"Der Druck verwandelt sich in Spaß"
Wir durften Vincenzo Grifo, Spieler des SC Freiburg, interviewen. Wir haben ihn ausgewählt, weil er uns sehr sympathisch ist und wir ihn besser kennenlernen wollten. Außerdem finden wir seinen Beruf ziemlich interessant.
Marit Schropp und Florentine Wekker, Klasse 9-1, Walter- Eucken-Gymnasium, Nayla Schönewald und Hannah Schorpp, Klasse 8c, Rotteck-Gymnasium, (Freiburg)
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BZ: Wie sind Sie als Kind zum Fußball gekommen?
Mit dem Fußball habe ich angefangen mit dreieinhalb Jahren durch meinen sechs Jahre älteren Bruder, der auch Fußball spielte. Er war sehr talentiert, wurde aber nie ein Profispieler. Irgendwann habe ich meine Eltern dann gefragt, ob ich auch Fußball spielen darf. Dann haben mich meine Eltern auch in einem Fußballverein angemeldet.
BZ: Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus? Und ein Spieltag?
Ich stehe sehr früh morgens auf, dann mache ich die Kinder bereit und bringe sie in den Kindergarten. Von dort aus gehe ich um 8.30 Uhr direkt ins Stadion. Manchmal haben wir auch zwei Mal am Tag Training. Dort gibt es Frühstück, anschließend beginnt um zehn Uhr das Training, es endet gegen zwölf Uhr. Nach dem Training wird zu Mittag gegessen und wir haben eine Stunde Mittagspause. Ab 15.30 bis 17.30 Uhr haben wir wieder Training und dann muss man sich nachbereiten, das heißt man darf sich pflegen und massieren lassen. Um 18.30 Uhr ist mein Arbeitstag beendet. Wenn ich ein Fußballspiel habe, sieht mein Tagesablauf ganz anders aus. Ist es um 15.30 Uhr, treffen wir uns um 12 Uhr mittags. An diesem Tag haben wir eine Besprechung, in der die Taktik besprochen wird, machen eine Videoanalyse und bereiten uns auf den Gegner vor. Anschließend wird zu Mittag gegessen. Danach hat jeder 45 Minuten Zeit für sich, um Musik zu hören oder sich auf das Spiel vorzubereiten. Und dann wärmen wir uns für das Spiel auf.
BZ: Wie gehen Sie mit dem Druck um und in welchen Situationen haben Sie ihn am meisten?
Am Anfang, als ich 18 Jahre jung war, war es für mich was Besonderes. Bei den Spielen vor den vielen Zuschauern habe ich mir damals natürlich viel, viel mehr Gedanken gemacht. Jetzt gehe ich einfach mit Spaß und ganz viel Freude rein. Der Druck verwandelt sich also in Spaß. Aber es gibt spezielle Spiele, in denen ich aufgeregt bin, wie zum Beispiel ein Pokalfinale, oder wenn man in der Nationalmannschaft spielt und das ganze Land zusieht.
BZ: Wie ist es, erkannt zu werden, und das auch in privaten Situationen?
Mittlerweile kenne ich es nicht mehr anders. Vor allem in Freiburg oder in meiner Heimat in Pforzheim erkennen einen sehr viele. Natürlich sind die Blicke manchmal komisch, auch wenn manche einen zweimal anschauen und denken: Oh, er ist es doch. Ich finde es aber ganz angenehm, denn dafür hat man sein Leben lang gekämpft, davon träumt man seit seiner Kindheit. Jetzt hat man es und jetzt darf man sich nicht beschweren. Ich denke, ich gehe damit sehr gut um, offen und entspannt. Allerdings, wenn man irgendwo im Restaurant ist und mit den Kindern isst oder gerade die Gabel in den Mund nimmt und man einen vollen Mund hat, und dann kommen Personen und wollen ein Bild, ist es – sag ich mal – unangebracht. Ansonsten nervt es mich kaum.
BZ: Hatten Sie in ihrer Karriere irgendwelche Hindernisse, die Sie überwinden mussten?
Ja, sehr viele sogar. Zum Beispiel als ich in Dresden gespielt habe. Da war ich sehr weit von meiner Familie entfernt, etwa 700 Kilometer. Ich war alleine und 19 oder 20 Jahre alt und habe alles alleine machen müssen. Meine Familie und meine Frau haben mir sehr gefehlt. Das waren Hindernisse, die sich dann auch übertragen haben auf den Platz. Dadurch, dass sie mir gefehlt haben, hat mir die Bindung gefehlt. Man macht sich dadurch viel mehr Gedanken über den Fußball, als wenn man die Familie um sich herum hat. Meine Familie kommt sehr häufig zu Spielen. Meine Frau und meine Kinder sind immer dabei, außer bei Abendspielen. Allerdings gibt es da Ausnahmen, wie zum Beispiel das erste Spiel in der Europa League. Wenn die Familie aber mal keine Zeit hat, gebe ich die Tickets, die wir immer vom Verein zu Verfügung gestellt bekommen, an Freunde.
BZ: Verletzen Sie sich häufig und was war Ihre schlimmste Verletzung?
Bis jetzt war ich zum Glück eher weniger verletzt. Ein Paar Verletzungen hatte ich aber schon. Ich hatte einen Innenbandriss am Knie. Da war ich dann einen Monat draußen. Dann hatte ich einen Haarriss am Mittelfuß. Da war ich fast vier Monate lang draußen. In der anschließenden Reha habe ich nicht mit der Mannschaft trainiert. Wenn man dann wieder zurückkommt, ist es sehr schön. Dann weiß man auch wirklich erst, wie es ist, gesund zu sein. Das schätzt man sehr. Man braucht allerdings Anlaufzeit, um wieder in den Rhythmus zu kommen.
BZ: Gibt es irgendwelche Gewohnheiten oder Rituale, die Sie vor Spielen regelmäßig ausführen?
Ja, ich habe einen Ablauf, den ich gerne mache. Wenn wir mit den Kindern einlaufen, ist es zum Beispiel mein Ritual, als Letztes einzulaufen. Damit fühle ich mich wohl. In den 45 Minuten vor dem Spiel höre ich gerne Musik, komm ganz gelassen runter und freue mich auf das Spiel.
BZ: Messi oder Ronaldo?
Ronaldo. Aus dem Grund, weil ich ihn von klein auf geliebt habe. Er war mir immer ein bisschen sympathischer und mir gefällt sein Stil mehr.
BZ: Auswärts- oder Heimspiel?
Heimspiele. Weil die Fans uns mehr unterstützen und es sich wie bei einem zuhause anfühlt. Man kennt das Stadion in- und auswendig, den Rasen und die Abläufe.
BZ: Sommerspiele oder Winterspiele?
Absolut Sommer. Da bin ich gerne auf dem Platz, wenn die Sonne scheint. Den Winter mag ich natürlich auch, aber wenn ich es mir aussuchen dürfte, immer Sommer.
BZ: Pizza oder Pasta?
Beides eigentlich, aber wenn die Nudeln selbst gemacht sind, eher Pasta.