Flucht vor den vielen Bomben
Mit dem Krieg endete für Najats Familie ihr schönes Leben.
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Najat* hat den Krieg in Syrien hautnah miterlebt. Die Schülerin aus der Ortenau wurde in Tunesien geboren, zog allerdings mit ihrer Familie 2008 nach Syrien.
Mein Vater war Fliesenleger und meine Mutter hat im Kindergarten als Erzieherin gearbeitet. Unser Leben war sehr schön. Doch dann änderte sich vier Jahre später alles. Der Krieg in Syrien begann. Meine Eltern dachten, dass es nicht so lange dauern würde und nur weit entfernte Regionen Syriens betroffen seien. Als ich 2013 die vierte Klasse besuchte, rückte der Krieg jedoch immer näher.
Niemals vergessen werde ich den Tag, als ich mit meiner Mutter und meiner Schwester zur Arbeitsstelle meines Vaters gegangen bin. Auf der anderen Straßenseite war eine Bäckerei, in der an diesem Tag viele Menschen, auch Kinder, einkauften. Ein Mann hat sich in der Bäckerei in die Luft gesprengt. Ich habe sehr viel Blut, abgetrennte Arme und Beine und leider auch viele tote Menschen gesehen. Diese Bilder werde ich nie mehr vergessen. Ab diesem Tag wurde alles anders.
Täglich hörten wir die Bomben. Anfangs erst weit entfernt, dann immer näher und plötzlich waren wir mittendrin. Zu diesem Zeitpunkt ging ich nicht mehr in die Schule und meine Eltern gingen nicht mehr zur Arbeit, weil der Krieg immer schlimmer und es zu gefährlich wurde, sich außerhalb der Wohnung aufzuhalten. Meine Mutter hatte immer große Angst, dass die Bomben in unsere Wohnung einschlagen, und vor allem Angst davor, dass wir den nächsten Tag nicht mehr erleben und sterben würden. Ich selbst hatte Angst davor, dass mich Rebellen mitnehmen würden und ich dann nicht mehr nach Hause könnte. Deswegen bin ich kaum noch nach draußen gegangen, habe nie mehr mit meinen Freunden gespielt. Weil die Bomben auch nachts gefallen sind, haben wir oft im Keller geschlafen, dort war es sicherer.
Eines Tages kamen bewaffnete Rebellen zu uns nach Hause, sie haben nicht geklopft, sondern haben einfach die Tür eingeschlagen, um uns unsere Wohnung zu nehmen. Sie zwangen uns, sofort nach draußen zu gehen oder uns zu töten. Mein Vater konnte nichts dagegen machen, auch nicht die Polizei rufen, da die Polizei in Syrien selbst Angst vor den Rebellen hatte. Bei so einem Übergriff sind auch eine Freundin von mir und ihre Familie gestorben.
Wir hatten auf einmal keine eigene Wohnung, und, da meine Eltern nicht mehr arbeiteten, auch kein Geld mehr. Daraufhin sind wir zu meiner Oma gezogen. Der Krieg wurde immer schlimmer. Monatelang sind wir nur selten nach draußen gegangen, weil es viel zu gefährlich war und wir Angst vor Bombenanschlägen oder Terroristen hatten. Ein Bekannter meiner Eltern hat meiner jüngeren Schwester, meiner Mutter und mir im Jahr 2015 geholfen, zurück nach Tunesien zu gehen. Nach Monaten in Angst und Armut konnten wir endlich bei meiner anderen Oma und meiner Tante in Tunesien unterkommen.
Mein Vater war jedoch nicht dabei, als Syrer durfte er das Land auf normalem Weg nicht verlassen. Er ist erst ein paar Monate später aus Syrien geflohen. Zuerst in die Türkei, dann mit dem Boot nach Griechenland und über den Landweg nach Deutschland.
Nach Deutschland sind wir gegangen, weil mein Vater in Tunesien nur hätte bleiben dürfen, wenn er viel Geld bezahlt hätte. Zudem leben Verwandte von uns schon viele Jahre hier in Deutschland. Wir haben uns in Deutschland in den letzten zwei Jahren gut eingelebt und wohnen jetzt sogar in einer eigenen Wohnung. Mein Wunsch ist es, nach der Schule zu studieren und später eine gute Arbeit zu finden.
* Name von der Red. geändert
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