Nachschlag

Dieses Buch über Streuobst von der Schwäbischen Alb sorgt für richtiges Kopfkino

Der Sonntag Kann Streuobst Leserherzen erwärmen? Andreas Geiger, als Dokumentarfilmer bekannt, ist mit seinem Erstlingswerk "Streuobst. Vom Geschmack einer Landschaft" ein Kunststück gelungen.  

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Andreas Geiger: Streuobst. Vom Geschmack einer Landschaft.  | Foto: 8 Grad Verlag
Andreas Geiger: Streuobst. Vom Geschmack einer Landschaft. Foto: 8 Grad Verlag
Ein wenig voreingenommen geht man schon an die Lektüre, erwartet einen sachlichen Erzähler, botanische Fakten. Mit großformatigen Landschaftsfotografien und wenigen Sätzen entfaltet er eine riesige Kopfkino-Leinwand, nimmt den in Bann geschlagenen Lesenden ausgerechnet mit auf die feuchtkalte Schwäbische Alb.

"Die Welt entsättigt und mit viel zu wenig Kontrast. Der Himmel ohne jeden Geschmack", beschreibt der im Kreis Göppingen und Stuttgart lebende 55-Jährige die Szenerie mit dem geübten Blick eines Filmschaffenden und einer Prise Lyrik.

Auch wenn er die Schweizer Wasserbirne seiner Großmutter wegen ihrer kletterunfreundlichen Rinde als Kind nicht besonders mochte, entwickelte sich bei ihm ein Bewusstsein für die Einzigartigkeit seiner seit rund 200 Jahren von Wiesen mit knorrigen Obstbäumen geprägten Heimat. Zugang zur immer noch geheimnisvollen Vergangenheit des weltgrößten Anbaugebiets alter Apfel- und Birnensorten und den entscheidenden Impuls für sein Buch erhält er durch Jörg Geiger.

Der (mit ihm nicht verwandtschaftlich verbundene) Koch und Obstbauer aus Schlat im Landkreis Göppingen erschließt ihm auch die kulinarischen Werte von Champagner Bratbirne, Gaishirtle und Gewürzluiken.

In Verbindung mit Kräutern, Blüten und Gewürzen entstehen in seiner Manufaktur überraschende ("Alle Geschmackspapillen in meinem Mund haben gleichzeitig ihre Arme hochgerissen") und betörende Getränke.

Geigers exquisite Kreationen haben sich selbst in Übersee einen treuen Kundenstamm erobert und sind hierzulande in der Sternegastronomie zu finden. Doch um Profit geht es dem Manufaktur-Betreiber keinesfalls. Er sieht im Genpool der alten, massiv vom Klimawandel bedrohten Obstbäumen, eine wertvolle Ressource für die Zukunft.

"Dadurch, dass wir Obstwiesen vergessen haben und die Bäume so wachsen konnten, wie sie wollten, sind sie erst zu Zaubergärten geworden", schreibt Andreas Geiger im letzten von fünf jahreszeitlich geordneten Kapiteln und einer berührenden Entdeckungsreise mit Tiefgang. Und garantierter Horizonterweiterung für Feinschmecker.

Andreas Geiger: Streuobst. Vom Geschmack einer Landschaft. 8 grad verlag, 208 Seiten, 35 Euro
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Schlagworte: Andreas Geiger, Champagner Bratbirne, Jörg Geiger
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