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Zischup-Interview

"Es läuft meist auf eine Schlacht hinaus"

Stefan Puchta ist 57 Jahre alt und hat mit Ende 20 bei vielen Fantasy-Live-Rollenspielen mitgemacht. Sein Hobby hat ihn regelrecht in eine andere Welt gebracht.  

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Stefan Puchta Foto: Privat
Zischup: Was sind Fantasy-Live-Rollenspiele ?
Puchta: Was man als Tischrollenspiele oder als Computer-Fantasy-Rollenspiele kennt, spielt man in der Natur mit Verkleidungen und bestimmten Regeln.

Zischup: Wie kamen Sie zu den Fantasy-Live-Rollenspielen?
Puchta: Eine Freundin hat erzählt, dass andere Freunde sich mit Plastikschwertern im Wald treffen, um da irgendwelche Spiele zu spielen. Weil ich schon früher diese Tischrollenspiele gemacht hatte, habe ich sie dann gefragt, wie ich mit denen in Kontakt komme. Das war ein eingetragener Verein: die Dilettanten Heidelberg.

Zischup: Wie viel Zeit brauchte die Vorbereitung dann für die Spieler?
Puchta: Du wählst dir selbst deine Rolle aus und das war Aufgabe für deine Fantasie. Du konntest zum Beispiel ein Kämpfer sein oder ein Zauberer oder ein Dieb. Du dachtest dir deine Geschichte aus, etwa wie du aufgewachsen bist, Fähigkeiten erlernt hast, welche magischen Gegenstände du bekommen hast oder welche Ziele du verfolgst. Man musste seine eigene Story lang vor dem eigentlichen Spiel abgeben und die Organisatoren machten aus all den Einzelstorys dann eine Gesamtstory. Zusätzlich haben die Organisatoren sogenannte Nicht-Spieler-Charaktere gespielt.

Zischup: Also diese Fantasywelt bestand weiter und wurde mit jedem Spiel fortgesetzt ?
Puchta: Das fand immer in der gleichen Welt statt. Es wurde eine Geschichte geschrieben und die Charaktere, die schon im letzten Spiel dabei waren und überlebt hatten, konnten auch wieder weiterspielen. Es gab auch Prüfungen, bei denen du deine Fähigkeiten verbessern konntest. Dann konnte ein Zauberer zum Beispiel neue Sprüche sprechen, oder man konnte Fähigkeiten wie Tränkebrauen und Kartenlesen und natürlich das Kämpfen mit verschiedenen Waffen lernen.

Zischup: Okay, und wie war das dann, wenn man gestorben ist?
Puchta: Man starb nicht so oft, weil die Leute sehr vorsichtig waren und das Spiel nicht nur aus Sterben und aus Kämpfen bestand, sondern auch daraus, Rätsel zu lösen, sich in der Welt zu bewegen und lustige Dinge zu tun, das waren dann bunte Veranstaltungen. Aber wenn man gestorben ist, war man erstmal eine Leiche. Man musste sich auf den Boden legen und durfte sich nicht mehr bewegen.

Zischup: Wie war denn das Kampfprinzip?
Puchta: Man hatte, je nachdem welchen Charakter man spielte, verschieden viele Lebenspunkte. Erlitt man Schaden, musste man diese Punkte abwerfen und erst dann ging es weiter. Alle Waffen waren mit Schaumstoff ummantelt. Hals und Kopf waren grundsätzlich tabu für Treffer.

Zischup: Wie war es dann mit dem Komfort dort? Über das Spielen hinweg, waren Sie die ganze Zeit nur im Wald?
Puchta: Die meisten Leute haben sich selbst Zelte mitgenommen und im Wald ein Lager aufgeschlagen auf von den Organisatoren vorbereiteten möglichen Lagerplätzen.


Zischup: War es erlaubt, Dosen mit Essen mitzunehmen?
Puchta: Generell alles, was aus der modernen Welt der Technik kommt, sollte möglichst minimiert werden. Es sollten halt alle Leute wirklich nur Kleider und Gegenstände dabei haben, die auch in die Fantasywelt passten. Die Leute haben sich genau überlegt, mit welchem Kostüm sie auftreten.

Zischup: Hat das Mitspielen allein auch Geld gekostet?
Puchta: Das Mitspielen hat auch Geld gekostet. Die Organisation hat Geld gekostet, aber der Verein, bei dem ich gespielt habe, hat das zum Selbstkostenpreis organisiert. Die haben wirklich nur die Kosten für die Miete von den Burgen, für das Einkaufen und das Material auf die Spieler verteilt.

Zischup: War das dann so, dass, wenn eine bestimmte Rolle da sein sollte, man dann zum Beispiel eine Mail oder einen Brief bekommen hat, ob man diese Rolle spielen kann?
Puchta: Es ging so: Du hast deine eigene Rolle, deine eigene Geschichte an die Organisatoren geschickt und die haben dir dann geantwortet: Alles klar, du bist das, du hast diese Rolle, du bist so und so stark und außerdem hast du hier noch beispielsweise einen Stein der Vernunft. Diesen Stein hast du im Wald gefunden oder den hast du von deiner Mutter geschenkt bekommen und der Stein der Vernunft hat die Fähigkeit, einmal am Tag einen Gifttrank zu erkennen. Dann hast du eben den Stein der Vernunft und läufst damit rum. Was du aber nicht weißt, ist, dass dieser Stein der Vernunft in Wirklichkeit der Heilige Stein einer Kriegergruppe aus einem anderen Land ist. Der kann nicht nur diesen Gifttrank erkennen, sondern kann auch noch was ganz anderes. Das weißt du aber nicht und du weißt natürlich auch nicht, dass diese Kriegergruppe im Spiel auf der Suche nach dem Stein ist. Und alle werden sich natürlich hüten, diese Storys auszuposaunen. Weil sie dadurch die anderen warnen. Darum geht es und es geht auch viel um Rätseln. Wenn du rausgefunden hast, wer den Stein der Vernunft hat, kannst du einfach hingehen und den mit dem Schwert erschlagen, oder du kannst verhandeln oder irgendwas anderes machen.

Zischup: Welches Erlebnis ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben von den Fantasy-Live-Rollenspielen?
Puchta: Es gibt in diesem großen Spiel mit der großen Story ganz viele Ministorys und Minigames. Aber am Ende läuft der Plot meist auf eine große Schlacht hinaus, das war ein Riesenerlebnis.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

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