Die Deutsche Bahn im Nena-Modus
Irgendwie, irgendwo, irgendwann – wird sie schon ankommen. Zischup-Reporterin Elise Jörgens berichtet über das Leid beim täglichen Bahnfahren. .
Elise Jörgens, Klasse 8c, St.-Ursula-Gymnasium (Freiburg)
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Nicht nur permanente Verspätungen der Züge, auch Zugausfälle sowie überfüllte Züge machen den Alltag von vielen in letzter Zeit deutlich schwerer. Gerade für Schüler, die nicht auf das Auto umsteigen können, sind die häufigen Verspätungen besonders nervenaufreibend. Ich fahre jeden Tag mit dem Zug zur Schule und zurück. Zwei Monate lang habe ich die Verspätungen meiner Züge aufgeschrieben. Das ergab im Durchschnitt sage und schreibe eine Gesamtverspätung von 407 Minuten pro Monat, also zirka sieben Stunden. Das entspricht einer Durchschnittsverspätung von rund neun Minuten pro Zugfahrt. In vier Monaten wäre das somit schon mehr als ein ganzer Tag. Hinzu kommen Wartezeiten auf Anschlussbusse und Anschlusszüge. Mit dieser Zeit könnte jede Person so viel mehr machen.
Außerdem kommen Schüler und Schülerinnen durch die Verspätungen häufig zu spät zum Unterricht, oder, durch schlecht organisierte Baustellen, gar nicht zur Schule. Obwohl Schüler und Schülerinnen eine erhebliche Umsatzquelle darstellen, denn sie besitzen ein Abo, meist über mehrere Jahre, bekommen sie nur die kleinste Entschädigung für all das Warten. Schülern mit einem Abo ist es von Seiten der Deutschen Bahn möglich, bei der Verspätung einer Zugfahrt von 60 Minuten, diese am Ende des Monats einzureichen. Anschließend bekommt der Schüler 1,50 Euro pro Fahrt zurück. Der Regio-Verkehrsverbund Freiburg erstattet dagegen ausschließlich Erwachsenen eine Mobilitätsgarantie in Form einer Taxifahrt ab 30 Minuten Verspätung.
Ein anderer unerfreulicher Punkt sind die überfüllten Züge. Immer häufiger fehlen Waggons, was dazu führt, dass die Züge noch voller sind. Ich persönlich habe schon dreimal erlebt, dass dadurch Personen ohnmächtig wurden. Dann muss der Zug am nächsten Bahnhof anhalten und auf den Krankenwagen beziehungsweise einen Angehörigen warten. Dies führt zu weiteren Verspätungen. Die Gründe für einen fehlenden Waggon sind manchmal sehr außergewöhnlich. Ein Beispiel ist: Ein Waggon fehlt aufgrund verspäteten Personals. Ebenso außergewöhnlich sind die Anzeigen am Bahnsteig. Sie sind häufig kaputt und zeigen nichts oder falsche Züge an, die beispielsweise schon längst abgefahren sind. Dementsprechend stimmen sie teilweise weder mit den Durchsagen am Bahnsteig noch mit der Anzeige in der Bahn-App überein. Genauso verwirrend ist die Anzeige am Zug selbst. Nicht selten steige ich in einen Zug, der nach "Nicht einsteigen" fährt und komme trotzdem wie durch Zauberhand ans Ziel.
Zusätzlich sollen zwei neue Gleise gebaut werden. Dementsprechend dachte man sich, wir benennen die Gleise einfach schon drei Jahre vorher um, wodurch Gleis eins zu Gleis drei, Gleis zwei zu Gleis vier und Gleis drei sogar zweigeteilt wurde zu Gleis fünf und sechs. Dieses Durcheinander sorgt bei nicht regelmäßig fahrenden Zugpassagieren immer wieder zu starker Verwirrung. All diese Punkte, gerade die Verspätungen, bereiten Zugpassagieren oft sehr schlechte Laune und niemand von ihnen ist sonderlich gut auf die Deutsche Bahn zu sprechen. Eine Umfrage bei 130 Fahrgästen zur Zufriedenheit mit ihrem Nahverkehr ergab auf einer Notenskala von eins bis sechs, wobei sechs das Schlechteste ist, eine Durchschnittsnote von 4,0, also ausreichend. Da hilft nur noch ein netter Lokführer, der mit Durchsagen wie: "Sie können sich ruhig auf alle Türen verteilen. Haben Sie keine Sorge, keine von ihnen führt in die Winkelgasse!" oder "Würden Sie sich bitte auf die vielen freien Sitzplätze setzen! Sie können sich auch gerne irgendwo hinlegen, solange es nicht in den Türen ist!" die Stimmung aller deutlich hebt.
Donnerstag, 16. März. Ich stehe mit einer Freundin am Bahnhof und führe gerade ein Interview mit einem Bahn-Mitarbeiter. Plötzlich steht ein Mann neben uns: "Die Unterführung zu den anderen Gleisen ist geflutet. Niemand kommt mehr durch, die Leute laufen schon über die Gleise und niemand tut was!" Schlagartig drehen sich unsere Köpfe nach links zur Unterführung. Und tatsächlich, einzelne Personen rennen über die Gleise. Mein Interviewpartner läuft los. Wir wollen uns das Spektakel natürlich auch näher anschauen. Überall ist Wasser. Es scheint, als ob das Rohr, das den Bach durch die Unterführung umleitet, ein Leck hätte. Wenig später ist alles voll mit Bauarbeitern, die Schläuche und Pumpen schleppen. Unser Interview war damit beendet. Nach einer halben Stunde konnte man uns noch nicht sagen, wann das Ganze ein Ende haben wird, also fahren wir nach Hause. Es bleibt spannend mit der Bahn.
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