Zweimal wäre er beinahe ums Leben gekommen
Klaus Z. aus Freiburg erinnert sich an den Zweiten Weltkrieg.
Emma Hebbeler, Klasse 8b, Kolleg St. Sebastian (Stegen)
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Draußen ist es ein sonniger Montagnachmittag, und auch in der wie in der Zeit stehengebliebene Wohnung von Klaus Z. herrscht eine ruhige und angenehme Stimmung. Während der Geruch von frisch gemahlenen Kaffeebohnen einem in die Nase steigt, geht Klaus Z. in seinem Kopf auf Zeitreise. Genauer gesagt: in die Jahre 1936 bis 1945, also die Epoche des Zweiten Weltkrieges.
Dennoch würde ihm diese sorgenlose Kindheit nicht mehr lange erhalten bleiben. Der Zweite Weltkrieg warf schon seinen Schatten voraus, aber die damalige Kirnerstraße war in großer Jubelstimmung. "Die Fahnen wehten vor jedem Haus, als die siegreichen deutschen Soldaten an der Schwarzwaldstraße jubelnd empfangen wurden. Die Familien hatten Sonnenschirme aufgebaut und den Soldaten wurden Getränke angeboten."
Also waren wirklich alle Einwohner der Straße Nationalsozialisten? "Bestimmt nicht, aber im Haus Nr. 19 wohnte der Kreisleiter der Partei, Herr Fritsch, und nebenan Herr Lang, der Blockwart. Vor diesen musste man sich natürlich auch in den Äußerungen zurückhalten, sonst konnte es schnell lebensgefährlich werden." Dies sagt Klaus Z. in einem ernsten Ton, doch dann fügt er noch lachend hinzu: "Diese Parteigenossen wurden mit PG abgekürzt, aber als sie dann den Krieg verloren hatten, haben wir es immer gerne mit ,Pech gehabt’ übersetzt."
Was seine Eltern anfangs über die nationalsozialistische Bewegung beziehungsweise über Adolf Hitler dachten, weiß Klaus Z. nicht so genau. "Nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland ja in einer großen Wirtschaftskrise. Es gab eine hohe Arbeitslosigkeit, Reparationen mussten bezahlt werden (Anmerkung der Redaktion: Reparationen sind Entschädigungen, die ein Staat nach einer Niederlage im Krieg an den/die Gewinner entrichten muss). Dann kam ein Österreicher, Adolf Hitler, und sagte: Ich führe euch aus der Krise. Somit erlangte er in der Wahl die Mehrheit der Stimmen. Ja, er wurde tatsächlich demokratisch gewählt. Denn niemand konnte erahnen, was er als Nächstes machen würde."
Überraschenderweise kannte Klaus Z. damals nur eine einzige Jüdin. Sie hieß Fanny Müller und zog 1938 in die Kirnerstraße um. Bis 1940 bewohnte sie das Haus Nr. 1. Was danach aus ihr geworden ist, bleibt zunächst unklar. Ab und zu besucht der besorgte Klaus Z. die Freiburger Synagoge, wo sich ein großer Anschlag in Gedenken an die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkrieges befindet. Z. vermutet, dass Fanny überlebt hat, weil er den Namen seiner Ex-Nachbarin noch nicht gefunden hat.
Schließlich erzählt Klaus Z. noch von den Erinnerungen, die ihm aus dem Krieg am meisten im Gedächtnis geblieben sind. Es waren zwei Ereignisse, bei denen er beinahe ums Leben gekommen wäre. Es ist zu erkennen, dass seine Miene sich verdunkelt und er viel nachdenklicher wirkt.
"Da war einmal ein Bombenabwurf. Ich befand mich in der Hasemannstraße, einer parallelen Nachbarstraße zur Kirnerstraße, und eine Bombe kam nicht weiter als 50 Meter von mir entfernt runter. Glücklicherweise hielt ich mich zu der Zeit im Keller von einem Haus auf, also ist nichts passiert. Aber die Frauen haben geschrien und geweint."
Mit zittriger Stimme spricht er danach weiter und erzählt: "Und das zweite Mal war es gegen Kriegsende. Da stand ich vor meinem Haus und habe eine weiße Fahne geschwungen. Ich wartete darauf, dass die Franzosen, die zu der Zeit bis zum Schwabentor gelangt waren, zu uns kommen. Ich wollte, dass der Krieg möglichst schnell endet. Na ja, da kam ein deutscher Soldat die Straße runter. Er zeigte sein Gewehr auf mich. Direkt auf mich! Dass er dann doch nicht geschossen hat, ist ein Wunder."
Langsam wird es spät, also beschließen wir, erst einmal Feierabend zu machen. Während wir uns verabschieden, bedanke ich mich nochmal bei Klaus Z. für seine Kooperation. "Ja natürlich!", meint er, "ich werde nicht jünger, deshalb ist es mir wichtig, mich noch zu arrangieren, während ich es noch kann."
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