. Ich denke sehr oft über die Kriegszeiten und meine Verwandten nach. Dazu schaue ich mir auch oft im Fernsehen etwas darüber an, wenn gerade eine Doku oder ähnliches läuft.
Zischup: Wenn du oft über die alte Zeit nachdenkst, willst du dann auch manchmal in deine alte Heimat und dein altes Leben zurück?
Müller: Nein die alte Heimat war zwar schön, aber jetzt bin ich in Baden-Württemberg und bleibe auch hier. Auch wenn das eine schöne Zeit war, ist es hier besser für mich und meine Familie.
Zischup: Also daraus kann man schließen, dass du dein Leben hier in Baden-Württemberg besser findest?
Müller: Ja, das kann man. Nämlich nach dem Krieg ging es nur noch Berg auf für mich. Ich hatte eine Lehre als Landwirt gemacht und anschließend eine als Schlosser. Später habe ich dann meine Frau getroffen und wir haben geheiratet.
Zischup: Wie schön, dass dein Leben doch noch gut weiter gegangen ist. Wir bedanken uns dafür, dass wir dich interviewen durften.
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