Es geht nicht um Verzicht, sondern um Veränderung

Dinara Dägele hat sich mit der Zerstörung der Regenwälder beschäftigt und erschütternde Zahlen zusammengetragen.  

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Auch der Orang-Utan leidet unter Regen...um verkleinert sich dadurch zusehends.  | Foto: BOS (dpa)
Auch der Orang-Utan leidet unter Regenwaldrodungen und der Palmölwirtschaft, denn sein Lebensraum verkleinert sich dadurch zusehends. Foto: BOS (dpa)
Zwei Minuten dauert es nur, und schon ist eine Fläche so groß wie 35 Fußballfelder an tropischem Regenwald verschwunden. Anders gesagt, eine Fläche von 25 200 Fußballfeldern an einem Tag. Schon jetzt wurde fast die Hälfte des Regenwaldes vernichtet. Täglich sterben unglaubliche 100 bis 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Und daran schuld sind allein wir Menschen. Es ist eine harte Wahrheit. Mit unserem Konsumdrang zerstören wir die grüne Lunge der Erde.

Sieht man Bilder von süßen Klammeräffchen oder Jaguaren, kann man sich nicht vorstellen, dass man selbst eine Gefahr für diese Tiere ist. Doch es beginnt bereits beim Einkaufen: Ist man bereit, ein paar Cent mehr für heimisches Obst und Gemüse zu bezahlen, oder greift man doch zur günstigeren Importware? Braucht man immer unbedingt das neueste Smartphone auf dem Markt?

Auf die Zutatenliste schauen, kann manchmal sehr hilfreich sein: Enthält das Produkt Palmöl? Dann lieber nicht kaufen. Denn schon über 27 Millionen Hektar Regenwald mussten den Palmölplantagen weichen, das ist eine Fläche so groß wie Neuseeland. Palmöl begegnet uns immer wieder im Alltag – es steckt in Lebensmitteln wie Fertigpizza und Schokolade, Kosmetika, Putzmitteln und Biosprit. Es wird immer schwerer, dem Regenwaldkiller auszuweichen, aber es ist möglich. Alternativen sind Raps- und Sonnenblumenöl. Durch die Rodung des Waldes wird der in Vegetation und Boden gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt. Das führt dazu, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit dreimal so klimaschädlich ist wie Sprit aus Erdöl.

Einen weiteren Beitrag, den man leisten kann, ist, weniger tierische Produkte zu verwenden. Täglich werden riesige Flächen des Regenwaldes für Weide- und Ackerland gerodet, meistens mit der klimaschädlichsten Methode, der Brandrodung. Unzählige Wildtiere verlieren ihr Zuhause oder sterben aus, damit die Menschen billiges Fleisch essen können.

Man kann also darauf achten, dass das Steak im Einkaufswagen regional und bestenfalls bio ist. Doch selbst wenn das Fleisch aus der Umgebung kommt, kann das Soja, das im Futter enthalten ist, dort, wo einmal Regenwald gewachsen ist, geerntet worden sein. Die umweltfreundlichsten Möglichkeiten sind daher natürlich, weniger oder kein Fleisch zu verbrauchen oder – was nur für wenige möglich ist – sich selbst Tiere zu halten. Denn wenn die Flächen Regenwald, die für Weiden und Äcker weichen mussten, wieder aufgeforstet würden, kämen 23 Prozent der gefällten Fläche zurück.

Auch beim Kauf von Möbeln, Brennholz und Holzkohle kann man den Regenwald schützen. Heimische Hölzer wie zum Beispiel Ahorn, Buche, Eiche, Kirsche, Nussbaum, Fichte und Kiefer sind viel nachhaltiger als Tropenholz, das nicht nur einen langen Transportweg hinter sich hat, sondern auch im Regenwald gefällt wurde. Tropenholz ist zum Beispiel Teak, Akazie, Mahagoni und viele weitere. Ein weiteres Merkmal: Holz ohne deutliche Jahresringe stammt ziemlich sicher aus den Tropen.

Aber das Wichtigste: Es geht nicht um Verzicht, sondern um Veränderung. Und jeder von uns kann einen Teil dazu beitragen. Denn wenn wir nichts an unserer Lebensweise verändern, wird es in bis zu 50 Jahren keinen tropischen Regenwald mehr geben.
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