"Am Anfang hatte ich Heimweh"
Dinh Ngoc Tuan (49) kam 1989 als junger Gastarbeiter aus dem kommunistischen Vietnam in die damalige DDR. Er kennt viele Landsleute, die über Hilfsschiffe wie die Cap Anamur nach Deutschland kamen. Sein Sohn Phong Dinh sowie Luis Richter, beide aus der Klasse 9c des Goethe-Gymnasiums in Emmendingen, haben sich mit ihm über seine Flucht unterhalten.
Luis Richter, Phong Dinh, Klasse 9c, Goethe-Gymnasium & Emmendingen
Di, 26. Apr 2016, 11:51 Uhr
Schülertexte
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Dinh Ngoc Tuan (49) kam 1989 als junger Gastarbeiter aus dem kommunistischen Vietnam in die damalige DDR. Er kennt viele Landsleute, die über Hilfsschiffe wie die Cap Anamur nach Deutschland kamen. Sein Sohn Phong Dinh sowie Luis Richter, beide aus der Klasse 9c des Goethe-Gymnasiums in Emmendingen, haben sich mit ihm über seine Flucht unterhalten.
Dinh: Ich bin damals 1989 von Saigon, einer Großstadt in Südvietnam, in die damalige DDR geflohen, um als Gastarbeiter in einer Gardinenfabrik zu arbeiten. Das Flugzeug, mit dem ich damals kam, hatte circa 150 männliche Passagiere, alle zwischen 20 und 30 Jahren. Am Anfang ging ich davon aus, dass ich nach einigen Jahren wieder nach Vietnam zurückgeschickt werden würde. Ich konnte dann aber bleiben, weil die Berliner Mauer gefallen ist.
Zischup: Kennen Sie Flüchtlinge, die damals über die Cap Anamur geflohen sind?
Wissen Sie, wie diese damals geflohen sind?
Dinh: Die Flüchtlinge trafen sich an einem bestimmten Ort und zahlten 6000 bis 7000 Euro an einen Schlepper. Der übergab den Flüchtlingen ein Schiff, das so groß war wie ein kleines Fischerboot. Die Flüchtlinge flohen daraufhin ins Chinesische Meer, um nach Thailand oder auf die Philippinen zu gelangen. Manche hatten Glück und wurden schon auf See von einem der großen Flüchtlingsschiffe aufgenommen. Wer von der Cap Anamur gerettet wurde, konnte sicher sein, in Westdeutschland bleiben zu dürfen.
Zischup: Was war Ihr erster Eindruck von Deutschland, als Sie 1989 ankamen?
Dinh: In Vietnam dachte ich, dass die DDR ein sehr schönes und tolles Land sei, doch als ich kam, waren viele Leute unfreundlich und ausländerfeindlich. Als dann aber die Mauer fiel, und ich in die BRD kam, waren fast alle nett und hilfsbereit. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei diesen Menschen.
Zischup: Wie bewerten Sie die Flüchtlingsproblematik in Deutschland heute?
Dinh: Mir macht es nichts aus, dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen, sie fliehen ja auch nur wegen dem Krieg in Syrien. Es dürfen meiner Meinung nach Flüchtlinge kommen, aber es sollten nicht zu viele sein. Die Flüchtlinge sollten auf alle europäischen Länder gerecht aufgeteilt werden.
Zischup: Bereuen Sie es, nach Deutschland gekommen zu sein?
Dinh: In den ersten zwei Jahren hatte ich Heimweh und habe es schon etwas bereut. Doch nach einiger Zeit, als ich mich eingelebt hatte, war ich doch sehr glücklich, dass ich die Entscheidung getroffen habe, nach Deutschland zugehen.
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