Ein System mit vielen Macken

Mangelnde Digitalisierung, kaputte Räume, zu wenig Lehrkräfte: Das deutsche Schulsystem ist veraltet, findet Enya Bukowski.  

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  | Foto: Marijan Murat
Foto: Marijan Murat
Schule zerstört die Jugend. Das derzeitige Schulsystem bereitet den Kindern und Jugendlichen keinen Gefallen. Es fängt schon mit der zu frühen Entscheidung ihrer Zukunft an, der Entscheidung, auf welche der weiterführenden Schulen die Kinder kommen sollen. Dort geht der Leistungsdruck dann erst richtig los. Einige Jugendliche sind aufgrund ihrer Angst vor anstehenden Klausuren sehr unmotiviert.

Überhaupt, morgens aufzustehen fällt schwer, meist auch wegen Müdigkeit. Immerhin zeigten Studien, dass Jugendliche durch einen der Pubertät geschuldeten Melatoninmangel später ermüden und damit auch später einschlafen. Warum also beginnt die Schule so früh?

Darüber hinaus sind der Lehrstoff und die Prüfungsmethoden veraltet. Die Jugendlichen lernen nur auf Klassenarbeiten und Tests hin und vergessen danach mit großer Wahrscheinlichkeit den Großteil des Lehrstoffes wieder. Zudem werden Jugendliche viel zu spät, wenn überhaupt, auf das Berufs- und Erwachsenenleben vorbereitet. Wo bleiben die zukunftsrelevanten Themen?

Und warum entscheiden die einzelnen Bundesländer selbst über Inhalte, wenn sie es wie bei der Berufsausbildung einheitlich regeln könnten? Abschlüsse und Abitur sollten in den Bundesländern vergleichbar und nicht zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen schwieriger als in Bremen sein. Zudem haben die Bundesländer eigene Schulbücher und Verwaltungen, folglich mehr Kosten, die von den Steuern finanziert werden. Warum gibt es nicht endlich ein einziges Bundesministerium für die Schule?

Der Zustand vieler Schulen ist katastrophal. Die Coronazeit offenbarte jedenfalls viele Mängel. Die Räume sind viel zu klein, an manchen Schulen sind Decken undicht, manche Heizungen und Rollläden funktionieren nicht, vielen Schulen mangelt es noch immer an warmem Wasser, und die Overheadprojektoren und alten Quietsche-Tafeln sind längst überholt.

Manch anderen Ländern glückt der Versuch, die Schulen zu modernisieren. Durch Digitalisierung in sinnvollem Maße können Informationen besser zum Beispiel zu kranken Schülern gelangen und es erleichtert auch das Anschauen von Informationsfilmen.

Deutsche Schulen sollten wenigstens für Oberstufenschüler Tablets oder Laptops zur Verfügung stellen, denn die deutschen Schüler verschwenden jährlich viel Papier. Aber sie verschwenden nicht nur Papier: Sie verschwenden auch ihre Freizeit.

Nach der Schule sollte man sich entspannen können, ohne nach einem durchschnittlichen Sech-Stunden-Schultag Zeit für Schulaufgaben investieren zu müssen. Dann kommen noch die unzumutbaren Acht-Stunden-Plus-Nachmittagsunterricht-Tage hinzu (von zirka 7.45 Uhr bis manchmal sogar noch nach 17 Uhr), an denen man manchmal zusätzlich zu den aufkommenden Konzentrationsproblemen (größtenteils schon nach der fünften Stunde) trotzdem noch Hausaufgaben aufbekommt.

Sicherlich lieben die Schüler zudem die außerordentlich schlecht gelungenen Stundenpläne, mit zum Beispiel nur Hauptfächern an einem Tag oder nur, beispielhaft, Physik, Mathematik und Chemie an einem anderen. Diese entstehen zum Teil durch Lehrermangel. Schulen sollten Lehrkräften mehr Geld bezahlen, sodass der Beruf verlockender klingt und mehr Menschen Lehramt studieren.

Denn nicht nur die Unter- und Mittelstufe leiden an dem Lehrermangel, sondern auch die Oberstufe, deren Kurse ausfallen. Die Regelung der Klassengröße ist meist auch nicht vorteilhaft. Wie sollen sich Schüler bitte konzentrieren, wenn sie zu 30. am Unterricht teilnehmen sollen? Und die Schule ist unfair: Jungen werden häufig benachteiligt, sei es durch zu wenig Förderung oder durch die Notenvergabe. Von den nur 15 Prozent der deutschen Schulen mit voller Barrierefreiheit mal abgesehen.

Eins ist definitiv klar: Das Schulsystem und die Schulen haben im Allgemeinen so viele Macken, dass man es nicht einfach so lassen kann. Ein neues System muss her.
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