Account/Login

In zwei verschiedenen Kulturen zu Hause

Die Enkeltochter eines Gastarbeiters aus der Türkei erzählt.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Melikes Großvater mit seiner Frau und seinen Kindern  | Foto: privat
Melikes Großvater mit seiner Frau und seinen Kindern Foto: privat
Am 20. Dezember 1955 schloss die Bundesrepublik Deutschland mit Italien das erste Anwerbeabkommen ab. Damals gab es in Deutschland Arbeitermangel, das heißt, sie suchten nach Arbeitnehmern. Mein Opa kam 1971 nach Deutschland, um hier als Gastarbeiter zu arbeiten. Er kam damals aus der Türkei nach Deutschland. Er wusste, dass man hier in Deutschland gut Geld verdienen kann.

Zuerst war er alleine in Deutschland und musste immer hart arbeiten für seine Familie. Mein Opa hat einen Teil seines Lohns an meine Oma in die Türkei geschickt. Als mein Opa es finanzieren konnte, brachte er seine restliche Familie mit nach Deutschland. Mein Vater war zwölf Jahre alt, als er nach Deutschland kam. Die ganze Familie freute sich auf die Abreise, da sie das allererste Mal die Heimat verließ. Danach besuchte mein Vater die Sprachschule. In kürzester Zeit lernte er eine fremde Sprache.

1997 heiratete mein Vater meine Mutter. Die Hochzeit fand in der Türkei statt. Nach der Hochzeit kam meine Mutter zum ersten Mal nach Deutschland. 2010 ging meine Mutter ein Jahr lang in die Sprachschule. Der Staat macht das, damit sich Frauen wie meine Mutter besser in die Gesellschaft integrieren können. Meine Geschwister und ich wurden alle hier in Deutschland geboren. Ich bin sehr glücklich hier in Deutschland zu leben.

Dank meines Opas kann ich hier in Deutschland leben. Auch wenn immer wieder von Diskriminierungen Ausländern gegenüber die Rede ist, habe ich keine solchen Erfahrungen gemacht. Ich fühle mich sehr wohl hier. In Deutschland gibt es bessere Lebensbedingungen als in anderen Ländern. Und ich habe sehr viele Möglichkeiten, die ich anderswo nicht hätte, wie etwa in die Schule zu gehen oder zwei Sprachen zu lernen.

Ich habe hier auch sehr viele türkische Freunde. Ich kann auch in die Moschee gehen und vieles über meine Religion lernen. Jedes Jahr fliegen wir für drei bis vier Wochen in die Türkei. In der Türkei besuchen wir die Familie meiner Mutter. Für mich ist es sehr besonders, dass ich zwei verschiedene Länder und Kulturen erleben kann.

1995 wurde mein Opa bei einem Autounfall schwer verletzt. Danach musste er zehn Jahre lang im Rollstuhl sitzen. In den letzten Jahren kümmerte sich meine Oma um meinen Opa. Er hatte Demenz, also musste er versorgt werden. Darum kümmerte sich die ganze Familie um ihn. Leider starb mein Opa im Jahr 2006. Später wurde er in der Türkei begraben, in seinem Heimatland. An dem Tag, als mein Opa starb, wurde ich ein Jahr alt. Seitdem ist mein Geburtstag für mich ein ganz besonderer Tag.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 20. Dezember 2019: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel