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Theaterprojekt "Freiburg Alien City"

"Da kann ich richtig aus mir herausgehen"

Man sieht immer alles, was auf der Bühne und vor den Vorhängen geschieht. Doch was spielt sich eigentlich hinter den Kulissen ab? Was machen die Schauspieler in ihren Proben? Ich möchte dem Publikum einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und erzählen, was wir Schauspieler vom Theaterstück "Freiburg Alien City" in all den Monaten Vorbereitung erlebt haben.  

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  | Foto: Ingo Schneider
Foto: Ingo Schneider
Mein Name ist Rose Pohl und ich bin 14 Jahre alt. Das ist mein erstes Theaterprojekt am Stadttheater, bei dem ich mitspiele. Das Projekt "Freiburg Alien City" hat im Oktober 2011 begonnen und am 3. März war jüngst die Premiere. Ich war vor der ersten Probe wahnsinnig aufgeregt und habe mich gleichzeitig total darauf gefreut, denn Theater zu spielen ist meine Leidenschaft.

In den ersten Proben haben wir kleine Spiele gemacht: Theaterspiele zum Thema Aliens. Wir sollten zum Beispiel in kleinen Gruppen Alien-Szenen entwickeln. Ich weiß noch, wie ich nach der ersten Probe strahlend nach Hause gekommen bin und das nächste Mal gar nicht erwarten konnte.

In anderen Proben haben wir dann am Anfang meistens ganz viel recherchiert zum Thema Aliens oder zum Fremdsein. Da ich vor diesem Projekt es gar nicht gewöhnt war, erst so viel zu recherchieren, war mein Geduld ziemlich schnell am Ende. Ich meine damit, dass ich lieber ganz viel spielen und eher nicht so viel im Internet suchen wollte. Recherchieren heißt, dass wir im Internet, in Büchern oder Filmen nach Informationen über Aliens gesucht haben: Wie der Außerirdische für die meisten Menschen aussieht, ob er unsere Sprache sprechen kann, wie viele Menschen überhaupt glauben, dass es Aliens gibt und welche Forschungen in der Vergangenheit bereits angestellt wurden. Und wir haben uns versucht vorzustellen, wie für uns ein Alien aussehen würde.

Außer unseren Recherchen waren wir auch in Freiburg unterwegs, was mir persönlich besonders viel Spaß gemacht hat, wegen der witzigen Theaterspiele. Wir sollten zum Beispiel in der Nähe von der Theaterpforte versuchen, die Aufmerksamkeit der Passanten auf uns zu lenken. Die Leute haben auch sehr schnell auf uns reagiert. Denn wenn da eine Gruppe von Jugendlichen in einem Halbkreis um einen Baum aufgestellt ist, die Köpfe in den Nacken legt und wie wild klatscht, als würden sie dem Baum applaudieren, fragt sich wohl jeder Zuschauer, was die da machen. Die meisten von den Zuschauern haben auch angefangen nach oben zu schauen, um etwas zu finden, dem diese Gruppe applaudiert. Wenn die Leute offensichtlich nichts entdeckt haben, dann haben sie uns nur kopfschüttelnd angestarrt und sind irgendwann weggegangen. Viele haben auch lachend auf uns gedeutet und gut hörbar so etwas gesagt wie: "Guck mal, was die da machen." Ich glaube, vielen von uns wurde es dann ziemlich peinlich, denn es war nicht zu übersehen, dass alle Leute uns angestarrt haben.

Weil unser Stück Freiburg Alien City heißt, erzählt es nicht nur etwas über Aliens, sondern über Aliens in Freiburg. Deswegen haben wir noch versucht, viel über Freiburg herauszufinden. Unser Grundgedanke war, etwas über die Klischees in Freiburg zu erzählen: Über das Typische an Freiburg, über das Schöne an und in Freiburg, aber natürlich auch das weniger Gute an Freiburg. Oder das, was jeden nervt und in den Wahnsinn treibt. Wir haben zum Beispiel versucht, herauszufinden, wie der "typische Freiburger" für die meisten Menschen in Freiburg aussieht: Trägt er eine Jack-Wolfskin- Jacke? Geht er immer im Alnatura einkaufen? Oder ist er vielleicht nur ein Pseudo-Öko? Dazu sind wir in kleinen Gruppen losgezogen und haben Leute in Freiburg interviewt. Daraus wurden Szenen entwickelt, die in unserem Stück vorkommen.

