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Zischup-Interview

"Du tust alles, damit sich die Person besser fühlt"

Was sind die Vor- und Nachteile des Arztberufes? Das teilt uns die aus Serbien stammende Ärztin Zorica Trivic mit. Sie arbeitet im Kreiskrankenhaus Rheinfelden in der Klink für Innere Medizin. .  

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Zorica Trivic Foto: Privat
Zischup: Was hat Sie dazu inspiriert, in der Medizin zu arbeiten?

Trivic: Um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht, was ich studieren möchte. In meiner Familie arbeitete niemand in der Medizin. Vielleicht haben mich amerikanische Serien inspiriert. Meine Entscheidung, Medizin zu studieren, war ein reiner Zufall. Meine Freundinnen wollten Medizin studieren und ich dachte mir, wieso nicht? Schließlich sind meine Freundinnen aber in ganz andere Richtungen, während ich im Medizinstudium geblieben bin.

Zischup: Würden Sie heute einen anderen Beruf wählen?

Trivic: Nein. Eine Ärztin zu sein ist ein sehr erfüllender Beruf.

Zischup: Wie lange haben Sie denn studiert, um als Ärztin arbeiten zu können?

Trivic: Medizin ist ein Studium bis zum Ende des Lebens, aber das Grundstudium dauert in Serbien sechs Jahre. Danach ist man ein Arzt für Allgemeine Medizin. Nach den sechs Jahren kannst du dann eine Fachrichtung auswählen. Die Dauer davon hängt von deiner Auswahl ab. Beispielsweise braucht man für Radiologie vier Jahre, für interne Medizin fünf Jahre und so weiter. Danach kann man sogar eine Subfachrichtung auswählen. Deswegen sage ich, das ist ein Studium bis zum Ende des Lebens. Ich glaube, das alles ist in Deutschland ähnlich, wenn nicht sogar gleich.

Zischup: Was mussten Sie tun, um hier als Ärztin anerkannt zu werden?

Trivic: Das war ein langer Weg. Ich musste natürlich zuerst Deutsch lernen. Danach musste ich eine Fachsprachprüfung machen und schließlich eine Kenntnisprüfung. Diese bezog sich auf mein ganzes Studium und die Professoren dort konnten mich alles aus meinem ganzen Studium fragen. Die Fragen wurden natürlich auf Deutsch gestellt und ich musste entsprechend auf Deutsch antworten. Es war wie meine Abschlussprüfung im Studium, nur diesmal auf Deutsch.



Zischup: Wie sieht Ihr Alltag als aus?

Trivic: Als Erstes haben wir ein Morgengespräch. Wir besprechen, was in der Nacht passiert ist und ob neue Patienten aufgenommen wurden. Dann besprechen wir die Auffälligkeiten auf der Station und den Plan für den Verlauf des Tages: Welche Untersuchungen durchgeführt werden oder welche Patienten entlassen werden. Nach der Besprechung kommt eine Visite auf der Station. Da besuchen wir die Patienten und fragen sie, wie es ihnen geht. Nach der Visite kommt, wenn wir dafür Zeit haben, eine Pause. Wenn wir keine Zeit haben, versuchen wir, gleichzeitig zu arbeiten und kurz etwas zu essen. Manchmal verschlechtert sich der Zustand eines Patienten und wir müssen eine Lösung finden. Es gibt Gespräche mit den Angehörigen der Patienten, die sich über den Zustand erkundigen wollen. Späte machen wir ein Mittagsgespräch, in dem wir alles, was bis zu dem Zeitpunkt passiert ist, besprechen. Wir reden über die Neuaufnahmen, die auf der Notaufnahme bearbeitet wurden. Dann kommt eine Übergabe und nach dem Mittagsgespräch machen wir, was übriggeblieben ist.

Zischup: Was genau gehört zu Ihrem Aufgabenbereich im Unterschied zu einer Krankenschwester?

Trivic: Die Krankenschwestern müssen immer einen Arzt fragen, bevor sie den Patienten Medikamente geben, die nicht vorher von dem Arzt bestätigt wurden. Sie messen die Vitalzeichen eines Patienten und passen sozusagen auf sie auf. Sie verbringen mehr Zeit mit den Patienten, während die Ärzte die Anordnungen und die Untersuchungen machen.

