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Debatte um G8 und G9

Die Vorteile von G9 überwiegen

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Der Wunsch einer Wiedereinführung von G9 in Baden-Württemberg wächst. Immer mehr Eltern und Schüler befürworten das zusätzliche Jahr, das man mittels G9 bis zum Abitur hätte. Und das zu Recht, denn die Liste der Vorteile von G9 überwiegt deutlich. 39.000 Unterschriften werden für den Volksantrag "G9-Gesetz" benötigt, der eine Rückkehr zu G9 fordert.

Seit dem Schuljahr 2004/05 gibt es in Baden-Württemberg das kritisierte G8-System, bei dem das Abitur nach zwölf anstatt 13 Jahren absolviert wird. Die Anzahl der Stunden und die Menge des Stoffes sollen trotz eines fehlenden Jahres erhalten bleiben, was zur Folge hat, dass es unter anderem deutlich mehr Nachmittagsunterricht gibt. 286 von 330 Gymnasien in Baden-Württemberg sind auf zwölf Jahre ausgelegt.

Während die Grünen das beibehalten wollen, fordert die Opposition eine Rückkehr zu G9. Ursprünglich wurde G8 eingeführt, um deutsche Schüler international wettbewerbsfähiger zu machen, weil sie durch G8 bereits ein Jahr früher in das Berufsleben einsteigen können. Jedoch kritisieren Gegner dieses Systems, dass viele Schüler in diesem Alter dafür nicht reif genug sind. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Lerninhalte bei G8 teilweise nicht genug vertieft werden. Sollte man nicht wichtige Inhalte länger und gründlicher bearbeiten, anstatt sich ein breites Themenspektrum im Schnelldurchlauf anzueignen? Auch wenn das bei naturwissenschaftlichen Fächern relativ gut zu funktionieren scheint, zeigen Studien, dass das bei Sprachen nicht unbedingt der Fall ist.

Andererseits muss man auch beachten, dass eine Wiedereinführung von G9 auch Probleme mit sich bringt, wie zum Beispiel den Mangel an Lehrkräften. Hinzu kommen Materialkosten und fehlende Räume. Zwar wären zusätzliche Lehrkräfte erst nach drei Jahren allmählich notwendig, was dem Ganzen etwas Zeit verschaffen würde, dennoch ist dieses Problem nicht von der Hand zu weisen. Um dem entgegenzukommen, könnte man aber G9 schrittweise einführen und erstmal nur die Anzahl der G9-Modellschulen erhöhen, die bisher 44 beträgt.

Obwohl die Expertin Svenja Kühn zu dem Schluss kam, dass es keinen Unterschied der Stressbelastung bei den beiden Schulformen gibt, konnte bei einer Studie, bei der die Cortisolkonzentration in Speichel und Haaren gemessen wurde, festgestellt werden, dass leistungsstarke G8-Schüler vermehrt an Stress leiden. Bei einer Einschätzung der Schüler darüber, welches System anstrengender sei, gaben fast alle G8 als Antwort an. Insgesamt lässt sich sagen, dass es keine gewaltigen Unterschiede gibt, dass aber, besonders für ehrgeizige Schüler, G8 etwas stressiger ist.

Hinzu kommt der Faktor Freizeit, denn durch den häufigeren Nachmittagsunterricht bleibt weniger Zeit zur freien Verfügung beziehungsweise für Hobbys übrig. Eine Pisa-Studie ergab, dass deutsche Schüler, wenn Hausaufgaben und Lernaufwand berücksichtigt werden, knapp 40 Wochenstunden mit der Schule beschäftigt sind. Auch wenn dieses Ergebnis für ganz Deutschland gilt, wird deutlich, dass etwas weniger Unterricht pro Woche den Schülern guttun würde und sie somit mehr Zeit für sich hätten. Auch der Corona-Lockdown zeigte, wie streng der Zeitplan bei G8 ist. Längere Krankheitsausfälle können für Schüler zum Problem werden. Außerdem stieg seit der Einführung von G8 die Anzahl der sitzengebliebenen Schüler laut Statistischem Bundesamt um 3,1 Prozent.

G9 bietet also mehr Vorteile als Nachteile. Ob es sich am Ende durchsetzt oder nicht, wird sich zeigen. Meiner Meinung nach sollte zumindest die Anzahl der G9-Gymnasien erhöht werden, damit die Schüler selbst wählen können, ob sie ihr Abitur nach 12 oder 13 Jahren machen wollen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 28. April 2023: PDF-Version herunterladen

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