"Angst habe ich nie, nur Respekt vor den Häftlingen"

ZISCHUP-INTERVIEW mit einem Schließer in der Justizvollzugsanstalt Freiburg über den Arbeitsalltag im Gefängnis.  

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Justizvollzugsbeamter verschließt  eine Zelle.   | Foto: dpa
Justizvollzugsbeamter verschließt eine Zelle. Foto: dpa

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Freiburg ist für die meisten Menschen ein ebenso abgeschlossener wie einschüchternder Ort. Trotz seiner Fast-Unsichtbarkeit, ist es ein Stück Lebensrealität. In der JVA arbeiten rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Berufen. Jeanine Müller, Schülerin der Kasse 8a an der Pestalozzi-Realschule Freiburg, hat einen von ihnen interviewt: den Schließer Hartmut K. (Name von der Redaktion geändert).

Zischup: Wie kamen Sie auf die Idee, Schließer in der JVA Freiburg zu werden?

Hartmut K.: Als ehemaliger Zeitsoldat kam ich durch den "Förderdienst der Bundeswehr" zu diesem Beruf.
Zischup: Wie sieht Ihr Arbeitstag als Schließer aus, was sind Ihre Aufgaben?

Hartmut K.: Meine Aufgaben sind die Sicherheit des Gefängnisses, Kontrolle der Gefangenen sowie der Besucher, die Verwaltung und die Vorführung vor Gericht.

Zischup: Wieso hat die JVA eine Sternform? Gibt es einen besonderen Grund?

Hartmut K.: Aus Gründen der tarnoptischen Überwachung, weil man früher keine Überwachungskameras hatte. So konnte man jeden Flügel überwachen.
Zischup: Wie lang brauchen Sie um alle Türen zu schließen?

Hartmut K.: Ich brauche bei circa 1000 Schlössern vier Stunden, aber genau gezählt hab ich sie noch nicht.
Zischup: Macht die Arbeit Spaß? Und haben Sie manchmal ein schlechtes Gewissen, Menschen etwa an Heiligabend einzuschließen?

Hartmut K.: Es macht mir viel Spaß. Ein schlechtes Gewissen hatte ich noch nicht, da die Gefängnisinsassen ja gegen das Gesetz verstoßen haben. Aber sie tun mir leid, wenn sie im Sommer nicht ins Schwimmbad gehen können.
Zischup: Weiß man als Schließer, welche Verbrechen einer begannen hat?
Hartmut K.: Ja, wenn man es genau wissen will, kann man in der Akte nachschauen, aber man muss nicht. Man weiß es aber meistens zu 90 Prozent.
Zischup: Was war Ihr schlimmstes Erlebnis? Hatten Sie mal Angst?
Hartmut K.: Angst habe ich nie, nur immer Respekt vor den Häftlingen. Meine schlimmsten Erlebnisse waren Suizidversuche, unter anderem habe ich erlebt, dass sich Insassen die Pulsadern aufgeschlitzt haben oder Leute, die sich erhängt haben.
Schlagworte: Hartmut K.
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