"Bekannt zu werden, war nicht geplant"

Kathrin Fricke alias "Coldmirror" ist Moderatorin und Youtuberin, unter anderem für das Online-Netzwerk Funk. In ihrem Podcast "5 Minuten Harry Podcast", analysiert sie den ersten Harry-Potter-Film fünfminutenweise. Ein Interview. .  

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Lädt seit rund 20 Jahren Videos auf Youtube hoch: Kathrin Fricke  | Foto: privat
Lädt seit rund 20 Jahren Videos auf Youtube hoch: Kathrin Fricke Foto: privat
BZ: Wie kamst du zu deinem Beruf?
Das ist schwer zu sagen, meine Berufsbezeichnung ist "selbstständige Medienkünstlerin", aber geplant habe ich das nicht. Ich habe mir alles selbst beigebracht. All das, was ich jetzt als Beruf mache, habe ich vorher auch schon, seit ich klein bin, als Hobbys gemacht, wenn mir langweilig war und weil ich recht kreativ bin. Ich habe früher schon gerne kleine Videos gemacht, war mit Freunden in einer Jugendredaktion beim Offenen Kanal Bremen, habe da Sketche geschrieben und ein wenig geschauspielert, und dann habe ich später Kunstwissenschaft studiert, weil ich auch gerne zeichne. Nebenbei habe ich – auch eher aus purer Langeweile – angefangen, meine Videos bei Youtube hochzuladen. Damit bekannt zu werden war gar nicht geplant. Ich wollte mich einfach kreativ damit austoben und die Videos nur Freunden zeigen. Das hat aber eher aus Zufall dazu geführt, dass ich durch den steigenden Bekanntheitsgrad irgendwann für Radio und Fernsehen arbeiten konnte, und nun kann ich tatsächlich meine Miete durch meine Videos bezahlen. Zu meinem Beruf kam ich also – aus Langeweile.

BZ: Wie kamst du zu deinem Namen "Coldmirror" ?
Vor sehr vielen Jahren, als es noch hieß, man sollte sich online auf keinen Fall mit Realname irgendwo anmelden, war es üblich, dass man sich als Benutzername irgendwas Doofes ausgesucht hat, wie sein Lieblingsessen oder seine Lieblingsband. Ich mochte damals ein Lied der Band Cradle of Filth sehr gerne namens "Creatures That Kissed In Cold Mirrors". Daraus ist dann mein Onlinename Coldmirror entstanden, den ich bis heute benutze.

BZ: Wie gehst du bei den Recherchen zu deinen Podcasts und Videos vor?
Das kommt immer drauf an, um welches Thema es geht. Wenn mir zum Beispiel ein kleines Detail in einem Film auffällt, zum Beispiel eine Spinne, und ich herausfinden will, was das für eine Spinnenart ist, dann verbringe ich stundenlang, manchmal auch tagelang damit, Filmtrivia-Artikel der letzten 20 Jahre durchzulesen, schaue mir Interviews der Schauspieler an, wühle diverse Wikipedia-Artikel durch, bis ich eine zufriedenstellende Antwort gefunden habe, und finde dann auch noch raus, dass Spinnen keine Ohren haben und mit feinen Haaren an ihren Beinen fühlen, die Trichobothrien heißen und, und, und – dann kann ich manchmal gar nicht aufhören, weil ich immer mehr interessante Sachen herausfinde.

BZ: Was hat sich auf Youtube verbessert, seit du damit angefangen hast ?
Alter, es ist jetzt schon fast 20 Jahre her, seit ich mit Youtube angefangen habe. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht sagen, was genau sich in all den Jahren verbessert hat, es ist ein stetiger Prozess gewesen, manchmal in eine doofe Richtung, manchmal in eine gute, sowohl was das Creator-Erlebnis angeht, als auch für die Zuschauer. Ich weiß noch, damals, da gab es noch eine Fünf-Sterne-Bewertung und keine Daumen hoch oder runter. Außerdem durfte jedes Youtube Video nicht länger als zehn Minuten sein! Das würde mich heute völlig wahnsinnig machen, also gut, dass sich das geändert hat.

BZ: Was findest du, hat sich auf Youtube verschlechtert?
Ich finde die ständige Werbung sehr nervig, und dass der finanzielle Profit der Hauptantrieb für manche zu sein scheint, überhaupt Videos zu machen, nicht mehr Kreativität und Spaß. Aufrege-Videos werden hingepfuscht, die dann durch einen bescheuerten Algorithmus auch noch gefördert werden. Es scheint, je wütender die Zuschauer sind, desto besser läuft es für die Leute, die von der Werbung profitieren. Ist kein angenehmes Klima und da halte ich mich lieber raus.

BZ: Wie kamst du zu Funk?
Ich habe auf Youtube ungefähr seit 2010 Videos für den Hessischen Rundfunk produziert, war also, als Funk 2016 gegründet wurde, schon länger bei den Öffentlich-Rechtlichen. Daher war Funk für mich der nächste logische Schritt.

BZ: Was würdest du als den Höhepunkt deiner bisherigen Karriere bezeichnen?
Wenn Leute mir sagen, dass sie durch mich und meine Videos, obwohl es ihnen schlecht ging und sie nicht mehr leben wollten, wieder lachen konnten und nun den Mut haben weiterzuleben. Wenn ich sowas höre, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe. Im Prinzip ist der "Höhepunkt" also all meine Videos als Gesamtwerk. Und ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass ich mir damit überhaupt eine Karriere aufgebaut habe. Ich mag immer genau das Projekt am meisten, an dem ich gerade arbeite, und wenn das fertig ist, konzentriere ich mich auf das Nächste. Allerdings war der "5 Minuten Harry Podcast" ein sehr wichtiges Projekt für mich, weil es mit acht Jahren, die es gedauert hat, das bisher längste war, an dem ich überhaupt je gearbeitet hatte. Und ich weiß, dass es vielen Leuten sehr viel bedeutet – daher werde ich das wohl mein Leben lang machen müssen.

BZ: Wie suchst du die Serienfolgen für deine "telekaddi"-Videos aus?
Es sind immer Serien (oder Filme) die ich selbst als Kind geschaut habe, zu denen ich eine persönliche Bindung habe. Eine ganze Serie vorstellen geht aber schlecht, daher suche ich mir meist eine bestimmte Folge raus, die ein bisschen von der Norm abweicht oder um die es "Skandale" gab. Sowas eignet sich besonders gut für ein Review, wie zum Beispiel die "verbotene" Teletubbies-Folge mit einem gruseligen Löwen, der Angststörungen bei Kindern ausgelöst hat. Mir macht es Spaß, auf solch merkwürdige Details aufmerksam zu machen, die man vorher vielleicht nicht so wahrgenommen hat.

BZ: Wer sollte bei einer Neuverfilmung von Harry Potter den Charakter von Harry Potter spielen?
Ein Aqua-Alien aus dem Film "Alien: Resurrection".
Schlagworte: Harry Potter, Kathrin Fricke
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