Zischup: Als Ärztin trägt man viel Verantwortung. Wie ist es bei Ihnen?

Trivic: Bei jedem Beruf trägt man Verantwortung. Aber da es um die Gesundheit und das Leben der Menschen geht, die Sachen, die uns am wichtigsten sind, ist die Verantwortung sehr groß. Wir müssen schwere Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, wann ein Patient eine palliative Behandlung bekommt. Das passiert, wenn wir die Krankheit des Patienten nicht heilen können. Dann behandeln wir nur die Symptome und geben ihm etwas zur Schmerzlinderung oder gegen Übelkeit.

Zischup: Seit wann arbeiten Sie schon in dem Beruf?

Trivic: In Serbien habe ich fünf Jahre lang gearbeitet und in Deutschland arbeite ich seit einem Jahr, also sechs Jahre insgesamt.

Zischup: Auf welchen Stationen haben sie bis jetzt schon gearbeitet?

Trivic: In Serbien habe ich auf der Notaufnahme gearbeitet. Dort ist es ein bisschen anders als hier, denn Notaufnahme und Rettungsdienst gehören zusammen. Das heißt also, wir behandelten Patienten in der Ambulanz, aber waren auch mit dem Rettungsdienst draußen und haben vor Ort Patienten behandelt und sie dann mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus begleitet. Hier arbeite ich auf der Station für innere Medizin, einer Station für Krankheiten der inneren Organe.

Zischup: Und was finden Sie interessanter?

Trivic: Die Notaufnahme ist dynamischer, aber dort ist es auch stressiger. Es gibt nicht einen Tag in der Notaufnahme, der gleich ist, und du weißt nie was dich erwartet. Auf der inneren Station ist es gut, weil du mehr Zeit hast nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Man kann sich auch mit anderen Ärzten beraten. Das kann man in der Notaufnahme nicht. Alle Entscheidungen müssen dort sehr schnell getroffen werden.

Zischup: Was ist Ihnen lieber?

Trivic: Ich glaube, die Arbeit auf der Station ist mehr für mich. Ein großer Nachteil der Notaufnahme, der mir nicht fehlt, ist für mich persönlich, dass du den Patienten nur bis zum Krankenhaus versorgst. Du tust alles was möglich ist damit der Patient das Krankenhaus erreicht und bis er auf eine Station verlegt werden kann, aber du weißt später nicht was mit ihm passiert ist. Auf der Station kannst du den gesamten Verlauf sehen. Du stellst eine Verdachtsdiagnose, machst Untersuchungen, siehst, ob das richtig war und behandelst es schließlich. Du kannst auch sehen, ob es dem Patienten besser geht. Du hast sozusagen ein Ergebnis.

Zischup: Wie viel verdienen Sie als Ärztin?

Trivic: Ungefähr 5000 brutto.

Zischup: Welche Bedeutung sehen Sie in ihrer Arbeit?

Trivic: Die kranken Menschen haben große Angst wenn sie ins Krankenhaus kommen, dann sind sie unter großem Stress, weil es um ihre Gesundheit und das Leben geht. Du versuchst also im Gespräch mit ihnen alles, dass sie sich ein bisschen besser fühlen. Das hat für mich eine große Bedeutung. Dass du alles tust, sodass sich die Person physisch und psychisch besser fühlt. Und wenn der Patient dann nach Hause gehen kann und wieder gesund ist… Es gibt nichts Besseres!

Zischup: Was macht Ihnen an der Arbeit am meisten Spaß?

Trivic: Am meisten macht mir das Gespräch mit den Menschen Spaß. Egal ob jemand krank ist oder sich in einer schweren Situation befindet – wenn jemand offen ist, kann es sehr hilfreich sein.

Zischup: Wo sehen sie sich in der Zukunft?

Trivic: Als Chefärztin. Weil ich sehen will, ob ich das machen kann.

Zischup: Wie finden Sie zwischen Privat- und Berufsleben eine Balance?

Trivic: Ich habe zwei kleine Kinder. Deswegen arbeite ich Teilzeit, sodass ich Zeit mit ihnen verbringen kann.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 28. April 2023: PDF-Version herunterladen

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