Zischup-Kommentar
Die Heimat fehlt
Geflüchtete Kinder haben es in Aufnahmeländern besonders schwer. Nevio Kaiser aus der Klasse 8b der GHSE hat sich in das Thema eingelesen und ein Kommentar darüber verfasst.
Nevio Kaiser & Klasse 8b der GHSE Emmendingen
Di, 30. Jun 2020, 12:41 Uhr
Schülertexte
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Die Türkei als Grenzregion zu Syrien nimmt mit 51,2 Prozent bis heute den größten Anteil aller Kriegsflüchtlinge auf, was in jüngster Zeit an der türkischen Grenze zu Griechenland zu Problemen führt. Im Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist am Montag, den 16. März 2020, ein sechs jähriges Mädchen bei einem Brand ums Leben gekommen, wie die Badische Zeitung am 17. März berichtete. Dass es dort zur Katastrophe kommen musste, war vorprogrammiert. Das Lager ist für 2840 Bewohner ausgelegt, es sind aber derzeit weit über 19 000 Menschen dort untergebracht. Die Zustände in den Aufnahmelagern sind in vielen Fällen durch die maßlose Überlastung prekär – es fehlt an Infrastruktur, Ressourcen und Hilfskräften.
Die angespannte Lage in Griechenland kam durch eine falsche Aussage des türkischen Präsidenten Erdogan zustande, der öffentlich behauptet hat, die Grenze in die EU sei für Flüchtlinge geöffnet worden. Daraufhin machten sich massenhaft Menschen auf den Weg zu den griechischen Außengrenzen der EU. Auf diese Weise setzte Erdogan die EU erfolgreich unter Druck und beabsichtigt die Vereinbarungen des sogenannten Flüchtlingsdeals aus dem Jahr 2016 neu zu verhandeln.
Dieser legte fest, dass der unkontrollierte Zugang von Geflüchteten über die Türkei durch Zahlung von EU-Geldern beschränkt wurde und das Land dafür illegal eingereiste Menschen zurücknimmt. Nun sieht sich der türkische Präsident Erdogan nicht mehr in der Pflicht, den Deal einzuhalten, weil er angeblich nicht die zugesicherten Gelder erhalten hat. Hier muss insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Krise eine schnelle Lösung verhandelt werden, sonst sterben weitere Menschen in den überfüllten Lagern. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stellte in Aussicht, dass die Bundesrepublik 1600 Minderjährige aufnehmen will. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine europäische Lösung wurde bis Dato nicht gefunden.
Aber auch nach der Bewilligung des Asylantrags und in der Wartezeit darauf sind die Probleme der Kinder vielschichtig: Oft sprechen die Familien nicht die Sprache des Aufnahmelandes, das Bildungsniveau ist niedrig und es fehlt an Geld und Zuwendung bei der Integration der Heranwachsenden. Nichtsdestotrotz haben es geflüchtete Kinder in Deutschland im Vergleich zu der lebensbedrohlichen Situation im Heimatland besser. Durch eine frühe Integration in Kindergärten oder Schulen gelingt es Kindern mit Migrationshintergrund oft in wenigen Monaten, die fremde Sprache zu erlernen. Dadurch fällt es ihnen zugleich leichter, vor Ort Anschluss zu finden, beispielsweise in Sportvereinen.
Während die Herkunft bleibt, fehlt die Heimat. Es liegt daher an uns allen, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Gefühl von einer neuen Heimat zu vermitteln. Das Rezept dafür ist einfach: Behandle den anderen so, wie du selbst behandelt werden möchtest – mit Respekt, Wertschätzung, Toleranz, Rücksicht und Anteilnahme. Oder sei einfach nur Kind, welches mit einem anderen Kind ungeachtet sprachlicher Unterschiede, Hautfarbe, Religion oder Herkunft spielen möchte.