Ich habe einen Traum
Die Autorin dieses Textes wird zurzeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Freiburg behandelt. In ihrem Artikel beschreibt sie, wovon sie träumt.
einer Schülerin der Klinikschule in Freiburg
Do, 8. Dez 2011, 19:09 Uhr
Schülertexte
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Ich liege auf einer blühenden Wiese, die Halme sind gerade zu voller Größe gereift und wiegen sich im sanften Wind. Der Boden unter mir ist warm vom Tag. Das Licht der Sonne hat Spuren hinterlassen, alles ist erwacht und summt vor Leben. Doch auch dieser Eifer braucht seine Pausen und die Nacht ist ihm stets willkommen. In den sanften Schatten der Nacht erscheint alles weicher und ruhiger.
Die Menschen fürchten seit jeher die Dunkelheit der Nächte, doch bei mir ist es anders. Fühle ich mich doch im grellen Licht des Tages beobachtet und entblößt. Das Licht gibt alles preis; Fehler und Makel, die von der Nacht gnädig verborgen werden. Die Dunkelheit hüllt alles ein und das Licht der Sterne gibt Kraft und Halt.
Deshalb liebe ich die Nächte, egal ob sie den Eisgeruch des Winters oder den Blumenduft des Sommers in sich tragen.
Es ist einer jener Träume, aus dem ich niemals wieder erwachen will. Ewig möchte ich hier liegen, dem Zirpen der unzähligen Grillen lauschen, die unter den Sternen ihren endlosen Kanon singen und die Sterne betrachten, die mir heute heller scheinen als jemals zuvor.
Der Mond ist nur zur Hälfte gefüllt und sein Licht ist noch nicht stark genug um die Sterne zu überstrahlen und die Welt in sein fahl-silbernes Licht zu tauchen.
Ich schließe die Augen und atme tief ein, inhaliere den Geruch, der unzählige Erinnerungen weckt; Erinnerungen, die schon weit zurückliegen, an kindliche Freude und Tage die niemals endeten.
Als ich die Augen wieder öffne, ist es bereits heller. Es kommt jene Zeit, die zwischen Traum und Realität liegt, zwischen Schlaf und Erwachen, zwischen Tag und Nacht. Es dämmert.
Und ehe ich mich versehe, stiehlt sich die Sonne über den Horizont und lässt den Himmel in den prächtigsten Farben erstrahlen.
Ein neuer Tag beginnt und alles, was geschlafen hat, erwacht aus seinem Schlummer. Und ich freue mich, auch über den Tag, denn er bringt Hoffnung und Licht in mein Leben.
Ich vergöttere die Nacht, doch ich liebe auch den Tag. Der Nacht fiebere ich entgegen, doch erst kommt der Tag und ich werde mich ihm stellen.
Ich habe einen Traum: von Nacht und vom Tag.
Ich habe einen Traum: vom Leben.
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