Was passiert nach der Schule – eine Kurzgeschichte

Auf Wiedersehen, Nimmerland!

Die Prüfungen sind geschrieben und die erste Freizeit genossen, doch was passiert danach? Wie geht das Leben weiter? Darüber hat sich auch Isa Holmes Gedanken gemacht – und uns ihre Kurzgeschichte geschickt.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Welchen Weg soll man gehen? Entscheidungen sind immer schwierig.  | Foto: gravicam - Fotoliacom/gravicam
Welchen Weg soll man gehen? Entscheidungen sind immer schwierig. Foto: gravicam - Fotoliacom/gravicam
"Und was willst du jetzt machen?" Diese Frage verfolgt mich wie Hook Peter Pan, sie will meinen Untergang, meinen Tod; sie will, dass ich klein beigebe. "Niemals!" rufe ich, und sehne mich nach dem Krokodil, das mich von meinem ungeliebten Verfolger befreit.

Bis dahin muss ich weglaufen, ich renne so schnell, dass ich kaum Zeit habe mich in meiner neuen Umgebung umzugucken. Vorbei fliegen Ausbildungsplätze, Wochen, Universitäten, Stunden, ferne Länder, Sekunden, Bewerbungen, Überlegungen. Ich renne, damit ich bleiben darf wo ich bin. Das ist paradox, doch wie es scheint, muss ich mich daran gewöhnen, so ist das Leben eben.

Kaum habe ich die Schule abgeschlossen, beginnt der Spießrutenlauf. Was ich mir als grenzenlose Freiheit vorgestellt habe, entpuppt sich schnell als graue Wirklichkeit. Und wenn ich abends zu Bett gehe, zähle ich keine Schäfchen, sondern eingezäunte Möglichkeiten. Ich wälze mich hin und her und versuche ein Schlupfloch zu finden. Wo bleibt das weiße Kaninchen, dem ich ins Wunderland folgen kann?

Im Traum erscheint mir Hook, mit drohendem Haken, und plötzlich fühle ich mich so schwer vor Sorge, dass selbst Glöckchens Feen-Staub versagt.

Am nächsten Tag ruft mich meine Freundin Zora an und sagt, ich solle mich gefälligst zusammenreißen, Uskoken geben nicht auf. Ich darf nicht darauf warten, dass für mich die Zeit still steht, für mich gelten andere Regeln als für Dorian Gray. Ich möchte nicht eines Tages meinem verkommenen Abbild gegenüber treten, und mir vorwerfen, dass ich die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht habe, zu warten, vor den grauen Herren gerettet zu werden.

Nicht Basil, sondern ich selber wähle die Farben, welche mein Leben bestimmen sollen. Und mit jedem Schritt, den ich mache, zeichne ich tapfer mein eigenes Meisterwerk. Ich bin meine Leinwand und egal, in welche Richtung ich laufe, ob ich weiterhin renne oder doch lieber gemütlich schlendere, am Ende wartet die Grinsekatze und begrüßt mich mit einem Lächeln. Die graue Wirklichkeit verwandelt sich zu einem bunten Wunderland, ich muss nur genau hingucken.

Meine Einstellung hat sich geändert, fliegen kann ich wieder ganz alleine. Ich habe beschlossen, in England zu studieren und der Gedanke macht mich glücklich. "Tick Tack", sage ich zu Hook und grinse. "Deine Zeit läuft ab: Ich bin auf dem Weg, etwas zu werden." "Und was machst du dann?", krächzt der Kapitän und spielt seinen letzten Trumpf aus.

"Dann", entgegne ich stolz und ohne Angst, "dann baue ich ein Floß mit Huck Finn, und setze Segel zu neuen Ufern." Wir sind mutige Entdecker: Auf Wiedersehen, Nimmerland, auf geht’s zu neuen Abenteuern.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel