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Zischup-Interview

"Das Wichtigste ist die Idee"

Wie arbeitet ein Illustrator? Julian Waldvogel hat es den Zischup-Reportern Niko Gümpel und Konstantin Merkel verraten.  

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Julian Waldvogel zeichnet Comics und Character Designs.  | Foto: privat
Julian Waldvogel zeichnet Comics und Character Designs. Foto: privat
Schon als Jugendlicher liebte es Julian Waldvogel, zu zeichnen und sich an neuen künstlerischen Dingen auszuprobieren. Durch die Leidenschaft für Cartoons aus seiner Kindheit entwickelte sich sein Stil immer mehr in die Richtung des Character Designs und des Comics. Geboren 1985 in Breisach, schloss er 2005 sein Abitur am dortigen Martin-Schongauer-Gymnasium ab und studierte von 2007 bis 2012 Grafikdesign in Freiburg. Nachdem er sein Studium beendet hatte, arbeitete er selbstständig von 2013 bis 2016 in München. 2017 zog es ihn wieder in seine Heimatstadt Freiburg zurück. 2021 wurde die erste Auflage der Graphic Novel "Vogelschiss" veröffentlicht, welche sein bisher größtes Projekt darstellt.

Zischup: Warum haben Sie sich für diesen Job entschieden und warum explizit für das Gebiet Comics und Character Designs?

Waldvogel: Generell, weil ich schon immer gern gezeichnet habe und Character Design, weil ich Character ganz cool finde. Ich zeichne gerne Figuren und nicht unbedingt immer zusammenhängende Geschichten. Ich sehe mich daher eher beim Character Design, weil ich da am meisten Spaß und Ideen habe, mich in die Charaktere vertiefe und sie auch oft verfremde.

Zischup: Wie sieht Ihr Alltag aus und haben Sie immer ein Projekt, an dem Sie arbeiten?

Waldvogel: Ich arbeite überwiegend projektbezogen. Wenn ich ein Projekt habe, dann ist das auch sehr intensiv und beansprucht meinen ganzen Tag. Meistens gibt es dafür auch eine Deadline und es passiert leider selten, dass man einen Auftrag bekommt, bei dem man auch genügend Zeit zur Entfaltung der Kreativität hat. Doch das hängt meistens von den Kunden ab.

Zischup: Was war Ihr größtes Projekt bis zum jetzigen Zeitpunkt?

Waldvogel: Mein größtes Projekt war, als ich die Graphic Novell "Vogelschiss" entwickelt habe. Da sah mein Tag so aus: schlafen, aufstehen, Kaffee trinken und direkt warm zeichnen. Dann frühstücken und wieder zeichnen. Mit dem Team, mit dem ich zusammengearbeitet habe, musste ich die groben Vorlagen schaffen und die Vorarbeit leisten.

Zischup: Was war das größte Unternehmen, mit dem Sie gearbeitet haben?

Waldvogel: Gute Frage. Wahrscheinlich war bis jetzt das größte, mit dem ich zusammengearbeitet habe, der Europa-Park. Dort habe ich das Character Design für ein Musical entworfen, das im Europa-Park aufgeführt wurde.

Zischup: Was inspiriert Sie bei Ihren Zeichnungen?

Waldvogel: Hauptsächlich die Cartoons aus meiner Kindheit. Da bin ich nach wie vor dran hängen geblieben. Aber ich glaube, das geht vielen so, dass die Jugend schon sehr prägend ist, weil Stile, für die man sich begeistern kann, einen nie richtig loslassen. Für mich waren das damals "Invader Zim" und "Ren and Stimpy".

Zischup: Haben Sie ein bestimmtes Thema, mit dem Sie vor allem bei Ihren Zeichnungen arbeiten?

Waldvogel: Nein. Das ist kundenabhängig. Ich übernehme größtenteils die Aufträge, die mir angeboten werden und setze diese in meinem Stil um. Aber ich habe kein wirkliches Thema, auf das ich mich spezialisiere. Doch ich finde es schön, wenn man etwas Sinnvolles mit seiner Arbeit machen kann, also etwas, wovon man überzeugt ist. "Vogelschiss" ist beispielsweise eine Graphic Novell gegen Rechtsradikalismus.

Zischup: Zeichnen Sie Ihre Comics und Bilder per Hand oder digital?

Waldvogel: Beides. Inspiration holt m an sich zunächst überall und mittlerweile größtenteils aus dem Netz. Die Vorlagensuche ist meistens digital. Mir macht es am meisten Spaß, mit Bleistiften und Buntstiften vorzuskizzieren. Wenn ich das gemacht habe, fotografiere ich das ab und arbeite digital an meinem Zeichentablet weiter.

Zischup: Haben Sie Angst, von einer Künstlichen Intelligenz ersetzt zu werden?

Waldvogel: Nein ich habe keine Angst davor. Denn alles, was man machen muss, ist, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist eindeutig die Zukunft. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz kann jeder Illustrator und jede Illustratorin viel schneller und effizienter arbeiten. Wenn man sich damit beschäftigt, kann man sich von einer KI helfen lassen. Man kann sich viel Zeit sparen, wenn man die Grundlagen die Künstliche Intelligenz erschaffen lässt und danach mit seinem eigenen Stil drüber arbeitet. Eine Künstliche Intelligenz kommt nicht von allein auf Ideen. Das Wichtigste von einem guten Werk ist die Idee. Es macht vielleicht das Zeichnen an manchen Stellen ein bisschen überflüssig, aber der Mensch kann immer noch wunderbar darüber arbeiten und das Bild damit wieder einzigartig machen. Ich halte die KI für sinnvoll. Es ist Quatsch, sich davor zu fürchten.

Zischup: Haben Sie Wünsche für die Zukunft?

Waldvogel: Eigentlich habe ich keinen großen Traum. Mein größter Wunsch ist, dass ich so arbeiten kann, dass ich mich und meinen Stil ausleben kann und mich weniger an den Kunden anpassen muss. Das Traumhafteste, was es gibt, ist, wegen seines Stils angesprochen zu werden. Es ist schön, als Beruf das zu machen, was man gerne macht.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

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