"Kraft, Ausdauer, Konzentration"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Martin Cornils über die Faszination des Bogenschießens und seine Erfolge als Schütze und Trainer.
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Martin Cornils (34) berichtet im Interview mit Zischup-Reporterin Patricia Schlegel aus der Klasse 9a des St.-Ursula-Gymnasiums in Freiburg über sein Leben als Leistungssportler und Trainer für Bogenschießen in der Schützengesellschaft (SG) Freiburg. Der promovierte Mikrosystemtechniker ist er außerdem Ingenieur bei Micronas, Familienvater und Landeskadertrainer beim Südbadischen Sportschützenverband. Die SG Freiburg wurde 1293 als Organisation zur Bürgerwehr gegründet und ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts beim Waldsee beheimatet.
Cornils: In meiner Kindheit habe ich in erster Linie Mannschaftssportarten betrieben und auch mehrere Jahre lang Handball gespielt. Der Reiz, ausschließlich selbst für meinen sportlichen Erfolg – oder Misserfolg – verantwortlich zu sein, hat dann mein Interesse für eine Einzelsportart geweckt. Wie vermutlich viele Jungs habe auch ich zu dieser Zeit mit selbst geschnitzten Pfeil-und-Bogen-Ausrüstungen gespielt – das fanden meine Eltern mit Recht ohne geeignete Umgebung auf die Dauer zu gefährlich, und so habe ich den Weg zur SG Freiburg gefunden.
Zischup: Was gefällt Ihnen daran?
Cornils: Bogenschießen erfordert in einzigartiger Weise ein koordiniertes Zusammenspiel von Kraft, Ausdauer, Konzentration und Körperbeherrschung. Diese Kombination spezieller Fähigkeiten hat mich früh fasziniert und bis heute nicht mehr losgelassen.
Zischup: Hat sich durch den Bogensport etwas in Ihrem Leben verändert?
Cornils: Allerdings: Meine Leistungen in der Schule haben sich deutlich verbessert. Meinen Eltern zufolge bin ich auch ruhiger und besonnener geworden. Schließlich habe ich über den Leistungssport viele positive Eigenschaften wie Disziplin, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen entwickelt, die meine Persönlichkeit geprägt haben und von denen ich auch abseits des Sports in vielen Lebenslagen heute noch profitiere.
Zischup: Wie lange haben Sie aktiv geschossen?
Cornils: Im Alter von zwölf Jahren habe ich mit dem Bogenschießen begonnen und den Sport im Jugend-, Junioren- und frühen Erwachsenenbereich sehr intensiv auf höchstem nationalem Niveau betrieben. Aufgrund einer Verletzung musste ich 1999 mit dem Leistungssport aufhören, und habe nach etwa einem Jahr Pause mit deutlich reduzierten Trainingsumfängen nur noch "nebenbei" geschossen. Mit dem Wiederaufstieg meiner Mannschaft in die Erste Bundesliga im Frühjahr 2009 habe ich meine aktive Karriere beendet.
Zischup: Warum haben Sie aufgehört, den Sport aktiv zu betreiben?
Cornils: Nachdem ich 2006 die Jugendarbeit im Verein übernommen hatte, musste ich bald feststellen, dass ich mich nicht gleichzeitig auf die Förderung von Nachwuchsschützen und auf meinen eigenen Sport konzentrieren konnte – zumindest nicht im Rahmen meiner Ansprüche. Vor dem Hintergrund meiner ohnehin reduzierten Trainingsbelastbarkeit und angesichts einer schnell wachsenden und sich vielversprechend entwickelnden Nachwuchsgruppe habe ich 2009 beschlossen, mich voll auf die Jugendarbeit zu konzentrieren.
Zischup: Was waren Ihre größten Erfolge?
Cornils: Als aktiver Schütze war ich mehrfach Deutscher Meister, sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft, gehörte mehrere Jahre der deutschen Nationalmannschaft an und habe so an zahlreichen großen internationalen Turnieren teilgenommen. Zudem stand ich seit der Gründung der Bundesliga 1997 bis zum Ende meiner aktiven Karriere im Aufgebot der Erstligamannschaft der SG Freiburg, mit der wir in dieser Zeit an sechs Bundesliga-Finals teilgenommen haben. Als Trainer stellt die Entwicklung meiner Nachwuchs-Liga-Mannschaft, die vor sechs Jahren in der untersten Bezirksklasse begonnen hat und im vergangenen Winter schließlich in die Erste Bundesliga aufgestiegen ist, wohl den größten Erfolg dar. Darüber kann ich stolz auf zahlreiche Medaillen meiner Schützen bei nationalen Meisterschaften und auch auf erfolgreiche internationale Einsätze einzelner von mir betreuter Sportler zurückblicken.
Zischup: Was war Ihre größte Enttäuschung?
Cornils: In meiner aktiven Zeit war die Verletzung, die meine leistungssportliche Laufbahn und in diesem Zuge auch eine mögliche Teilnahme an Olympischen Spielen verhindert hat, sicher der größte Rückschlag. Als Trainer habe ich zuweilen mit Enttäuschungen auf persönlicher Ebene zu kämpfen, wenn sich die Zusammenarbeit mit einzelnen Schützen, in die ich jahrelang viel Kraft und Energie investiert habe, nicht fortsetzen lässt.
Zischup: Weshalb sind Sie Trainer geworden?
Cornils: Trotz der vergleichsweise guten Trainingsbedingungen, die sich Bogenschützen in der SG Freiburg bieten, ist es im Verein über viele Jahre hinweg leider nicht gelungen, eigenen konkurrenzfähigen Nachwuchs aufzubauen – ich fand das schon länger sehr schade, und habe schließlich mit der Übernahme der Jugendarbeit die Gelegenheit genutzt, meine Erfahrungen weiterzugeben, um nachhaltig den Erfolg und damit auch den Fortbestand des Vereins zu sichern.
Zischup: Mit welchen Problemen haben Sie als Trainer zu kämpfen?
Cornils: Die zentrale Herausforderung meiner Trainertätigkeit besteht darin, genügend Zeit dafür zu finden – neben Beruf und Familie eine zunehmend schwierige Aufgabe. Darüber hinaus wird es immer schwieriger, Kinder und Jugendliche neben den ständig wachsenden Anforderungen in der Schule und in Konkurrenz zu einem förmlich erschlagenden Medienangebot für den Bogensport zu gewinnen – aber das geht vermutlich Trainern in anderen Sportarten ähnlich. Schließlich ist die Schaffung und Sicherung angemessener Rahmenbedingungen für das Training meine Schützen sowie das Erkennen und Berücksichtigen der individuellen Bedürfnisse meiner Schützen eine große Herausforderung.
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