Erste Hilfe
Arbeiten, wo andere feiern – mit dem DRK im Einsatz an Fasnacht in Reute
Nach mehr als zwei Jahren coronabedingter Pause konnten dieses Jahr wieder die traditionellen Fasnachtsumzüge, wie zum Beispiel am Rosenmontag in Reute, stattfinden. Doch wie sieht es hinter den Kulissen einer solchen Veranstaltung aus?
Kris Cornelis und Lars Wittemann, Klasse 9b, Albert-Schweitzer-Gymnasium (Gundelfingen)
Fr, 28. Apr 2023, 12:24 Uhr
Schülertexte
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Da das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in den Jahren vor Corona stetig steigende Einsatzzahlen verzeichnete, sind mehr Einsatzkräfte vor Ort als in den vergangenen Jahren. Diese wurden bei Dienstbeginn in drei Streifen eingeteilt, die entlang der Umzugsstrecke positioniert sind. Eine dieser Streifen ist in ständigem Kontakt mit der Leitstelle, um die reguläre Einsatzbereitschaft für Helfer im Umkreis Reute sicherzustellen. Außerdem besetzt ein weiteres Team permanent die Unfallhilfsstelle, kurz UHS.
Insgesamt sind neun der 14 DRKler mindestens Sanitätshelfer. Die restlichen fünf sind Praktikanten, überwiegend aus der 2022 in Vörstetten gegründeten Jugendbereitschaft. Das kürzlich erlernte Aufbauen eines Feldbettes und Tragelagerungsblocks konnten die Jugendlichen somit direkt anwenden. Von diesen mussten in der Unfallhilfsstelle vier errichtet werden.
Aufgrund der Statistiken der vergangenen Jahre rechnet das DRK Vörstetten-Reute an diesem Tag mit etwa 20 Patientenkontakten, sagt Bereitschaftsleiterin Katja Merz. Die meisten von ihnen würden wahrscheinlich kleinere Verletzungen haben wie Schnittwunden, Folgen von Stürzen oder auch einfach ein bisschen zu viel Alkohol. Letzteres birgt auch Gefahren für die Helfer, da alkoholisierte Patienten in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt sind und unter Umständen nicht verstehen, dass ihnen eigentlich geholfen wird. Ein weiteres Risiko sind betrunkene Freunde, die aufgrund des Alkoholeinflusses aggressiv reagieren könnten. Der Tag zeigt jedoch: Viele der Besucher sind einfach gut drauf, bleiben respektvoll und erfreuen sich an den bunt leuchtenden Einsatzkräften.
Die Stimmung ist, nachdem der Umzug vorbei ist und sich die Besucher im Narrendorf tummeln, erst einmal entspannt. Einige der Streifen kehren nun auch zurück in die Unfallhilfsstelle, in der die Laune sichtlich steigt. Ab sofort werden von hier aus regelmäßig Streifen losgeschickt, die den Festplatz überprüfen.
Doch bisher halten sich die Einsatzzahlen in Grenzen. Die meisten Personen, die die Unfallhilfsstelle aufsuchen, benötigen lediglich ein Pflaster. "Na ja, korrekterweise einen Wundschnellverband", stellt Praktikant Mats Kunz richtig. Der Unterschied besteht darin, dass ein Wundschnellverband steril ist und somit direkt auf die Wunde gelegt werden kann. "Pflaster" ist eigentlich nur das Klebeband zum Fixieren.
Auf jedem der drei Einsatzfahrzeuge des DRK Vörstetten befinden sich mindestens zwei Notfallrucksäcke, jeweils einer für Probleme mit der Atmung und einer für Kreislaufprobleme. Auf dem größten Fahrzeug, dem sogenannten Gerätewagen Sanität, gibt es zudem alles weitere Nötige für größere Einsätze mit vielen Patienten. Heute sind vor allem ein mobiles Waschbecken, die Feldbetten und Tragen sowie viele Erste-Hilfe-Materialien dabei.
Plötzlich meldet eine der Streifen über Funk einen Notfall an die Einsatzleitung – Gruppenführerin Linda Konstanzer koordiniert den Einsatz. Es werden eine weitere Streife zur Tragehilfe sowie die Polizei zur Unterstützung dazugerufen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Feuerwehr und DRK "läuft!", wie es einer der am Tisch sitzenden Polizisten ausdrückt. Denn die Unfallhilfsstelle dient nicht nur der Patientenversorgung, sondern auch der Versorgung der Einsatzkräfte mit Essen und Trinken.
Die Schnittstelle zwischen den einzelnen Rettungsorganisationen wird durch einen Koordinator sichergestellt. Dieser kann im Notfall weitere Hilfskräfte alarmieren. Mittlerweile betritt auch das Team mit der verletzten Person die Unfallhilfsstelle und man spürt, wie die Anspannung der Einsatzkräfte steigt. Durch das professionelle Handeln der Helfer bleibt die Lage dennoch ruhig. Dies ist unter anderem dem letzten Dienstabend zu verdanken, bei dem typische Szenarien an Fasnacht besprochen und geübt wurden. Vor allem für die Jugendbereitschaftler war dies ein gutes Training, da diese sich noch in der Grundausbildung zur Einsatzkraft befinden.
Während in der Unfallhilfsstelle das verwendete Material desinfiziert wird, geht draußen langsam die Sonne unter. Doch der DJ lässt sich davon nur wenig beeindrucken – im Gegenteil, die Musik wird immer lauter. Es ist schwierig, durch die ohnehin schon völlig überfüllten Gassen zu laufen, ohne über Glasflaschen zu stolpern. Für das Sanitätspersonal eher problematisch – vollbepackt mit riesigem Notfallrucksack muss es sich durch die Menschenmenge drücken.
Um etwa 20 Uhr ist dann endlich Feierabend. Doch bevor es zurück zum Rettungszentrum nach Vörstetten geht, muss das benutzte Material geputzt, aufgeräumt und nachgefüllt werden, damit alles wieder einsatzbereit ist.
Anders als anfangs erwartet, ist recht wenig passiert. Insgesamt verzeichnet das Deutsche Rote Kreuz an diesem Tag 13 Patientenkontakte, davon sechs Wundversorgungen, drei Alkoholvergiftungen und weitere Notfälle.
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