Wasserversorgung
"Ich bin gegen die Privatisierung"
Soll Wasser eine Ware werden wie jede andere? Die EU strebt bei der Wasserversorgung eine Marktöffnung an. Was hält die Freiburger Badenova davon? Ein Interview mit Pressesprecherin Yvonne Schweickhardt.
Patrick Uscinowicz, Klasse 8c & Kepler-Gymnasium Freiburg
Fr, 17. Mai 2013, 10:25 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Was wird privatisiert?
Schweickhardt: Im Bereich der Wasserversorgung soll, wie bereits bei der Strom- und Gasversorgung, eine Marktöffnung erreicht werden. Es wird derzeit an einer europäischen Richtlinie über die Konzessionsvergabe bei der Trinkwasservergabe verhandelt. Wenn die Richtlinie in Kraft tritt, könnten sich auch große nationale oder internationale Konzerne um die Wasserkonzession bewerben. Aktuell gibt es im Wasserbereich noch keinen derartigen Wettbewerb um die Wasserkonzession.
Zischup: Badenova gehört der Stadt Freiburg, was ist die Meinung der Stadt zur Privatisierung?
Schweickhardt: Die Stadt Freiburg, Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon, spricht sich gegen die Privatisierung aus. Wasser wird zu Recht als das Lebensmittel Nummer eins bezeichnet, da ist es zwingend, dass die Bürger 100-prozentige Sicherheit haben. Und natürlich muss auch der Preis stimmen. Da deckt sich die Meinung der Stadt Freiburg mit der von Badenova.
Zischup: Was für Vorteile und Nachteile gäbe es bei einer Privatisierung ?
Schweickhardt: In Einzelfällen wurden bereits Wasserversorgungen privatisiert. In Englands Hauptstadt London gehören seit der Privatisierung, so wird berichtet, marode Leitungen zum Alltag und auch die Qualität ist mit der unseren nicht zu vergleichen. Mögliche Vorteile könnten sein, dass sich die Befürworter eine Kostenersparnis versprechen. Ob dies aber tatsächlich erreicht wird oder ob nicht doch auf Kosten einer guten Rendite Investitionen einfach verschleppt werden, ist ungewiss. Dies befürchten die Kritiker. In einer Reihe von EU-Staaten hat die ausschreibungsfreie Vergabe von Wasserkonzessionen wohl zu Korruptionsfällen geführt – diesem Missstand hofft man mit der Neuregelung beizukommen. Bei uns in Deutschland gibt es jedoch keine solchen Missstände.
Zischup: Warum würde es Sinn ergeben, die Wasserversorgung zu privatisieren?
Schweickhardt: Sinn könnte machen, wenn wirklich trotz einer guten gleichbleibenden Wasserqualität die Effizienz gesteigert wird – in Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung des Wassers, und wenn dann die Kommunalhaushalte und Bürger entlastet würden.
Zischup: Was würde die Privatisierung des Wassers für die Bewohner Freiburgs bedeuten?
Schweickhardt: Ist aktuell nicht absehbar. Es kommt darauf an, welche Strategie das entsprechende Unternehmen verfolgt.
Zischup: Was ist Ihre Meinung dazu?
Schweickhardt: Ich bin gegen die Privatisierung. Die Auffassung vieler Städte und Gemeinden und von Badenova lautet wie folgt: Im Bereich der Wasserversorgung hat ein einseitiges auf Gewinnmaximierung ausgerichtetes Denken und Wirtschaften nichts verloren. Dazu ist die Ressource Wasser viel zu wertvoll und kostbar. Der Aspekt der Vorsorge, Forschung, das Ausprobieren und Implementieren neuer Verfahren und Techniken – all dies ist zwingend nötig und auch mitunter teuer. Wenn es nur um die Gewinnmaximierung geht, so kann dies leicht unter die Räder kommen.
Yvonne Schweickhardt ist 40 Jahre alt und von Beruf Pressereferentin und in der Unternehmenskommunikation bei Badenova tätig. In der Unternehmenskommunikation beantwortet sie Fragen von sämtlichen Medien.
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