"Die Leute sind dankbar für alles"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Sabina Oswald, die sich alleine aufmachte, um Costa Rica, Mexiko und Kalifornien zu bereisen.
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Seine Schwester Sabina Oswald war im Jahr 2019 für etwa drei Monate in Costa Rica, Mexiko und Kalifornien. Dort war die 22-Jährige nicht nur auf Reisen, sondern hat auch Freiwilligenarbeit geleistet – unter anderem in einem Kindergarten. Ein Interview von Jonas Oswald aus der Klasse 8c des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach.
Oswald: Meine Reise trat ich Anfang Mai 2019 am Flughafen in Frankfurt an. Von dort ging es mit einem Zwischenstopp in Madrid nach Heredia in Costa Rica.
Zischup: In welchen Unterkünften hast du übernachtet?
Oswald: In Heredia lebte ich in einer Gastfamilie, bestehend aus einer Gastmutter und ihrem Sohn. Davor hatte ich ein bisschen Bange, aber ich habe mich sehr schnell wohl gefühlt. Ich wurde sehr umsorgt und hatte auch ein eigenes, recht großes Zimmer. In Mexiko war ich zu Beginn in einer Sprachschule, welche einige Zimmer mit Bädern zur Unterkunft anbot. Ich habe mir dort ein Doppelzimmer mit einer anderen Deutschen geteilt. Bevor ich weiter durch Mexiko reiste nach meiner Freiwilligenarbeit, blieb ich dort auch. In Kalifornien lebte ich dann in unterschiedlichen Hostels.
Zischup: Welche Art von Freiwilligenarbeit hast du geleistet?
Oswald: In Costa Rica habe ich nach einem zweiwöchigen Sprachkurs, um mein Schulspanisch aufzufrischen, vier Wochen lang Sozialarbeit in einem Kindergarten geleistet. Vorher den Sprachkurs zu machen, war eine sehr gute Entscheidung, denn die Erzieherinnen vor Ort konnten bis auf ein klein wenig Englisch ausschließlich Spanisch sprechen. Die Kinder dort sind mir schnell ans Herz gewachsen. Passend zur Kultur waren sie sehr offen und kontaktfreudig, ebenso auch die Erzieherinnen. In Costa Rica leben die Leute nach dem Motto "Pura Vida". Sie sind optimistisch und dankbar für alles, was sie haben, auch wenn das in unseren Augen teilweise gar nicht so viel sein mag. Viele begrüßen sich dort mit diesen Worten oder beantworten damit die Frage, wie es ihnen geht. Sie antworten quasi mit einem "sehr gut". Dieses Lebensmotto hat mich so inspiriert und begleitet, dass ich mich später in Mexiko dazu entschieden habe, es mir tätowieren zu lassen.
Zischup: Hast du noch woanders gearbeitet?
Oswald: In Puerto Escondido in Mexiko habe ich Freiwilligenarbeit geleistet, bei der ich mich für die Umwelt einsetzen konnte. Wir haben beispielsweise mit Einwohnern zusammen ein Mal pro Woche Müll vom Strand eingesammelt, wo leider immer mehrere Kilogramm zusammengekommen sind. Außerdem war ich bei einer Aktion dabei, bei der wir bestimmte Bäume in einem Sumpf pflanzten. Wir mussten dort zuerst durch einen großen Fluss, wo ich zum ersten Mal Krokodile in ihrer natürlichen Umgebung gesehen habe. Die Arbeit mit den Schildkröten war die schönste. Ich war beispielsweise bei der Freilassung von etwa 100 Babyschildkröten ins offene Meer dabei.
Zischup: Wie war das Essen?
Oswald: Was Essen betrifft, bin ich relativ unempfindlich, solange es nichts Tierisches ist, daher bin ich mit der Umstellung gut zurechtgekommen. In Costa Rica sind Reis und Bohnen die Hauptnahrungsmittel, sie werden mit fast allem kombiniert und können sowohl als Frühstück als auch als Abendessen serviert werden. In Mexiko ist das ähnlich, nur etwas vielfältiger. Es gibt eben zusätzlich noch das typische mexikanische Essen wie etwa Tacos, Burritos und Quesadillas. Außerdem ist in beiden Ländern die Vielfalt an Früchten natürlich super. Sie sind geschmacklich nicht mit dem, was wir in Deutschland im Angebot haben, zu vergleichen. In Kalifornien bekommt man jegliches Essen aus verschiedenen Nationalitäten. Ich war in San Francisco sogar mal in einem deutschen Restaurant. Das Klischee zur USA, dass das meiste Essen doppelt so fettig ist, stimmt in vielerlei Hinsicht tatsächlich.
Zischup: Hattest du trotzdem Freizeit?
Oswald: Ich hatte sehr viel Freizeit, sowohl während als auch nach meinen Freiwilligenarbeiten. In Costa Rica sind wir über Wochenenden in andere Orte gefahren. Die Touren wurden häufig von der Sprachschule angeboten, manchmal habe ich aber auch selbständig mit Leuten, die ich dort kennenlernte, geplant. Da Costa Rica so klein ist, war es leicht, nahezu das ganze Land zu erkunden. In Mexiko habe ich nach meinem Freiwilligendienst spontan mit ein paar anderen Deutschen geplant, noch zwei Wochen weg vom Strand Richtung Chiapas zu fahren, wo wir noch viele andere Naturgebiete erkundet haben. Wir haben dann von Ort zu Ort in unterschiedlichen Hostels übernachtet. Nach fünf Wochen Mexiko ging es für mich weiter nach Kalifornien. Dort habe ich eine Woche in Los Angeles und eine Woche in San Francisco verbracht. Ich habe die Gegend erkundet mit Leuten, die ich in Hostels kennengelernt habe. Das waren teilweise Deutsche und teilweise US-Amerikaner aus anderen Staaten. Wir haben gemeinsam Sightseeing gemacht und die Städte erkundet. Außerdem war ich mit einer jungen Reisegruppe im Yosemite-Nationalpark.
Zischup: Hast du Freunde gefunden, mit denen du heute noch viel Kontakt hast?
Oswald: In Mexiko habe ich drei deutsche Mädchen kennengelernt, mit denen ich noch viel Kontakt habe und mit denen ich mich im Sommer auch treffen möchte. Wir kommen alle aus völlig unterschiedlichen Orten. In Kalifornien habe ich Einheimische kennengelernt, mit denen ich per Smartphone immer wieder in Kontakt bin. Das ist gerade in Zeiten von Corona auch wirklich interessant. Mit meiner Gastmutter aus Costa Rica schreibe ich hin und wieder auch per Whatsapp. Wenn man alleine reist, lernt man sehr schnell viele andere Leute kennen, besonders wenn diese auch allein unterwegs und auf sich gestellt sind. Dass sich daraus aber solche Freundschaften noch über die Reise hinaus entwickeln, hätte ich nicht gedacht.
Zischup: Würdest du so eine Reise nochmal machen?
Oswald: Ja, auf jeden Fall. Bis auf den allerersten Tag in Costa Rica, an dem ich mich wirklich noch allein gefühlt habe, habe ich es nie wieder bereut, diese Reise angetreten zu haben. Es war definitiv eine Erfahrung fürs Leben, die mich persönlich enorm bereichert und weitergebracht hat. Ich bin auch froh, dass ich das alleine gemacht habe, denn ich glaube, dass es in Begleitung eine ganz andere Reise und mit anderen Erfahrungen geworden wäre. Ich kann jedem jungen Menschen, der weltoffen ist oder es werden will, raten, so etwas zu machen.
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