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Ein Leben mit Epilepsie

Blitze im Gehirn

Sie fängt plötzlich an zu zittern, krampft, wird ohnmächtig – Kim Schütz hat Epilepsie. Wie lebt man mit einer Krankheit, die immer wieder anfallartig auftritt? Die Schülerin berichtet.  

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  | Foto: dpa
Foto: dpa
Ich bin Epileptikerin. Seit etwa vier Jahren weiß ich mehr über diese Krankheit, die mich seit meiner Geburt begleitet. Ich habe einfach das Pech, dass ich einen Gendefekt habe. Bei mir ist ein Gehirnschlauch kaputt, deswegen habe ich diese Krankheit. Wenn ich einen Anfall bekomme, werde ich ohnmächtig, fange an zu krampfen und kann mir sogar die Zunge abbeißen. Ich bekomme es gar nicht mit, wenn ich einen Anfall bekomme, weil ich währenddessen bewusstlos bin. Viele Menschen finden es lustig, wie das aussieht und lachen darüber. Als ich noch klein war, hatte ich sehr oft Anfälle und so stark, dass der Notarzt kommen musste. Nach einem Anfall bin ich immer sehr geschwächt und muss erst mal wieder zu mir finden.

Mein Arzt erklärte mir die Krankheit so: Es seien Blitze im Gehirn, die einfach kommen und gehen. Man sagt auch, das Gehirn habe eine Fehlstörung. Epilepsie ist eine Krankheit, die man von Geburt an hat oder im Laufe des Lebens bekommt. Es gibt 80 verschiedene Anfallarten bei dieser Krankheit. Jedoch kann diese Krankheit auch wieder verschwinden.

"Wir waren gerade an der Ostsee im Urlaub, als Kim einen Status epilepticus bekam, das bedeutet einen Anfall, der tödlich enden kann", erinnert sich Kims Mutter. Der Notarzt musste sofort kommen und Kim wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. "Es waren für mich die schlimmsten Stunden, nicht zu wissen, ob sie wieder aufwacht", erzählt sie. Es gab noch einen zweiten Hubschraubereinsatz, als sie einen weiteren starken Anfall hatte und nach Freiburg ins Krankenhaus geflogen werden musste. "Insgesamt", sagt Kims Mutter, " waren es 90 Anfälle in den vergangenen 16 Jahren."

Als ich drei Monate alt war, begann es zunächst mit einem Arm, der sich total verkrampfte. Meine Mutter fuhr mit mir ins Krankenhaus und dort wurde festgestellt dass ich Epilepsie habe. Für meine Mutter und meine Familie war dies eine riesige Belastung. Meine Familie musste mit mir neun Wochen lang nach Kork in das Epilepsiezentrum fahren. Diese neun Wochen wurde ich getestet mit verschiedenen Medikamenten. Im Laufe der Zeit wurden es immer weniger Anfälle und ich bin mit der Zeit dann selbständig wieder aufgewacht. Jetzt bin ich 16 Jahre alt und bekomme nur noch etwa einmal im Jahr einen Anfall. Wenn ich zum Beispiel zu viel Alkohol trinke oder zu wenig schlafe, kann es passieren, dass ich in der Nacht oder am nächsten Tag einen Anfall bekomme. Für meine Freunde und Klassenkameraden ist es sehr wichtig zu wissen, wie man bei einem Anfall reagiert, denn sonst kann es schlimm enden. Wenn ich einen Anfall bekomme, muss man mich in die stabile Seitenlage und den Kopf hoch legen und dann wache ich wieder auf. Damit dies aber nicht öfter als einmal im Jahr passiert, nehme ich Tabletten, die mir helfen die Anfälle zu verringern.

Ich habe natürlich vor meinen Führerschein zu machen, jedoch muss ich dazu erst ein ganzes Jahr "anfallfrei" sein. Epileptische Anfälle können auch sehr gefährlich sein – zum Beispiel, wenn ich einen Anfall im Wasser bekomme, kann das tödlich enden, weil ich dann ertrinke. Die einzigen Menschen, mit denen ich gut darüber reden kann, sind meine Mutter, meine Schwester, mein Vater und meine allerbeste Freundin Soela.

Kims beste Freundin hat schon mehrmals ihre Anfälle miterlebt und berichtet: "Ich kenne Kim seit 13 Jahren und ich habe schon oft mitbekommen, wie sie einen epileptischen Anfall bekommt. Es ist echt nicht schön, das anzusehen, aber ich möchte ihr helfen. Als wir noch in die Grundschule gingen, waren Kim und ich immer zusammen auf der Toilette, weil sie nicht alleine gehen durfte, wegen ihrer Anfälle. Bei dem ersten Anfall, den ich mitbekommen habe, wollten wir gerade zur WC-Türe hinein, als Kim plötzlich umfiel. Sie fing an zu zittern, krampfte und ihre Augen drehten sich nach oben, so dass man nur das Weiße gesehen hat. Ich schrie auf vor Schreck und rannte zu unserer Lehrerin und holte Hilfe. Ich war total schockiert. Aber man gewöhnt sich daran. Kim würde es gerne mal sehen wie das aussieht, wenn sie einen Anfall bekommt. Aber so ein epileptischer Anfall sieht sehr schrecklich aus. Ich hab manchmal sogar Albträume davon, weil es so schlimm aussieht."

Hoffentlich verschwinden die Anfälle ganz, damit ich ein "normales" Leben führen kann, schließlich hätte ich auch gerne mal eine Familie.

Ressort: Schülertexte

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