Flexibel und vielfältig

Wird der Onlinehandel noch weiter zulegen? / Besuch bei der Betreiberin eines Internetshops .  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Blick in ein Paketzentrum: Ein Großteil der Pakete sind online bestellte Ware.  | Foto: Tom Weller (dpa)
Blick in ein Paketzentrum: Ein Großteil der Pakete sind online bestellte Ware. Foto: Tom Weller (dpa)

In den vergangenen Jahren sind sehr viele Menschen auch durch Corona vom "normalen" Einkaufen auf Onlineshopping umgestiegen. Corona ist allerdings nicht der einzige Grund für die Veränderungen im Einkaufsverhalten. Wie entwickelt sich das Onlineshopping und was sind die Vorteile für Verkäuferinnen und Verkäufer sowie ihre Kundinnen und Kunden?

Ich treffe Marie-Lou Singer, Mutter von vier Kindern und Besitzerin eines Onlineshops, in ihrem Zuhause in Kleinandelfingen (Schweiz). Wir spazieren zu ihrem Arbeitsplatz, einem Lager, das noch nicht komplett eingeräumt ist und nach Holz und Wolle riecht. Ihr jüngster Sohn Joris schläft in einer Trage, während sie mir ihr Lager zeigt. Sie erzählt: "Mein Shop heißt Wolleli. Ich verkaufe dort Kinderkleidung aus Naturmaterialien, hauptsächlich aus Wolle und Merinowolle. Ich verkaufe das, da ich bemerkt habe, dass es einen großen Unterschied macht, welche Materialien man trägt, und weil ich auch der Meinung bin, dass man für Kinder nicht besonders viele, sondern die richtigen Klamotten braucht, also eher Qualität als Quantität."

Das scheinen auch viele Käuferinnen und Käufer in Deutschland so zu sehen. 70 Prozent der Deutschen geben in einer Umfrage an, bei ihren Onlineeinkäufen Wert auf Nachhaltigkeit zu legen. Sie kauften im Onlinehandel 2021 laut Statista Bekleidung und Schuhe für rund 24,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um rund 17 Prozent. Insgesamt geben Deutsche etwa 54,8 Milliarden Euro für Kleidung und Schuhe aus. Fast die Hälfte der Kleidung wird also inzwischen online erworben. "Als Mutter finde ich es einen großen Vorteil, dass du dir bei einem Onlineshop selber einteilen kannst, wann du was machst, und nicht zu festen Zeiten arbeiten musst, dass es zum Beispiel egal ist, ob du morgens um sieben oder abends um zehn arbeitest."

Laut einer Umfrage möchten junge Werktätige ihre Zeit im Privatleben und der Arbeitswelt selbst gestalten und einteilen, ältere möchten eher kürzertreten. Für moderne Werktätige ist oft die Zeit mit den Kindern wichtiger als Geld, daher ist für sie eine flexibel gestaltete Arbeitszeit erstrebenswert. "Wenn du einen Shop gründen willst, brauchst du auf jeden Fall ziemlich viel Durchhaltevermögen. Startkapital, Marketingstrategien und ein Businessplan sind wichtig. Du brauchst natürlich auch Fläche, um deine Ware zu lagern", sagt Marie-Lou Singer. Darf eigentlich jeder einen Onlineshop eröffnen? Grundsätzlich ja. Wer ein Gewerbe anmelden kann, kann auch einen Onlineshop eröffnen. Es müssen keine besonderen Qualifikationen vorhanden sein. Gründerinnen und Gründern wird aber dringend geraten, sich vor allem rechtlich gut abzusichern. Datenschutz, Impressumspflicht, Angaben zu Lieferzeiten und Preisen – das sind nur einige der heiklen Punkte, die zu Abmahnungen führen können. Eine juristische Beratung ist unbedingt zu empfehlen, da die Anforderungen sich von Land zu Land unterscheiden.

Für Käuferinnen und Käufer ist die Auswahl online im Vergleich zum Einzelhandel viel größer. Man hat die Chance, Preise zu vergleichen und das Produkt möglichst günstig zu erwerben. Was fehlt, ist die persönliche Beratung und die Möglichkeit, den Einkauf zum Erlebnis werden zu lassen. Es wird spannend, wie sich der Onlinehandel in den nächsten Jahren entwickelt: Werden die Menschen nur die materiellen und zeitlichen Vorteile sehen und noch mehr online einkaufen oder werden sie die Folgen für Innenstädte und den Einzelhandel berücksichtigen und bereit sein, eventuell auch etwas mehr zu bezahlen und damit lebenswerte Innenstädte zu erhalten?

Inzwischen ist Joris aufgewacht und wir machen uns auf den Weg nach Hause.

Schlagworte: Sohn Joris, Marie-Lou Singer
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2025 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Weitere Artikel