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"Ein Kuhprojekt dauert"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Fotograf Sebastian Wehrle über seine tierischen Models und Corona.  

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Zischup-Reporter Leon Kromer mit dem F...astian Wehrle und einem seiner Werke.   | Foto: privat
Zischup-Reporter Leon Kromer mit dem Fotografen Sebastian Wehrle und einem seiner Werke. Foto: privat

Ein neuer Look, eine außergewöhnliche Location – so setzt der hochkarätige Schwarzwaldfotograf Sebastian Wehrle seine tierisch blumigen Models Maggy, Liselotte, Harry und Jupiter in Szene. Leon Kromer aus der Klasse 9c der Wilhelm-August-Lay-Schule in Bötzingen hat Wehrle zu seiner Arbeit befragt.

Zischup: Deine Models sind Kühe. Wie bist du auf das Q-Projekt gekommen?
Wehrle: Das Aufwachsen auf dem Bauernhof, das damals tägliche Zusammensein mit den Hoftieren, der Schwarzwald als Heimat und das Trinken eines Cappuccinos – selbstverständlich mit frischer Freiämter Biomilch – all das ist Inspiration für mich und daraus ging letztlich das tierische Projekt hervor.
Zischup: Beim Q-Projekt hast du mit Kühen zusammengearbeitet. Da darf man nicht geruchsempfindlich sein, oder!?
Wehrle: Für mich ist der Geruch eher Heimat! Ich mag die Tiere, ich streichle sie und fühle mich wohl bei ihnen. Einmal hat eine Kuh auch schon ihre Hinterlassenschaften auf dem Generator vom Kamerablitz hinterlassen, aber auch das war und ist kein Problem für mich.
Zischup: Wie schafft ihr es eigentlich, dass die Kühe für eure Fotos so still stehen bleiben?
Wehrle: Die Kühe sind ständig in Bewegung, aber jedes gute Model weiß, wie es sich zu bewegen hat. Dass die Bewegung auf den Bildern wie "still stehen" aussieht, ist eher eine Frage der richtigen Technik. Man könnte sagen, dass die Kuh mit dem Blitz eingefroren wird.
Zischup: Wie lange dauert es, bis ein fertiges Kuh-Q-Bild entsteht?
Wehrle: Das kommt immer darauf an, wie sich das Model verhält und wie aufwendig der Blumenschmuck ist. Selbstverständlich braucht es auch Geduld und Ruhe. Es kam immer wieder vor, dass ich bis zu drei Stunden auf die Kuh eingeredet habe, sie möge doch bitte vor die Kamera kommen oder still stehen. Ich sag’ mal so: Ein Kuhprojekt dauert immer. Für drei Kühe brauche ich zwischen einer und anderthalb Wochen. Dazu gehört auch die Retusche, da die Tiere gerne auch mal dreckig sind. Oder der Hintergrund ist verrutscht.
Zischup: Wer macht denn den tollen Blumenschmuck für die Kühe?
Wehrle: Das ist Stefanie Schneider aus Urloffen, auch bekannt unter dem Namen "Das Blumenmädchen". Ihre Leidenschaft sind Blumen und die Fotografie. Sie fotografiert selbst und hat als gelernte Floristin das perfekte Händchen für moderne Blumengestecke.
Zischup: Wie viele Kühe hast du schon fotografiert?
Wehrle: Ich habe bisher schon 13 Kühe fotografiert.
Zischup: Hast du bereits ein neues Projekt in Planung?
Wehrle: Momentan arbeite ich sogar an zwei neuen Projekten. Über eines kann ich ein bisschen etwas erzählen: Auch dabei geht es wieder um Heimat, dieses Mal in Verbindung mit dem Mund. Das andere Projekt ist allerdings noch top secret! Nach Neuseeland würde ich übrigens auch gerne für ein Projekt fliegen. Wie du siehst, es gibt noch so einiges.
Zischup: Gibt es noch ein Ziel für dich persönlich, was du noch gerne umsetzen
möchtest?
Wehrle: Ja, was komplett Neues zu machen, nämlich einen Bauernhof in eine Galerie zu verwandeln. Die Galerie soll das Thema Heimat einerseits beinhalten und andererseits auch Themen, die man weltweit sehen kann. Ein großes Museum für Kunstinteressierte weltweit, das ist ein persönliches Ziel.
Zischup: Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Wehrle: Knackig scharfe Bilder müssen es sein. Wenn bei einem Porträt die Augen unscharf wären, das könnte ich nicht ertragen. Ich habe mit der frontalen Fotografie begonnen. Aber ich glaube, meinen Stil kann jemand anderes sicher besser beschreiben als ich.
Zischup: Corona! Eine total verrückte und nicht normale Zeit für alle. Wie empfindest du die aktuelle Situation und hat das Auswirkungen auf deine Arbeit?
Wehrle: Ja, es hat große Auswirkungen. Durchaus war auch Positives dabei. Es brachte mir Freiräume, neue Sachen anzustoßen wie etwa das zuvor genannte Projekt Schwarzwald und Lippen. Wir sind auch in eine neue Werkstatt gezogen, jetzt haben wir mit 130 Quadratmeter endlich genug Platz, um die ganzen Print- und Rahmenarbeiten zu erledigen und die Ware zu versenden. Ich hatte endlich auch wieder Zeit zum Fotografieren für mich privat. Vor Corona hatte ich viele Ausstellungen und bin deshalb nicht oft dazu gekommen. Negativ war aber natürlich, dass ich meine Galerie schließen musste, obwohl es mit dem Hygienekonzept sehr gut geklappt hat. Corona war für mich eine Art Erholung und daher auch gut, aber auch ich bin froh, wenn wieder mehr Normalität zurückkehrt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 23. April 2021: PDF-Version herunterladen

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