"Jede Bahn ist neu, spannend und aufregend"

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Leistungsschwimmerin Anja Friedrich über ihre Titel und darüber, wie sie die Isteiner Schwellen als Gegenstromanlage genutzt hat .  

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Anja Friedrich im Wasser. Ihre Lieblin...plin ist Schmetterling über 200 Meter.  | Foto: Privat
Anja Friedrich im Wasser. Ihre Lieblingsdisziplin ist Schmetterling über 200 Meter. Foto: Privat

Anja Friedrich ist eine der erfolgreichsten Schwimmerinnen des TSV Rot-Weiß Lörrach. Vor kurzem gewann sie bei den baden-württembergischen Masters Meisterschaften in Villingen-Schwenningen insgesamt sechs Titel. Sie wurde zweimal zur Sportlerin des Jahres der Stadt Lörrach benannt. Luca Hecke aus der Klasse 8 der Freien Waldorfschule in Schopfheim hat Anja Friedrich zu ihrer Karriere als Schwimmerin befragt.

Zischup: Frau Friedrich, wie kamen sie zum Schwimmen?
Friedrich: Meine vier Jahre ältere Schwester hatte Lust zu schwimmen, und da ist meine Mutter mit uns ins Schwimmbad gegangen und hat einfach einen Trainer am Beckenrand angesprochen. Das war in meiner Heimatstadt Offenbach. Ich war damals vier Jahre alt und bin bis heute dabei geblieben. Das Lustige daran ist, dass ich aus einer Ruderer-Familie komme. Meine Schwester und ich sind die ersten, die wirklich ins Wasser gesprungen sind.

Zischup: Welches war Ihr erster Verein?
Friedrich: Das war der Wassersportverein Offenbach.

Zischup: Wie oft haben Sie damals trainiert?
Friedrich: Als Fünfjährige habe ich angefangen, zweimal in der Woche zu trainieren. Mit 12 bis 15 Jahren habe ich dann bis zu elfmal in der Woche trainiert.

Zischup: Wann und wo war Ihr erster Wettkampf?
Friedrich: Mein erster Wettkampf war 1973 in Nidderau. Da war ich noch nicht ganz sechs Jahre alt.

Zischup: Welche Platzierung erreichten Sie bei Ihrem ersten Wettkampf?
Friedrich: Das weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich mit älteren Kindern zusammen gewertet wurde und das ganz unfair fand. Sie waren alle viel größer als ich und waren trotzdem in die gleiche Wertung gekommen.

Zischup: Ab wann war für Sie klar, dass Sie eine Leistungsschwimmerin werden wollten?
Friedrich: Das war mit neun Jahren, als der Verein einen neuen Trainer bekam, der Leistungsschwimmen angeboten hat. Das hat mir sofort so gut gefallen, dass ich vom Freizeitschwimmen zum Leistungsschwimmen übergegangen bin.

Zischup: Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine erfolgreiche Schwimmerin aus?
Friedrich: Man muss einfach richtig viel Spaß am Schwimmen haben, denn Schwimmen ist ein eintöniger Sport. Man denkt, man schwimmt nur eine Bahn hin und her und zählt die Kacheln auf dem Beckenboden. Aber wenn man das Schwimmen liebt, ist jede Bahn neu, spannend und aufregend. Man muss auch sehr viel Durchhaltevermögen haben, denn Schwimmen ist ein Sport, der sehr viel Leistungsbereitschaft erfordert.

Zischup: Welche Titel habe Sie gewonnen?
Friedrich: In meiner Jugend war ich sehr häufig Hessische Meisterin. Als Erwachsene war ich mehrfach Deutsche Meisterin. Das waren meine größten Erfolge.

Zischup: Welche Auszeichnungen haben Sie bekommen?
Friedrich: Für meine Leistungen habe ich Medaillen oder Pokale bekommen. Ich habe mich aber auch besonders darüber gefreut, als ich Sportlerin der Stadt Lörrach wurde.

Zischup: Was war für Sie persönlich Ihr größter Erfolg?
Friedrich: In meiner Jugendzeit war das die Teilnahme am Finale der Deutschen Jahrgangsmeisterschaften und als Erwachsene der Deutsche Meistertitel, beziehungsweise als ich zweimal einen deutschen Rekord in meiner erwachsenen Altersklasse schwimmen konnte.

Zischup: In welcher Disziplin und auf welcher Strecke haben Sie die beiden deutschen Rekorde aufgestellt?
Friedrich: Das war einmal über 200 Meter Schmetterling und einmal über 100 Meter Schmetterling.

Zischup: Was ist Ihre Lieblingsdisziplin?
Friedrich: Meine Lieblingsdisziplin ist auf jeden Fall das Schmetterlingsschwimmen. Und da die 200 Meter, weil ich eher eine Ausdauerschwimmerin bin.

Zischup: Wie gehen Sie mit Misserfolg und Enttäuschung um?
Friedrich: Meistens ärgere ich mich über mich selbst, wenn meine Leistung nicht gut war. Das habe ich aber meistens schnell vergessen und haue dann beim nächsten Training besonders rein, um einfach wieder besser zu werden.

Zischup: Wie oft und wie lange trainieren Sie in der Woche?
Friedrich: Zurzeit trainiere ich vier Mal in der Woche. Meist eineinviertel Stunden bis zu einer und einer dreiviertel Stunde.

Zisch: Wie haben Sie in der Corona-Zeit, als die Schwimmbäder geschlossen waren, trainiert?
Friedrich: Ich habe sehr viel Gymnastik gemacht, leichtes Krafttraining für Arme und Schultern und viel Aerobic und Seilspringen für die Ausdauer. Außerdem bin ich sehr viel Fahrrad gefahren. Als die Verzweiflung ganz besonders groß war, bin ich dann im Frühjahr dieses Jahres, im Rhein an den Isteiner Schwellen geschwommen, sozusagen in einer natürlichen Gegenstromanlage. Ich habe mir einen Strudel ausgesucht, bin mit einem Neoprenanzug ins kalte Wasser und dort gegen den Strom auf der Stelle geschwommen.

Zischup: Frau Friedrich, neben dem aktiven Schwimmen sind Sie auch noch im Schwimmverein Rot-Weiß Lörrach tätig. Was sind dort Ihre Tätigkeiten?
Friedrich: Ich bin Masterswartin und Schwimmwartin. Ich bin zuständig dafür, Wettkämpfe zu organisieren und Meldungen abzugeben, und außerdem bin ich Trainerin von unterschiedlichen Mannschaften.

Zischup: Was sind Ihre persönlichen sportlichen Ziele für die Zukunft?
Friedrich: Ich möchte noch ganz lange Wettkampfschwimmen betreiben und meine jetzigen Zeiten möglichst lange halten können und im Alter nur wenig langsamer werden. Und am liebsten würde ich noch in der Altersklasse 100 an Wettkämpfen teilnehmen.
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