Bestimmt könnt ihr euch nichts unter dem "Szenen entwickeln" vorstellen, deshalb will ich es erklären.
Vor einigen Monaten haben wir mit unseren Regisseuren beschlossen, verschiedene Szenen zu erfinden, die darüber erzählen, was die Aliens in Freiburg alles verändert haben. Ob sie die gleichen Rechte haben wie die Menschen, ob sie ungestört unter uns leben und ob sie sich fremd fühlen. Meine Gruppe, die aus mir und noch zwei anderen Schauspielern bestand, hatte sich dafür entschieden, eine Szene über die Rechte der Aliens zu spielen. Erst haben wir uns überlegt, dass die Aliens ihre Rechte erst verloren haben, als sie sich als Außerirdische outeten. Wir haben uns vorgestellt, dass wir diese Aliens sind und für unsere Rechte eintreten wollen. Unsere Idee war, das mit einer Alien-Demo zu vermitteln. Wir haben uns überlegt, was für Rechte wir verloren haben und was wir letztendlich fordern. Die Themen haben wir unter uns aufgeteilt. Ich hatte den Teil mit der Bildung und habe mir ausgedacht, dass Aliens nicht mehr in die Schule gehen dürfen und keinen Ausbildungsplatz mehr bekommen. Die anderen zwei hatten das Thema Politik. Sie überlegten sich, dass Aliens nicht mitbestimmen und keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen dürfen.

Als wir die Szene zum ersten Mal gespielt haben, sah das so aus: Wir sind laut rufend herbeimarschiert und ich habe ein Schild hochgehalten, auf dem stand: "Gebt uns unsere Rechte zurück!" Wir haben diesen Satz immer wieder laut gebrüllt. Dann hat jeder von uns seine Beschwerden ins Publikum gerufen. Als wir dann gemerkt haben, dass die anderen nicht so reagieren wie wir wollen, nämlich uns unsere Rechte zurückzugeben, ist mir der Kragen geplatzt. Ich habe so ein komisches Gerät auf die Zuschauer gehalten und geschrien, dass wir ihre Gehirne verändern würden, und sie unsere Sklaven sein müssen. Das war unser erster Versuch, die Szene zu gestalten, aber natürlich wurde sie noch ziemlich oft geändert.

Doch ein paar Wochen vor der Premiere wurden dieser Teil und die Demo doch wieder weggelassen, was mich ziemlich aufgeregt hat, weil die Szene sich schon wieder veränderte. Ganz am Schluss sah die Szene dann so aus: Nach unseren Beschuldigungen haben alle anderen Schauspieler tanzend versucht, unsere Szene zu unterbrechen. Sie sangen dabei "Fell in love with an alien" von der Kelly Family. Ich bin ausgerastet, habe eine in Alu eingewickelte Pistole aus meinem Gürtel gezogen, um damit wild fuchtelnd erst die anderen Schauspieler, dann das Publikum zu bedrohen. Dabei musste ich wütend herumschreien, ganz auf das Vorhaben versessen, gleich alle Gehirne der Zuschauer zu löschen. Diesen Teil liebe ich total, denn da kann ich mal richtig aus mir herausgehen und die ganze Bühne für mich beanspruchen. Es macht wahnsinnigen Spaß, wild herumzuhüpfen, das Publikum zu bedrohen und mir die Seele aus dem Leib zu schreien.

Jetzt habt ihr erfahren, wie sich so eine Szene entwickelt und immer wieder verändert, was mich wirklich oft in den Wahnsinn treibt, aber auch, wie viel Spaß so etwas macht. Theaterspielen am Stadttheater ist wirklich toll und ich empfehle es auf jeden Fall weiter.

Ressort: Schülertexte

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