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"Ich habe große Angst"

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Ärztin Saba Häringer über Masken, Schutzanzüge und Abschiede.  

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Doppelt und dreifach maskiert: Ärztin Saba Häringer   | Foto: privat
Doppelt und dreifach maskiert: Ärztin Saba Häringer Foto: privat

Saba Häringer ist Ärztin und arbeitet am Bayonne Medical Center im US-amerikanischen Bundesstaat New Jersey. Die 32-Jährige erzählt, wie sich ihre Arbeit, ihr Leben, ihre Gewohnheiten mit Corona verändert haben. Jule Böcherer und Lenia Häringer, Schülerinnen aus der Klasse 8a des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach, haben die Ärztin befragt. Saba Häringer ist die Frau von Lenias Cousin.

Zischup: War es für Sie eine große Umstellung, auf einmal mit Corona zu arbeiten?
Häringer: Ja, es ist für mich und alle anderen eine sehr große Umstellung. Wir haben zwar schon immer mit Masken gearbeitet, aber jetzt müssen wir zwei Masken übereinander anziehen, Gesichtsschilder tragen, Schutzbrillen aufsetzen, unsere Haare abdecken und natürlich über unsere normale Arztkleidung auch noch einen Schutzanzug anziehen. Eine weitere traurige Besonderheit in diesen Zeiten ist, dass die Familien der schwer kranken Patienten, die zum Teil auch im Sterben liegen, sie nicht mehr besuchen kommen dürfen, sondern sie sich nur über Videoanrufe sehen können. Die Menschen müssen sich so auch von einander verabschieden. Außerdem müssen wir genau aufpassen, wenn neue Patienten in die Klinik kommen, denn sie können äußerlich gesund aussehen, aber das Virus in sich tragen.
Zischup: Wie ist es, den ganzen Tag eine Maske tragen zu müssen?
Häringer: Es ist schlimm. Wir tragen die Masken bis zu zwölf Stunden am Tag, ohne sie abzunehmen. Man bekommt durch die zwei Masken, die wir übereinander tragen müssen, schwerer Luft, und nach dem Arbeiten macht mir das Gesicht weh und ich habe Druckstellen.
Zischup: Haben Sie Angst, sich beim Arbeiten mit dem Coronavirus zu infizieren? Und wenn ja, warum?
Häringer: Ich habe große Angst, mich mit dem Virus zu infizieren, da ich viel bei Coronapatienten bin. Wenn bei einem Patienten das Herz stehenbleibt, müssen wir ihn wiederbeleben, was bis zu einer Stunde lang gehen kann. In dieser Zeit bin ich in sehr nahem Körperkontakt mit den Coronapatienten, und da ist das Risiko, sich anzustecken, sehr hoch. Das erste, was ich mache, bevor ich ins Auto steige, ist, meine Arbeitskleidung in einen Korb hinten in den Kofferraum zu werfen. Wenn ich zuhause bin, werfe ich meine Arbeitskleidung in die Wäsche und danach gehe ich erst einmal duschen. Das mache ich jeden Tag so, da ich Angst habe, das Virus mit zu mir nach Hause zu bringen.
Zischup: Wie hält man es als Ärztin aus, so vielen Menschen beim Sterben zusehen zu müssen?
Häringer: Es ist hart für mich. Früher sind höchstens drei bis vier Menschen pro Woche in der ganzen Klinik verstorben. Jetzt während Corona versterben drei bis fünf Menschen pro Tag bei jedem Arzt in der Klinik. Man macht alles für die Menschen, die eingeliefert werden, dass sie weiterleben können, und es ist dann sehr traurig zu sehen, wenn die kranken Menschen unter meiner Fürsorge und Behandlung trotzdem sterben. Die verstorbenen Menschen werden dann in Kühlwagen gelegt.
Zischup: Wie lange müssen die meisten Coronapatienten in Ihrer Klinik behandelt werden?
Häringer: Das Längste, was ich erlebt hatte, waren fünf Monate. Es kommt natürlich darauf an, wie schwer der Verlauf ist, aber die meisten werden etwa zwei bis drei Wochen behandelt. Es gibt aber auch Fälle, die an einem Tag in die Klinik eingeliefert werden und am nächsten sterben.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

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